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BIENEN/186: Gefährdet das Bienensterben die Quantität und Qualität unserer Nahrungsmittel? (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 3/2014
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Gefährdet das Bienensterben die Quantität und Qualität unserer Nahrungsmittel?

Von Ira Belzer



Bienen und andere Bestäuber leisten einen wertvollen Beitrag zur Bestäubung von Nutz- und Kulturpflanzen und damit zur Erzeugung von etwa 35 Prozent aller menschlichen Nahrungsmittel. Der Wert der Bestäubungsleistung durch Bienen für die Landwirtschaft wurde im Jahr 2009 weltweit auf 153 Millionen Euro geschätzt.


Was passiert also, wenn das Bienensterben weiter fortschreitet?

In den Medien wird häufig schwerpunktmäßig das Sterben der Honigbienen thematisiert. Doch auch die Wildbienenbestände verringern sich: In Deutschland wurden im Jahr 2008 die Daten von 550 Wildbienenarten erfasst und geprüft, wie gefährdet ihr Bestand ist. Das Ergebnis: Nur 37 Prozent der Arten gelten als nicht gefährdet. Für die anderen 63 Prozent zerstört die intensive Landwirtschaft zunehmend die artspezifischen Lebensbedingungen - Futter und Nistplätze werden knapp. Aber auch die Bestände der Honigbiene sind mittlerweile gefährdet, vor allem durch die Ausbringung von Pestiziden aus der Klasse der Neonikotinoide.

Ein internationales Forscherteam führte eine Studie auf 600 Anbaufeldern in insgesamt 19 Ländern durch. Berücksichtigt wurden 41 verschiedene landwirtschaftliche Systeme. Geprüft werden sollte, ob Kulturpflanzen durch Honigbienen allein genauso effektiv bestäubt werden wie durch Honig- und Wildbienen gemeinsam. Anders ausgedrückt: Sind Wildbienen nötig, um den Ertrag von Ernten zu steigern? Im Ergebnis zeigte die Studie, dass Wildbienen in allen 41 betrachteten Systemen einen positiven Effekt auf den Fruchtansatz hatten, denn die Wildbienen bestäuben zum Teil zu anderen Zeiten als ihre domestizierten Verwandten und tun es sehr effektiv. Gemessen am Fruchtansatz wiesen die Wildbienen sogar einen doppelt so hohen Bestäubungserfolg auf wie die Honigbienen. Als Grund wird vermutet, dass dies am effektiveren Transport von Pollen liegt, weil die kleineren Wildbienen tiefer in die Blüten gelangen als die größeren Honigbienen.


Wenn wir das Bienensterben nicht stoppen können - wäre die Bestäubung von Menschenhand eine Lösung?

In Teilen Chinas gibt es schon keine Bestände mehr von Wild- und Honigbienen. Alles wurde ausgelöscht durch den hohen Pestizideinsatz, so dass Menschen die Blüten der Obstplantagen per Hand bestäuben müssen. Auf kalifornischen Mandelplantagen prüften deutsche und kalifornische Wissenschaftler, ob die manuelle Bestäubung von Mandelblüten zu gleich guten Mandeln führt wie Bestäubung durch Bienen. Das überraschende Ergebnis lautet: Mandeln aus manueller Bestäubung sind qualitativ schlechter als Mandeln aus natürlicher Bestäubung, weil die Anteile an gesunden Bestandteilen wie Oleinsäure und Vitamin E geringer waren und der Geschmack weniger aromatisch. Also, so die gezogene Schlussfolgerung: Bestäubung von Menschenhand verringert nicht nur den Ertrag, sondern die Qualität der Mandeln. Das Fehlen von Bienen erzeugt also deutliche wirtschaftliche Verluste. Muss der monetäre Wert von Ökosystemleistungen wirklich erst auf diese Weise ermittelt werden?

Erfahrungen wie die dargestellten führen mittlerweile viele Forscher zur Forderung, durch Renaturierung vieler Gebiete die weitere Verarmung der Artenvielfalt zumindest zu verringern. Benötigt werden blütenreiche Landschaften mit Nistplatzmöglichkeiten, um das Bienensterben aufzuhalten, und der Einsatz von Pestiziden, die den Bienen schaden, muss erheblich eingeschränkt werden.


Wenn Sie wissen möchten, was Sie für den Schutz von Honig- und Wildbienen tun können, besuchen Sie die Seite unserer Kampagne "Bee with me!" auf www.provieh.de. Dort finden Sie nützliche Tipps, die leicht anzuwenden sind.

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Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 3/2014, Seite 18-19
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen
tierquälerische Massentierhaltung e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2014