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FISCHEREI/159: EU-Handelsverbot für Blauflossen-Thunfisch vorerst gescheitert (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände

EU-Koordination - 24.09.2009

Handelsverbot für Blauflossen-Thunfisch vorerst gescheitert


Die EU-Mitgliedstaaten haben am Montag die Unterstützung eines Vorschlags versäumt, der das vorübergehende Verbot des internationalen Handels mit Blauflossen-Thunfisch vorantreibt.

Während des Treffens des EU CITES-Comites unterstützten nur 21 von 27 Mitgliedstaaten den Vorschlag der EU-Kommission, den Blauflossen- Thunfisch in den Anhang I des Abkommens zum internationalen Handel mit gefährdeten Arten (CITES) aufzunehmen. Damit würde er einem Handelsverbot unterliegen. Der Vorschlag scheiterte an dem Widerstand der Mittelmeerländer Spanien, Malta, Italien, Griechenland und Zypern. Eine qualifizierte Mehrheit oder 74 % ist notwendig, damit der Rat den Vorschlag der Kommission für ein Handelsverbot des Thunfischs unterstützt. Die Umweltminister haben Ende des Jahres die Möglichkeit, das Thunfisch-Handelsverbot noch einmal auf die Agenda des Umweltrates zu bringen. Die EU-Mitgliedstaaten können ihre Position noch bis zur endgültigen Entscheidung, die auf dem CITES-Vertragsstaaten-Konferenz im März 2010 gefällt wird, revidieren.

Monaco ist weltweit das erste Land, das den Verkauf des Blauflossen Thunfischs gestoppt hat. Die Empfehlung der EU-Kommission, den Bauflossen-Thunfisch in die CITES Liste aufzunehmen, beruht auf dem Vorschlag Monacos. Mehrere europäische Länder, darunter Großbritannien, die Niederlande, und Deutschland, haben ihre Unterstützung eines solchen Verbots ausgesprochen.

Umwelt-NGOs wie der WWF und Greenpeace zeigten sich enttäuscht über die Entscheidung der mediterranen Regierungen. Im Vorfeld hatten auch 13 Naturschutzorganisationen, darunter der DNR, in einem offenen Brief die deutsche Agrarministerin Ilse Aigner aufgefordert, den Antrag zur Listung des Roten Thuns im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) auf EU-Ebene zu unterstützen. Der Rote Thun (Thynnus thynnus), der zu den Blauflossenthunfischen gehört, wird seit Jahrzehnten überfischt und gilt mittlerweile im Mittelmeer als vom Aussterben bedroht.

Den Haien mag es jetzt besser ergehen. Auf demselben Treffen haben die EU-Mitgliedstaaten einstimmig den deutschen Vorschlag angenommen, Dorn- und Heringshaie (Gourmets auch bekannt als Schillerlocke und Seeaal) in den Anhang II des Washingtoner Artenschutzübereinkommens aufzunehmen. Damit ist kein absolutes Handels- oder Fangverbot verbunden. Ein Handel ist aber nur mit dem Fang aus solchen Beständen erlaubt, die nach den CITES-Kriterien dadurch nicht beeinträchtigt werden. 2007 hat die EU mit einer ähnlichen Initiative bei der letzten Vertragsstaatenkonferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkomms in Den Haag nur knapp die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit verfehlt. Die Chancen stehen jetzt besser. [bv]

Euractive
http://www.euractiv.com/de/umwelt/eu-lnder-lehnen-verbot-blauflossen-thunfisch-ab/article-185675
Vorschlag der EU-Kommission zum Handelsverbot
http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/09/1294&format=HTML&aged=0&language=DE&guiLanguage=en
CITES
http://www.cites.org/
BMU
http://www.bmu.de/pressemitteilungen/aktuelle_pressemitteilungen/pm/45000.php


NGOs
WWF
http://www.panda.org/about_our_earth/search_wwf_news/?174761/Europe-remains-weak-on-tuna-conservation-rest-of-world-must-respond
Greenpeace
http://www.greenpeace.org/eu-unit/press-centre/press-releases2/eu-bluefin-ban-deferred-21-09-09
Offener Brief der deutschen Umweltverbände
http://www.dnr.de/publikationen/news/index.php?id=139


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Quelle:
Newsletter zur EU-Umweltpolitik
Nr. 33/09, 24.09.2009
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination, 24.09.2009
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2009