Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

BUCH/222: Waldforschung im Nationalpark Harz. Waldforschungsfläche Bruchberg (Nationalpark Harz)


Nationalpark Harz - Presse-Information, 11. Januar 2013

Neuerscheinung: Wissenschaft für die Waldwildnis - Die Waldforschungsfläche Bruchberg im Nationalpark Harz



Wernigerode - Braunlage. Der Nationalpark Harz entwickelt sich in seiner Kernzone hin zur Wildnis - ein faszinierender Vorgang, den man in Mitteleuropa praktisch nur noch in Waldnationalparken erleben kann. Doch was passiert auf diesen Flächen genau? Dieser Frage widmen sich die Waldforscher des Nationalparks Harz.

Der Bruchberg ist eine von vier langfristigen Monitoringflächen für die repräsentativen Waldgesellschaften im Nationalpark Harz. Gerade erschienen, liegen im Band 9 der Schriftenreihe des Nationalparks Harz die Ergebnisse der Wiederholungsinventur 2008/09 für diese Waldforschungsfläche vor.

Die Waldforschungsfläche Bruchberg mit einer Größe von rund 77 ha zählt zu den ältesten Untersuchungsflächen im Nationalpark Harz. Bereits 1971 und 1981 erfolgten erste Aufnahmen zum stehenden Derbholz. In den darauffolgenden Jahren wurde durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt ein umfangreiches Aufnahmeverfahren erarbeitet, das ausführlich beschrieben wird. Um den verschiedensten Fragestellungen in der Waldforschungsfläche Bruchberg gerecht zu werden, erfolgte die Ausweisung von drei Kernflächen, die Einrichtung eines permanenten Stichprobenrasters sowie faunistischer Untersuchungsflächen. Neben der Waldstruktur wurden die Bodenvegetation und die Stamm-Epiphyten aufgenommen. Das faunistische Minimalprogramm umfasste die Untersuchung der Käfer, Wanzen und Spinnen. Nach der Erstaufnahme 1997/98, die noch in den Händen der Versuchsanstalt lag, wurde in den Jahren 2008/09 die erste Wiederholungsaufnahme in Eigenregie des Nationalparks Harz durchgeführt.

Die Ergebnisse der Waldstrukturuntersuchungen unterstreichen, dass die Naturwaldentwicklung den Bestand des Waldes in den Hochlagen des Harzes durch eine langsam verlaufende und heterogen verteilte Naturverjüngung gewährleistet und offenbar ein hohes Maß an struktureller Vielfalt mit sich bringt. Diese Entwicklung hat insgesamt positive Auswirkungen auf die Diversität der Lebensgemeinschaften. Das heißt unter dem Strich: die Waldwildnis nutzt der biologischen Vielfalt im Nationalpark. Dafür wurde der Nationalpark seinerzeit auch eingerichtet.

Der Vergleich der Vegetationsaufnahmen zeigt, dass der starke strukturelle Wandel in der Waldforschungsfläche einerseits zu einer Zunahme von Arten wie beispielsweise bei den Farnen führen kann. Andererseits können bestimmte Artengruppen wie z.B. Vögel von dem recht dramatischen Struktur- und Vegetationswandel negativ betroffen sein. Insgesamt ist mit dem Zusammenbruch der geschlossenen Waldstruktur nach Sturmereignissen oder Borkenkäfergradationen und der unmittelbar einsetzenden Sukzession ein deutlicher Wandel in der Artenzusammensetzung zu beobachten. Bemerkenswert ist das Vorkommen von stark gefährdeten und sehr seltenen Moos- und Flechtenarten. Die 1997 erfassten gefährdeten Arten waren bei der Wiederholungsaufnahme weitgehend noch vorhanden und es konnten weitere nachgewiesen werden.

Hinsichtlich der Fauna stellt sich der Bruchberg durch seine exponierte Lage und das raue Klima als vergleichsweise artenarm dar. Dennoch kommen hier zahlreiche seltene und gefährdete Arten vor. Es dominieren neben eurytopen Arten vor allem typische Bewohner der Wälder. Auf Grund der Höhenlage weist die Lebensgemeinschaft einige montane oder boreomontane Elemente auf. Hinzu kommen spezialisierte Bewohner der Moore. Ein sinnvoller Vergleich der Erfassungszeiträume bleibt auf Grund methodischer Unterschiede schwierig. Es zeichnet sich aber ab, dass insbesondere im Bereich der nach Borkenkäferbefall zusammengebrochenen Fichtenbestände ein Wandel in der Artenzusammensetzung und im Aktivitätsspektrum stattfindet. Vom großen Totholzangebot und der kleinräumig verzahnten Strukturvielfalt werden zahlreiche Arten kurz-und mittelfristig profitieren.

Der Band "Waldforschung im Nationalpark Harz. Waldforschungsfläche Bruchberg. Methodik und Aufnahme 2008/09. Schriftenreihe aus dem Nationalpark Harz, Band 9" ist in der Nationalparkverwaltung Harz zum Preis von 10,- Euro erhältlich.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 11.01.2013
Nationalpark Harz
Abt. Presse, Marketing & Regionalentwicklung
Lindenallee 35, 38855 Wernigerode
Tel. 03943/5502-32
E-Mail: info@nationalpark-harz.de
Internet: www.nationalpark-harz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2013