Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 22. September 2023
NABU zur Agrarministerkonferenz: Fischerei braucht keine Reform, sondern einen Neuanfang
Krüger: Gegeneinander von Politik schadet Fischerei und Meer
Berlin - Anlässlich der heute endenden Agrarministerkonferenz in Kiel fordert der NABU ein entschlossenes Signal für einen Neuanfang in der Fischereipolitik in Deutschland. Als wichtiger erster Schrittgilt es den EU-Aktionsplan für eine nachhaltige Fischerei mit wirksamen Maßnahmen und einem ambitionierten Zeitplan zu unterstützen. "Nach Jahren verfehlter Fischereipolitik, dem politischen Geschachere um Fangquoten, der Blockade notwendiger Meeresschutzmaßnahmen und einem immer schlechteren Umweltzustand unserer Meere brauchen wir einen Neuanfang. Bund und Länder müssen Position beziehen. Fischereien und die Lebensgemeinschaften in Nord- und Ostsee stehen mit dem Rücken zur Wand. Populationen von Hering und Dorsch in der Ostsee sind eingebrochen. Die Klimakrise und zu hohe Nährstofffrachten aus der Landwirtschaft verhindern eine Erholung. Es ist keine Zeit zur Symptombehandlung, die Politik muss an die Ursachen", fordert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
Das hat auch die EU-Kommission erkannt und fordert die Mitgliedsstaaten in dem "Aktionsplan zum Schutz und Wiederherstellung von Meeresökosystemen für eine nachhaltige und widerstandsfähige Fischerei" auf, einen Fahrplan zu erarbeiten, um eben diese Ziele zu erreichen. Dazu gehört auch die grundberührende Fischerei in Meeresschutzgebieten zu beenden. Mit diesen und weiteren Maßnahmen sollen Fischbestände aufgebaut, aber auch wichtige Lebensräume wie artenreiche Riffe, Meeressäugetiere und Seevögel gegen menschliche Einflüsse und die Folgen der Klimakrise besser geschützt werden. "Es fehlt Politik und Fischerei immer noch an der Bereitschaft für Veränderungen. Die pauschale Ablehnung des EU-Aktionsplans durch die deutschen Agrarministerien der Küstenländer aber auch des Bundeslandwirtschaftsministers ist nur ein Beispiel. Auf der Agrarministerkonferenz muss die Zukunft des Fischereisektors mit den Zielen des Meeresschutzes, der Wiederherstellung wichtiger Lebensräume, mit der Lenkungswirkung von Landwirtschafts- und Subventionspolitik zusammengebracht werden. Genau dort müssen Ursache und Wirkung verknüpft und der Weg in eine verantwortungsvolle und kohärente Politik beschritten werden", ergänzt NABU-Meeresschutzexperte Dr. Kim Detloff.
Konkret wünscht sich der NABU von der Agrarministerkonferenz ein Bekenntnis zum EU-Aktionsplan, zur EU-Wiederherstellungsverordnung und damit einem ökosystembasierten Fischereimanagement. Die Landwirtschaftspolitik, allen voran der Düngemitteleinsatz an der Küste braucht einen verbindlichen Auftrag zum Erreichen des guten Umweltzustands in Nord- und Ostsee beizutragen. Die Förderung klimaneutraler Fangfahrzeuge sowie Zahlungen an die Fischerei in Härtefällen oder bei starken Fangeinschränkungen müssen an klare Nachhaltigkeitskriterien gebunden sein. Alles Elemente, mit denen ein Neuanfang der Fischerei gelingen kann, für die Fischerei und für eine gesunde Nord- und Ostsee.
Hintergrund:
Nach der EU-Biodiversitätsstrategie ist Deutschland verpflichtet, zehn
Prozent der deutschen Nord- und Ostsee wirksam zu schützen. Das sagt
auch der Koalitionsvertrag. Und das fordert der NABU mit seiner
aktuellen Kampagne für Meeresschutzgebiete, die schützen
("Meeresschutzgebiete müssen schützen!"). Dazu gehört auch die
Regulierung der Grundschleppnetzfischerei wie es der EU-Aktionsplan
fordert.
Der NABU beteiligt sich aktuell an Forschungsprojekten zur Entwicklung
naturverträglicher Fanggeräte in Zusammenarbeit mit der Fischerei, der
Fischereiforschung und dem Naturschutz und ist darüber hinaus Mitglied
der Leitbildkommission Ostseefischerei. Hier werden Perspektiven für
die Fischerei von morgen erarbeitet.
Mehr Infos
https://www.nabu.de/modules/presseservice/www.NABU.de//natur-und-landschaft/meere/fischerei/31634.html
*
Quelle:
NABU Pressedienst, 22.09.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 22. September 2023
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang