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MASSNAHMEN/178: Moore - ein Neuanfang für die (nasse) Landwirtschaft (idw)


Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - 07.05.2019

Moore - ein Neuanfang für die (nasse) Landwirtschaft


Jahrzehntelang hat man Moore in Deutschland trockengelegt, um Land zu gewinnen. Diese Degradierung rächt sich nun und stellt Landwirt*innen vor große Probleme, sagt ein Forscherteam der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Für die Landwirtschaft könnten sie zuverlässige Einnahmequellen sein, mit denen ein beachtlicher Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden kann. Jedoch müssen alle an einem Strang ziehen.

"Moore sind wie eingelegte Spreewaldgurken: entfernt man das Wasser, rottet das organische Material weg und zwar im Schnitt ein Zentimeter Höhenverlust pro Jahr bei entwässerten Mooren", beschreibt HNEE-Wissenschaftler Friedrich Birr den Prozess der Torfmineralisierung. Das ist desaströs, denn eine ungestörte Torfschicht wächst im Vergleich nur einen Millimeter pro Jahr und bindet damit Kohlenstoff aus der Atmosphäre. "Weltweit ist in ihnen doppelt so viel Kohlenstoff gebunden wie in allen Wäldern", betont Friedrich Birr. Sind sie jedoch entwässert werden erhebliche Mengen an Treibhausgasen emittiert. Etwa fünf Prozent der Landoberfläche Deutschlands sind Moore, aber nur ganz geringe Anteile davon wachsen noch und sind naturnah. Der Rest ist für vier Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland und 37 Prozent der Emissionen aus dem landwirtschaftlichen Sektor verantwortlich. Diese negative Wirkung ist in Anbetracht der weltweiten Klimaziele nicht mehr hinnehmbar. Forscher*innen, Politiker*innen und Pionier-Landwirt*innen aus dem gesamten Bundesgebiet regen nun gemeinsam ein Umdenken an und promoten die "nasse Landwirtschaft", ein bislang unterschätztes Handlungsfeld. Beispielsweise die hohen Bedarfe an Schilf für die Dachdeckung oder Rohrkolben für die Produktion von Natur-Dämmstoffen zeigen, welche Potenziale ein Umdenken in der landwirtschaftlichen Nutzung von Niedermooren böte. "80 bis 90 Prozent des in Deutschland genutzten Dachreets wird importiert", stellt Friedrich Birr fest. Gemeinsam mit Akteur*innen aus der Landwirtschaft, der Politik und dem Naturschutz arbeitet das HNEE-Forschungsteam im Rahmen des Projekts "Klimaschonende, biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung von Niedermoorböden (KLIBB)" an Lösungen für eine verantwortungsbewusste Umsetzung. In enger Zusammenarbeit mit dem Greifswalder Moorzentrum und der Humboldt Universität Berlin ist es das Ziel, neben Bewirtschaftungshinweisen auch naturschutzfachliche Leitlinien, die eine klimaschutzmotivierte, biodiversitätsfördernde sowie landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Niedermoorböden ermöglichen zu entwerfen und breit für eine Nutzungsumstellung zu werben.

Über das Projekt:

Das Forschungsprojekt KLIBB wird vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit rund 215.000 Euro gefördert, wovon die HNEE eine Zuwendung von rund 47.000 Euro erhält. Im Projekt sind die Universität Greifswald, Institut für Botanik und Landschaftsökologie, AG Moorkunde und Paläeoökologie (Dr. Franziska Tanneberger, Leitung des Verbundprojektes); die Humboldt-Universität zu Berlin, Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften (Fachgebiet Prof. Dr. Jutta Zeitz) und die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Fachbereich Landschaftsnutzung und Naturschutz (Prof. Dr. Vera Luthardt) beteiligt. Das Projekt hat eine Laufzeit von 1,5 Jahren (01.07.2018 31.10.2019).



Weitere Informationen finden Sie unter

http://www.hnee.de/klibb
HNEE-Projekt-Seite

https://www.moorwissen.de/de/paludikultur/projekte/klibb.php
Greifswald Moor Centrum

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news715182
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution419

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde - 07.05.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2019

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