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EUROPA/470: Schlechtes Zeugnis für GAP-Pläne von 16 EU-Mitgliedsstaaten (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Naturschutz aktuell - NABU-Pressedienst, 07.12.2022

NABU-Bericht: Schlechtes Zeugnis für GAP-Pläne von 16 EU-Mitgliedsstaaten

Krüger: Europa setzt die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme und damit die natürlichen Ressourcen der Landwirtschaft aufs Spiel


Berlin/Brüssel - Der NABU, das europäische Umweltbüro (EEB) und der europäische Umweltverband BirdLife haben heute ihren Bericht zu den nationalen Strategieplänen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik (GAP) veröffentlicht. Darin vergleichen sie die nationale Umsetzung der EU-Agrarpolitik von 16 EU-Mitgliedsstaaten unter den Gesichtspunkten Klima, Biodiversität sowie die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktionsgrundlage (Boden, Wasserhaushalt, Bestäubung).

Das Ergebnis: Alle betrachteten EU-Mitgliedsstaaten erhalten ein schlechtes Zeugnis für ihre Strategiepläne. Die Maßnahmen bleiben demnach weit hinter dem zurück, was getan werden müsste, um die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie und des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Deutschland hat besonderen Nachholbedarf beim Klimaschutz - insbesondere beim Schutz von Mooren und dem Umbau der Tierhaltung. Auch die Maßnahmen zur Wiederherstellung der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft könnten das Artensterben nicht aufhalten.

NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger: "Statt die Landwirtschaft naturverträglich und zukunftsfähig zu machen, sorgt diese GAP-Reform dafür, dass sich die anhaltenden Probleme verfestigen oder sogar noch weiter verschärfen - nicht nur in Deutschland, sondern in etlichen weiteren EU-Mitgliedsstaaten. Europa ist im Begriff, die Artenvielfalt, die Widerstandsfähigkeit der Ökosysteme und damit die natürlichen Ressourcen, von denen die Landwirtschaft abhängt, weiter zu verlieren. Das ist ein gefährliches Spiel mit unseren Lebensgrundlagen und der Zukunft unzähliger Landwirtinnen und Landwirte. Dieser Bericht macht einmal mehr deutlich, dass das System der Gemeinsamen Agrarpolitik diese Probleme nicht lösen kann und die Landwirtschaft endlich ein System braucht, dass sie ökologisch und ökonomisch auf ein festes, zukunftsfähiges Fundament stellt."

Hierfür gibt der Bericht konkrete Empfehlungen, wie die GAP-Förderperiode ab 2027 gestaltet werden sollte - etwa durch die konsequente und einkommenswirksame Honorierung von Gemeinwohlleistungen, Anreize zum nachhaltigen Umbau der landwirtschaftlichen Betriebe, Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten und fairen Preisen.

Laura Henningson, Referentin für Agrarbiodiversität und Naturschutzförderung: "Diese GAP wird den dramatischen Verlust der biologischen Vielfalt in unseren Agrarlandschaften nicht aufhalten. Es gibt nach wie vor strukturelle Probleme. Abgesehen von einigen positiven Programmen sind andere entweder ein Rückschritt oder es fehlt an ausreichender Finanzierung. So wird viel Geld für die Bewahrung des Status quo verschwendet, anstatt die Natur zu retten."

Hintergrund: GAP-Reform in Deutschland

Im Februar reichte Deutschland seinen Nationalen Strategieplan (NSP) zur Umsetzung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik ein. Die Europäische Kommission attestierten dem Plan kurz darauf eklatante Mängel. So trage er nur bedingt dazu bei, Umwelt und Klima zu schützen und die biologische Vielfalt wiederherzustellen. Außerdem seien die Ziele des Europäischen Green Deal nicht berücksichtigt worden. Die Bundesregierung nahm jedoch nur unwesentliche Veränderungen vor. Die EU-Kommission akzeptierte diese, obwohl sie damit ihrem eigenen Anspruch nach einer Verbesserung der Umweltbilanz der GAP widerspricht. In Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der damit verbundenen Diskussion um die Ernährungssicherung, setzte das Bundeslandwirtschaftsministerium die in der GAP-Reform festgelegte zusätzliche Bereitstellung von nicht-bewirtschafteten Flächenanteilen zum Schutz der Artenvielfalt für 2023 aus.

GAP-Bericht von NABU, EEB und BirdLife
https://www.nabu.de/EUgapbericht2022

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Quelle:
NABU Pressemitteilung, 07.12.2022
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 9. Dezember 2022

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