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EUROPA/109: Umweltverbände machen Druck beim Meeresschutz (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - Dienstag, 27. September 2016 / Wasser & Meere

Umweltverbände machen Druck beim Meeresschutz


Haben die EU-Mitgliedstaaten ihre Verpflichtungen beim Schutz der Meere erfüllt? Die Organisationen Oceana, Seas at Risk und WWF haben die EU-Kommission aufgefordert, dies strengstens zu überprüfen. 98 Prozent der Meeresgebiete seien bisher nicht nicht in das Natura-2000-Netz eingeschlossen.

Auf Malta findet zurzeit ein Treffen zur Kontrolle von Lücken im Schutzgebietsnetz im marinen Raum statt. Das biogeografische Seminar ist das erste seit sechs Jahren, obwohl schon lange die rechtlich bindende Verpflichtung besteht, Schutzgebiete im Atlantik, im Mittelmeer und Macaronesien (kanarische Inseln, Madeira und im weiteren Sinne Kap Verde, Mauretanien und Senegal) auszuweisen. Bisher sind nur vier Prozent der EU-Meeresgewässer als Natura-2000-Schutzgebiet geschätzt, auch wenn auf internationaler Ebene von Wissenschaftlern ein 30-Prozent-Ziel empfohlen wird, um die Gesundheit der Meere zu erhalten. Darüber hinaus lägen überproportional viele Schutzgebiete nah an der Küste und nur 1,7 Prozent der Gebiete im Offshore-Bereich jenseits der 12 Seemeilen. Immer noch seien große Lücken beim Schutz von Tiefseegebieten und -arten zu beklagen.

Ein angemessenes Meeresschutzgebietsnetz unter Natura 2000 sei längst überfällig, um die marine Biodiversität zu bewahren und bedrohte Arten und Lebensräume vor zunehmenden Belastungen wie Klimawandel und Überfischung zu schützen, bemängeln die Verbände. Besonders im Mittelmeer seien 99,9 Prozent der Offshore-Gewässer bisher ungeschützt.

Das Treffen auf Malta konzentriert sich besonders auf die Mitgliedstaaten, die im Moment bedrohte Arten wie Tümmler und Karettschildkröten und bedrohte Lebensräume wie Riffe und Sandbänke nicht ausreichend schützen. Zypern, Griechenland, Italien, Portugal, Slowenien und Spanien gehören zu den Schlusslichtern beim Meeresschutz. Sie verzögern damit die Wirksamkeit der EU-Naturschutzrichtlinien, kritisieren die Verbände. Es gebe eine Fülle neuer Daten und damit keinen Grund, die Ausweisung von Schutzgebieten auszubremsen. Ein Bericht der Europäischen Umweltagentur von 2015 zum Zustand der Umwelt zeige, dass sich in den Natura-2000-Gebieten nur sieben Prozent der Arten und neun Prozent der Lebensräume in einem guten Zustand befinden.

"2020 ist ein entscheidendes Jahr für den europäischen Meeresschutz, denn das ist das Jahr, in dem unsere Meere sich in einem guten Umweltzustand befinden und mit nachhaltiger Fischerei bewirtschaftet werden sollen. Ein vollständiges und gut organisiertes Schutzgebietsnetz ist zur Erreichung beider Ziele von ausschlaggebender Bedeutung", sagte Stephan Lutter vom WWF. [jg]


Pressemitteilung (englisch)
http://www.wwf.eu/?279330/Environmental-NGOs-urgently-call-for-better-protection-of-Europes-oceans

Natura 2000 Biogeographic Process
http://ec.europa.eu/environment/nature/natura2000/platform/index_en.htm

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Quelle:
EU-News, 27.09.2016
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. September 2016

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