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MELDUNG/428: Offshore-Windparkbetreiber müssen Auswirkungen auf Vögel ernst nehmen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 11. März 2020

NABU: Offshore-Windparkbetreiber müssen Auswirkungen auf Vögel ernst nehmen

Krüger: Fünf Kilometer rund um Windparks gehen Lebensräume komplett verloren - Probleme nicht bagatellisieren


Berlin - Die am heutigen Mittwoch veröffentlichte Studie des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore (BWO) zu den Auswirkungen von Nordsee-Windparks auf geschützte Vögel aus der Familie der Seetaucher kommentiert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger:

"Die Studie ist ein recht durchsichtiger Versuch, die Auswirkungen von Offshore-Windparks auf geschützte Vögel zu bagatellisieren. Die Autoren führen selbst an, dass Pracht- und Sterntaucher Windparks in einem Radius von über zehn Kilometern meiden. Im Abstand von fünf Kilometern gehen die Lebensräume der Tiere sogar komplett verloren. Damit verknappen sich passende Lebensräume für beide Arten, mittel- bis langfristig sind Bestandseinbrüche zu erwarten. Trotz dieser Fakten attestiert die Studie sowohl Pracht- als auch Sterntaucher einen stabilen Bestand. Eine fragwürdige Aussage, denn seit Beginn des großflächigen Offshore-Ausbaus im Jahr 2012 gehen beide Arten zurück - je nach Studie und verwendetem Datensatz unterschiedlich stark. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass auch Basstölpel, Dreizehenmöwen und Trottellummen Windräder weiträumig meiden. Statt zu versuchen diese Probleme kleinzureden, sind Windpark-Betreiber und Politik in der Pflicht, tragfähige Lösungen für die naturverträgliche Windkraft auf See zu finden. Die Belastungsgrenzen der Lebensräume in Nord- und Ostsee müssen die Richtschnur dafür sein wie viele Windenergieanlagen gebaut werden können."


Ein Prachttaucher - Foto: © NABU/www.green-lens.de/S. Pfützke

Foto: © NABU/www.green-lens.de/S. Pfützke

Der Studie vorausgegangen ist eine kontrovers geführte Debatte zu Untersuchungsergebnissen des Forschungs- und Technologiezentrums Westküste (FTZ) im Auftrag des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie vom März 2019. Diese zeigten, dass zahlreiche Vogelarten Windenergieanlagen weiträumig meiden, mit bis zu 16 Kilometern. Frühere Prognosen wurden damit um das Vier- bis Achtfache überschritten. Mit Blick auf diese massive Scheuchwirkung hat der NABU Beschwerde bei der Europäischen Kommission gegen den Windpark "Butendiek" eingelegt. Durch die Windenergieanlagen werden rund zwei Drittel des vor Sylt liegenden Vogelschutzgebiets "Östliche Deutsche Bucht" stark beeinträchtigt.


Ein Sterntaucher - Foto: © F. Derer

Foto: © F. Derer

Mehr zur NABU-Beschwerde gegen den Offshore-Windpark "Butendiek":
www.NABU.de/butendiek

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Quelle:
NABU Pressedienst, Nr. 18/20, 11.03.2020
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. März 2020

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