WWF Pressemitteilung - 27. März 2023
Auch kein Oder-Ausbau auf deutscher Seite
WWF fordert anlässlich von Fachkonferenz mit Bundesumweltministerin Steffi Lemke schnelle Schritte gegen Wiederholung von Umweltkatastrophe
Der WWF Deutschland hat die Bundesregierung aufgefordert, aufgrund massiver ökologischer Schäden durch die Umweltkatastrophe in der Oder auf den geplanten Ausbau des Flusses auf deutscher Seite zu verzichten. Durch diesen würde sich der ökologische Zustand der Oder weiter verschlechtern, genauso wie durch die bereits begonnenen Ausbauarbeiten auf polnischer Seite, sagte Dr. Finn Viehberg, Leiter des WWF-Ostseebüros, anlässlich der digitalen Teilnahme von Bundesumweltministerin Steffi Lemke an einer Fachkonferenz zur Oderkatastrophe am heutigen Montag in Frankfurt (Oder). Als Ursache des katastrophalen Fischsterbens gilt das Zusammenwirken hoher Wassertemperaturen und massiver Schadstoffeinträge, die zum explosionsartigen Wachstum einer giftigen Algenart führten. Dieses Szenario drohe sich nach Einschätzung von Wissenschaftlern zu wiederholen.
Dr. Finn Viehberg, sagte: "Schadstoffeinleitungen in die Oder
haben eine Schlüsselrolle bei der Katastrophe gespielt, wie auch
ein Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der EU-Kommission
zur Oderkatastrophe vom Februar unterstreicht. Jüngste
Erkenntnisse deuten zudem auf die Verklappung salzhaltiger
Grubenabwässer aus polnischen Bergbaubetrieben hin. Fest steht,
dass legale wie illegale Einleitungen beschränkt und unterbunden
werden müssen, wie es auch der EU-Bericht nahelegt. Auch brauchen
wir ein besseres grenzüberschreitendes Monitoring, ein
Schadstoffkataster und einen besseren Informationsaustausch. Wie
vom WWF als Teil des Aktionsbündnis lebendige Oder und von
wissenschaftlichen Einrichtungen gefordert, schlagen auch die
EU-Gutachter ein Programm zur Wiederherstellung der natürlichen
Widerstandsfähigkeit des Flusses vor. Weitere flussbauliche
Eingriffe zur Einengung und Vertiefung des Flusses, wie sie 2015
von Deutschland und Polen vereinbart wurden, verbieten sich.
Solche Ausbauarbeiten greifen in die wertvollen und sensiblen
Uferbereiche ein und drohen giftige Altlasten aufzuwirbeln. Das
zuständige Bundesverkehrsministerium muss hier vorangehen und ein
Moratorium für den Oder-Ausbau ausrufen."
Zitierter Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle der
EU-Kommission:
An EU analysis of the ecological disaster in the Oder River of
2022, 16.2.23;
https://op.europa.eu/de/publication-detail/-/publication/acae85a4-ae18-11ed-8912-01aa75ed71a1/language-en
Der Bericht zitiert u.a. eine polnische Quelle (S. 24), wonach allein auf polnischer Seite an 282 Stellen Schadstoffe illegal eingeleitet wurden.
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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 27.03.2023
Herausgeber: WWF Deutschland
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 28. März 2023
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