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MELDUNG/414: Neue aus Amerika eingeschleppte Muschel im Wattenmeer entdeckt (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 22. August 2019

Neue aus Amerika eingeschleppte Muschel im Wattenmeer entdeckt


Eine neue invasive Muschelart aus Amerika ist dabei, das Wattenmeer zu erobern. Die Art hat West- und Ostfriesland besiedelt und wird vermutlich im kommenden Sommer Schleswig-Holstein erreichen.


Foto: Eric A. Lazo-Wasem, YPM IZ 052004, Yale Peabody Museum of Natural History, Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication

Amerikanische Trogmuschel (Mulinia lateralis)
Foto: Eric A. Lazo-Wasem, YPM IZ 052004, Yale Peabody Museum of Natural History, Creative Commons CC0 1.0 Universal Public Domain Dedication

Im Sommer 2017 entdeckten niederländische Meeresforscher im Rheindelta eine bislang in Europa unbekannte Muschelart. Es handelt sich um die von der Ostküste der USA stammende Amerikanische Trogmuschel (Mulinia lateralis).

Schon im Sommer 2018 war die Art im gesamten niederländischen Wattenmeer zu finden. Auch auf der deutschen Seite, im ostfriesischen Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. kommt die Art seither vor, wie Nachforschungen der Schutzstation Wattenmeer jetzt ergaben.

"Die Entdeckung der Art in Deutschland war eine echte Gemeinschaftsleistung. Durch niederländische Kollegen erfuhren wir im März 2019 von der neu eingeschleppten Art", berichtet Meeresbiologe Rainer Borcherding von der Schutzstation Wattenmeer. Eine engagierte Naturkundlerin aus dem Deutschen Jugendbund für Naturbeobachtung (DJN) habe kürzlich den Tipp gegeben, dass auch im Watt bei Greetsiel seit Sommer 2018 Trogmuscheln auftreten. Das Nationalpark-Haus Greetsiel stellte sofort Fotos zur Verfügung, auf denen die eingeschleppte Art eindeutig erkennbar gewesen sei.

Die vermutlich mit Ballastwasser nach Rotterdam verschleppte Amerikanische Trogmuschel bevorzugt Brackwasser und ist damit perfekt an das Wattenmeer mit den Flussmündungen von Rhein, Ems, Weser, Elbe und Eider angepasst. Die Art wird gut zwei Zentimeter groß, kann sich aber schon mit drei Millimetern Größe fortpflanzen und vermutlich mehrmals pro Jahr laichen. An den Küsten der USA kommt sie auch in stark verschmutzten Gewässern vor und siedelt sich schnell wieder an, wenn es durch Eiswinter oder Hitzesommer zu Massensterben gekommen ist. Die Art kann sich massenhaft vermehren und wurde in Holland bereits mit bis zu 6.000 Stück pro Quadratmeter Wattboden gefunden.

Welche ökologischen Auswirkungen die Art haben wird, ist noch unklar. "Die neue Art sieht ähnlich aus wie unsere Gedrungene Trogmuschel, besiedelt aber Wattflächen wie unsere Herzmuschel", erklärt Borcherding. Die neue Art könne ein Nahrungskonkurrent für unsere heimischen Muscheln werden, aber auch ein gutes Vogelfutter für verschiedene Watvögel. "Wir können nur das Beste hoffen. Eingeschleppte Aliens wird man nicht wieder los", sagt der Biologe.

Die Verschleppung von Arten ist weltweit ein immer größeres Problem und auch im Nationalpark Wattenmeer treten in immer kürzerer Folge neue Arten auf, deren Ausbreitung durch die Klimaerwärmung noch begünstigt wird. Die Schutzstation Wattenmeer fordert eine schnellere Umrüstung der Großschiffe auf Techniken, die die Verschleppung von Meerestieren im Ballastwasser endlich wirksam unterbinden.

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Quelle:
Presseinformation, 22.08.2019
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
Grafenstraße 23, 24768 Rendsburg
Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
Internet: http://www.schutzstation-wattenmeer.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. August 2019

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