Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LANDWIRTSCHAFT

ERNÄHRUNG/090: Der ökologische Fußabdruck der Tomate (Böll Thema)


Böll THEMA - Ausgabe 2/2010
Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung
Landwirtschaft und Klimawandel

Der ökologische Fussabdruck der Tomate

Von Christine Chemnitz


Tomaten sind in Europa das meist konsumierte Gemüse. Der Verbrauch pro Kopf und Jahr variiert zwischen 7 kg in den Niederlanden und 30 kg in Italien. Durchschnittlich 22 kg Tomaten isst jeder Deutsche. Weltweit wurden 2008 fast 130 Mio. t Tomaten auf ca. 5 Mio. ha Fläche produziert. 6,8 Mio. t davon sind weltweit gehandelt worden. Spanien, die Niederlande und Marokko sind die größten Produzenten frischer Tomaten für den europäischen Markt.

Der Ertrag von Tomaten hängt kaum noch vom regionalen Klima ab, sondern vor allem vom Technisierungsgrad. Sonnige Länder wie Marokko oder Spanien haben nicht unbedingt höhere Erträge als Kanada oder die Niederlande. Entscheidend ist nicht, wo die Tomate angebaut wird, sondern ob das Gewächshaus beheizt ist, wie viel Wasser und Nährstoffe zur Verfügung stehen und ob die Tomate auf Steinwolle oder normalem Boden angebaut wird.

1. Materialverbrauch bei der Produktion

Mit zunehmendem Einsatz von Steinwolle wachsen die Abfallberge. Inzwischen fallen allein in den Niederlanden jährlich etwa 200.000 m3 Steinwollreste an, die entsorgt werden müssen.

Die Gewächshäuser bestehen aus unterschiedlichen Materialien. Marokkanische Tomaten werden meist unter Folien angebaut. Diese wird durchschnittlich alle 2 Jahre erneuert. Hinzu kommen die Fliegengitter, die auch aus Plastik gemacht sind, und die Holz oder Stahlträger, die die Gewächshäuser stabilisieren.

2. Dekontaminierung

Eine Steinwollmatte wird in der Regel jedes Jahr ausgetauscht, um die Übertragung von Krankheitserregern und Schädlingen in die nächste Kultur zu vermeiden. In Agadir wird einmal im Jahr der Boden mit Methylbromid behandelt, um mögliche Erreger für die nächste Generation Tomaten abzutöten.

3. Düngung

Den Pflanzen werden mit der Tröpfchenbewässerung die Nährstoffe zugeführt. Im spanischen Almería werden im Durchschnitt 750 kg Stickstoff / ha und Jahr verwendet, 149 kg Phosphor Hektar pro Jahr und 1,173 kg Kalium / ha pro Jahr.

4. Wasserverbrauch

In Deutschland benötigt die Produkton von 1 kg Tomaten 186 l Wasser, hinter den 22 kg Durchschnittsverzehr stecken also rd. 4000 l. Jedoch werden nur 6 Prozent der in Deutschland vermarkteten Tomaten auch hier produziert. Der durchschnittliche Wasserverbrauch für 1 kg Tomaten aus Almería beträgt 26,5 l pro kg/a - für Freilandtomaten aus Israel 60 l/kg pro Jahr.

Die CO2-Bilanz

Die CO2-Bilanz von Tomaten hängt maßgeblich von der Produktionsweise ab. Regionale Tomaten haben mit rund 100 g CO2 pro kg den geringsten ökologischen Fußabdruck. Tomaten aus beheizten Gewächshäusern verursachen mit 1,1-1,4 kg CO2 pro kg Tomaten mehr als zehnmal so hohe Emissionen.

Die Zahlen wurden übernommen von www.fruittoda.com, Michaela C. Theurl, 2008, und www.fao.org


*


Quelle:
Böll THEMA - Ausgabe 2/2010, Seite 22-23
Das Magazin der Heinrich-Böll-Stiftung
Herausgeberin:
Heinrich-Böll-Stiftung
Schumannstraße 8, 10117 Berlin
Tel.: 030/28534-0, Fax: 030/28534-109
E-Mail: thema@boell.de
Internet: www.boell.de/thema


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Juli 2010