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AKTION/035: Artenvielfalt statt Müslibeeren in den Sylter Dünen (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 23.11.2015

Artenvielfalt statt Müslibeeren

Pilotprojekt zur Entfernung eingeschleppter Cranberrys in den Sylter Dünen


Jeder kennt die roten Cranberrys aus Müslis oder Schokoriegeln. In den Sylter Dünen wird die aus Nordamerika stammende Pflanze zum Problem, da sie die feuchten Dünentäler zuwuchert und Sonnentau sowie heimische Moosbeeren verdrängt. Freiwillige der Schutzstation Wattenmeer haben sich daran gemacht, im Rahmen eines vom Kreis Nordfriesland genehmigten Pilotprojektes die Cranberrys aus dem von ihm betreuten Naturschutzgebiet im Hörnumer Norden zu bekommen.


Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer

Die Sylter Freiwilligen Melanie Käser, Annika Jaitner und Imke Grote (von links) beim Entfernen der Cranberry-Ausläufer
Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer

"Auf einer Fläche von 600 Quadratmetern testen wir, wie effektiv wir die eingeschleppte Cranberry dauerhaft aus einem Gebiet entfernen können", erläutert Kirsten Thiemann von der Schutzstation Wattenmeer, die das Konzept für das Vorhaben entwickelte.

Die Naturschützerin setzt dabei auf schonende Handarbeit. "Der Einsatz von Maschinen würde die Torfschicht mit den darin enthaltenden Samen in dem sensiblen Feuchtgebiet schädigen", sagt die Biologin. Zudem wären die Reifenabdrücke noch nach Jahren in den Dünen sichtbar.


Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer

Die Cranberry wuchert feuchte Dünentäler auf Sylt zu und verdrängt Sonnentau und Zwergbinse
Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer

Bis zu einem Meter pro Jahr breitet sich die Großfrüchtige Moosbeere, wie die Cranberry auf Deutsch heißt, kriechend aus. Mit Neoprenhandschuhen und Gummistiefeln gegen das kalte Wasser ausgerüstet ziehen die Freiwilligen die langen dünnen Ausläufer samt Wurzeln aus dem Boden. Herbst und Winter sind hierfür ideal, weil Moorfrösche und Kreuzkröten, die im Frühjahr das Gebiet zum Laichen bevölkern können, in der Winterruhe sind.

Wenn die Arbeit der Naturschützer erfolgreich ist, keimen aus den im Torf schlummernden Samen im nächsten Frühjahr heimische Pflanzenspezialisten wie Mittlerer Sonnentau oder Zwergbinse und erobern die Fläche zurück. Diese seltenen Naturschönheiten bekommen so wieder eine Chance in dem Dünengebiet.

Zwei Arbeitseinsätze sind in diesem Winter noch geplant. Jeder Naturverbundene ist herzlich dazu eingeladen; die Ausrüstung wird gestellt. Auch Schulklassen können gerne mithelfen und sich bei der Sylter Schutzstation melden: Tel. 04651/8862227, d.schaper@schutzstation-wattenmeer.de


Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer

Bei der Aktion gesammelte Cranberrys
Foto: © Kirsten Thiemann, Schutzstation Wattenmeer


Stichwort Cranberry

Die nordamerikanische Großfrüchtige Moosbeere (Vaccinium macrocarpon) gehört zur Gattung der Heidelbeeren. Ihren englischen Namen Cranberry bekam die Pflanze durch die Form ihrer Staubgefäße, die an einen Kranichschnabel erinnert. Ursprünglich stammen Cranberrys aus Hochmoorgebieten im Osten Nordamerikas. Sie werden großflächig landwirtschaftlich angebaut und ihre roten, sauren Beeren exportiert. Cranberrys sind Bestandteil vieler Fertigprodukte und ersetzen manchmal teurere Früchte wie Kirschen oder Ananas unter Zusatz von Aroma, Farbstoff und Zucker. Diese umstrittene Methode zur Kosteneinsparung wird als "Umfruchten" bezeichnet. Aktiv wurde die Großfrüchtige Moosbeere in norddeutschen Mooren und auf niederländischen Inseln eingebürgert. Die Herkunft des Sylter Bestandes ist nicht bekannt.

Die heimische Kleinfrüchtige Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) sieht der Cranberry sehr ähnlich. Sie unterscheidet sich u.a. durch die Form der Blätter, die zudem an der Spitze eingerollt sind.

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Quelle:
Presseinformation, 24.11.2015
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
E-Mail: c.goetze@schutzstation-wattenmeer.de
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2015

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