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ANBAU/160: Bio ist besser für Umwelt und Tierschutz (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 27. Juni 2014

Bio ist besser für Umwelt und Tierschutz

Ökolandwirtschaft in Bayern bringt Vorteile für Natur und Umwelt BN fordert verlässliche EU Regeln für den Bioanbau



"Die Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Artenvielfalt werden in der Politik zu wenig herausgestellt", kritisiert Prof Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern (BN), und weiter: "Vor dem Ökolandbau muss man das Trinkwasser nicht schützen, da keine Pestizide angewendet werden und keine Düngungsüberschüsse die Gewässer belasten. Auch die Artenvielfalt in den Feldern wird nicht totgespritzt. Bioböden sind humusreich und belebt, sie speichern mehr Kohlendioxid als konventionell bewirtschaftete Böden und tragen so auch erheblich zum Klimaschutz bei. Die bisher in der EU Bioverordnung definierten Tierhaltungsvorschriften liegen weit über den Standards der in Deutschland gültigen Tierschutzbestimmungen."

"Man muss schließlich sagen dürfen, dass Ökolandbau umweltschonender und tiergerechter wirtschaftet, ohne deswegen der Diskriminierung der konventionellen Landwirtschaft bezichtigt zu werden", ergänzt Stephan Kreppold, Sprecher des BN Arbeitskreis Landwirtschaft und selbst Biolandwirt. "Schließlich müssen die Verbraucher wissen, warum Biolebensmittel teurer sind", so Kreppold.

Unverständlich sei, dass im Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) Ökolandwirte von der Honorierung zusätzlicher ökologischer Leistungen ausgeschlossen seien, für die konventionelle Betriebe entlohnt werden. Dies betreffe z.B. den Verzicht auf Intensivfrüchte in wasserwirtschaftlich sensiblen Gebieten oder die extensive Grünlandnutzung für Raufutterfresser. "Wenn konventionelle Betriebe höhere Entlohnung für umweltschonendes Wirtschaften am Gesamtbetrieb erhalten als Biobetriebe, dann läuft in der Förderung etwas falsch", so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin. Schließlich sei der Ökolandbau wegen seiner Umwelt- und Gemeinwohlleistungen die umweltschonendste Form der Lebensmittelerzeugung, und sollte dafür auch finanziell belohnt werden. Nur dann könne das von Minister Brunner angekündigte Ziel der Verdoppelung des Ökolandbaus in Bayern bis 2020 zu erreichen, in eine einigermaßen realistische Dimension kommen.

EU Bioverordnung mit Augenmaß weiterentwickeln !

Die geplante Neufassung der EU Bioverordnung sieht der BN als potenzielles Umstellungshindernis, wenn es nicht gelingt, bald Klarheit zu schaffen. Der neue Entwurf, der von der EU Kommission im Frühjahr 2014 vorgelegt wurde, und 2017 in Kraft treten soll schafft Unsicherheit bei potenziellen Neu-Umstellern, die sich im KULAP auf fünf Jahre binden müssen, ohne zu wissen, ob die neue Revision unüberwindliche Hindernisse bringt, und sie dann möglicherweise Fördergelder zurückzahlen müssten.

Die geplante Abkehr von der prozessorientierten Definition des Ökolandbaus (d.h. Anbau- und Tierhaltungsvorschriften) ist für den BN nicht nachvollziehbar und nicht hinnehmbar. Sollten Rückstandgrenzwerte zum dominierenden Kriterium werden, dann können zukünftig möglicherweise konventionelle Verfahren, die auch rückstandfrei arbeiten, als Bio anerkannt werden, ohne z.B. umweltgerechte Produktion und artgerechte Tierhaltung nachweisen zu müssen. Eigene verschärfte Grenzwerte für Biolebensmittel würden zu erhöhtem Aufwand und Kosten führen, wenn z.B. jede Ladung Getreide vor dem Einlagern bereits analysiert werden müsste. Bisherige Rückstandsuntersuchungen an Lebensmitteln in Bayern zeigten klar, dass Ökolandbauprodukte kaum Rückstände aufwiesen (siehe Anlage 1).

Die biologische Landwirtschaft wurde von unten von der Praxis von Pionieren der Landwirtschaft aufgebaut. Eine Mitwirkungsmöglichkeit bei der Gestaltung der Verordnung muss auch von Seiten der Praxis gewährleistet sein, fordert der BN. Viele der neuen Inhalte sollen jedoch als "delegierte Rechtsakte" konzipiert werden und sind damit direkt in den Mitgliedsstaaten bindend, ohne dass noch demokratische Abänderungsmöglichkeiten oder Spielräume bei unterschiedlichen nationalen/klimatischen/strukturellen Unterschieden in den Mitgliedsstaaten berücksichtigt werden können. Damit würden die Mitwirkungsmöglichkeiten von Verbänden und Parlamentariern bei der Weiterentwicklung der Verordnung ausgeschaltet. Die neue Verordnung soll im Herbst im neuen EU Parlament verhandelt werden.

Raute


Anlage 1:
Warum Bio besser ist für Umwelt und Tierschutz
Geringe Belastung von Lebensmitteln mit Pestiziden

Die allgemeine Umweltbelastung und das Ausbringen von Pestiziden in der Landwirtschaft schafft eine Grundbelastung der Umwelt. Im Ökolandbau wird auf chemisch synthetische Pestizide verzichtet. Deshalb finden sich auch kaum Rückstände in Bio-Lebensmitteln. Das bayerische Landesamt für Gesundheit führt jährliche Rückstandsuntersuchungen durch, die die deutlichen Unterschiede belegen: [1]

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) untersuchte im Jahr 2012 mit umfassenden Multimethoden und speziellen Einzelmethoden insgesamt 2.165 pflanzliche Lebensmittel auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, davon waren 16% als Bio-Produkte gekennzeichnet. 87% der Proben aus dem ökologischen Anbau wiesen keine Rückstände auf, bei konventionellen Produkten waren dagegen nur 27% der Proben rückstandsfrei.

Bioanbau ist angewandter Trinkwasser und Gewässerschutz

Ökolandbau bewahrt das Trinkwasser vor Pestizidbelastungen. Die meisten grundwasserbelastenden Pestizide stammen aus der konventionellen Landwirtschaft: [2]

"2009 untersuchte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 91 Trinkwasserproben auf Pflanzenschutzmittel und deren Metabolite. .... Die vorgelegten Ergebnisse sind ... keinesfalls repräsentativ für den Zustand der bayerischen Trinkwasserversorgung, dienen aber den Vollzugsbehörden als Grundlage ihrer Entscheidungen. ....Wie in den Jahren zuvor spielten auch 2009 Atrazin und dessen Abbauprodukt Desethylatrazin die größte Rolle. 29 der vorgelegten Proben (32%) waren wegen Grenzwertüberschreitungen von Desethylatrazin und beziehungsweise oder Atrazin zu beanstanden."

Auch für 2013 liegen unveröffentlichte Daten vor, die die Pestizidrückstände in ausgewählten Trinkwassererfassungen aufzeigen.

Bioböden haben Potenzial für den Klimaschutz:

Auf Grund der Vielfalt der im Ökolandbau angebauten Kulturen und des aufeinander abgestimmten Systems Tierhaltung und Pflanzenanbau reichert der Biolandbau Kohlenstoff im Boden an. Die Auswertung von 74 Studien weltweit durch das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FIBL) zeigt, dass die Kohlenstoffvorräte in biologisch bewirtschafteten Böden um durchschnittlich 3,5 Tonnen pro Hektar höher sind, als in nicht biologisch bewirtschafteten Böden.

Biologisch bewirtschaftete Böden speichern im Durchschnitt 450 kg atmosphärischen Kohlenstoff mehr als der Durchschnitt der untersuchten konventionellen Böden. Damit leisten biologische Anbausysteme einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Quelle: FIBL Schweiz, Meldung vom 16.10 2012 [3]

Bio bringt Vielfalt in die Kulturlandschaft

Eine Vielzahl von Studien belegt, dass Biobetriebe mehr Raum für die Natur lassen, als der durchschnittliche konventionelle Betrieb. Dies betrifft nicht nur die Ackerwildkräuter und die davon lebende Tierwelt, sondern auch eine Vielzahl an Nutzpflanzenarten- und sorten sowie Tierrassen. Einige Ökoverbände fördern speziell auch Naturschutzmaßnahmen auf Ökobetrieben.Quelle: [4]

Biobauern halten und füttern ihre Tiere artgerechter

Wichtiger Grundsatz für den Ökolandbau ist die besonders artgerechte Tierhaltung mit hohem Platzangebot, Auslauf und achten auf möglichst hohe Tierwohlstandards. So ist z.B. die konventionell übliche Turbomast von Hähnchen innerhalb von 35 Tagen im Ökolandbau tabu. Die Hähnchen werden erst im Alter von ca. zwei Monaten geschlachtet. Mastschweine dürfen nicht auf Vollspaltenböden gehalten werden, sondern erhalten Einstreu und dürfen ins Freie. Im Optimalfall arbeiten Biobetriebe noch mit Festmistverfahren statt mit Gülle. Dabei dient die Stroheinstreu dem Tierkomfort und der ausgebrachte Mist fördert als Dünger den Aufbau der Bodenfruchtbarkeit mit hoher Regenwurmdichte.


Anlage 2
Betriebsspiegel

Biolandhof
Schmid Peter
Walchenstr. 33, 86551 Aichach-Walchshofen,
Tel.: 08251/3854, 01704484481 Fax.: 08251/878206,
E-Mail: peterurita.schmid[at]arcor.de

1996 wurde der Betrieb auf ökologischen Landbau umgestellt, und nach den Richtlinien des Biolandverbands bewirtschaftet. Der Betrieb wird im Haupterwerb als Familienbetrieb bewirtschaftet.

1,0 AK Betriebsleiter
0,3 AK Ehefrau
ca. 400 Std./Jahr Aushilfskräfte

Landwirtschaftliche Fläche:
65 ha davon Grünland 20 ha, (7 ha Weiden, und 8 ha extensives Grünland)

Viehhaltung:
30 Zuchtkalbinnen und 30 Mastkalbinnen (ca. 40 GV)

Ackerbau:
ca. 20 Getreide- und Leguminosenarten- (Ackerbohnen)
Saatgutvermehrung mit Aufbereitung am Betrieb.
ca. 6 ha Körnermais
ca. 6 ha Speisesojabohnen (für Tofu)
ca. 5 ha Ölkürbisse
ca. 7 ha Kleegras

Typische Fruchtfolge:
Kleegras - Winterweizen - Körnermais/Kürbisse - Sojabohnen - Triticale - Hafer

Die Vermarktung erfolgt weitgehend über eine Erzeugergemeinschaft der Biolandbetriebe in Pöttmes.


[1] http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/pflanzenschutzmittel/pestizide_pflanzlich_lm/ue_2012_pflanzliche_lebensmittel.htm:

[2] http://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/warengruppen/wc_59_trinkwasser/ue_2009_pestizide_trinkwasser.htm:

[3] http://www.fibl.org/de/medien/medienarchiv/medienarchiv12/medienmitteilung12/article/globale-analyse-biolandbau-reichert-kohlenstoff-im-boden-an.html

[4] http://www.boelw.de/bioargumente.html

*

Quelle:
Presseinformation, 27.06.2014
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Landesgeschäftsstelle
Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg
Tel. 0 941/ 2 97 20-0, Fax 0 941/ 2 97 20-30
E-Mail: info@bund-naturschutz.de
Internet: www.bund-naturschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2014