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MELDUNG/465: 32. Meeresumwelt-Symposium - Zustand und Schutz von Nord- und Ostsee (BSH)


Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Hamburg, 15. Mai 2023

32. Meeresumwelt-Symposium:
Munition im Meer, Unterwasserschall und die Vereinbarkeit von Umwelt- und Klimaschutz standen im Fokus


Hamburg, 15. Mai 2023 Die Pläne der Bundesregierung zum Umgang mit Munition im Meer, Forschungsergebnisse zu Auswirkungen von Offshore-Windparks auf den Vogelzug sowie von Schall im Meer auf Meeressäuger und der naturverträgliche Ausbau der Offshore-Windenergie standen im Zentrum des 32. Meeresumwelt-Symposiums 2023 zu aktuellen Problemen der Meeresumwelt.

Rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Verbänden und der interessierten Öffentlichkeit befassten sich am 9. und 10. Mai teils vor Ort und teils virtuell zugeschaltet mit verschiedenen Themen rund um die Frage, wie der Zustand von Nordsee und Ostsee bewertet wird, wie er geschützt und verbessert werden kann.

Der Präsident des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Helge Heegewaldt, gab die Leitlinie bei seiner Eröffnung der Veranstaltung vor: "Es geht um den Schutz des fragilen und so wertvollen Ökosystems Meer bei gleichzeitig immer stärkerer Nutzung der Meere. Sie spielen als Wirtschaftsraum eine immer wichtigere Rolle, nicht zuletzt auch durch die ehrgeizigen Vorgaben der Bundesregierung zum Ausbau der Offshore-Windenergie auf 30 GW bis 2023 und 70 GW bis 2045. Die Nutzung der Meere ist für die Umsetzung der Energiewende und den Ausbau der Erneuerbaren im Offshore-Bereich unbedingt erforderlich. Sie muss jedoch nachhaltig erfolgen, um die Belastung der Meeresumwelt zu minimieren. Denn nur gesunde Meere können uns beim Kampf gegen den Klimawandel unterstützen. Ganz klar: Dabei werden in der konkreten Ausgestaltung Spannungsfelder zwischen Meeresschutz und Klimaschutz deutlich. Diese gilt es auszubalancieren." Schallschutz für Meeressäuger, wie das BSH ihn für Impulsschall bei Rammarbeiten vorgibt, seien ebenso wie die Untersuchung der möglichen Auswirkungen der Offshore-Windenergie auf den Vogelzug wichtige Bestandteile für den Schutz der marinen Umwelt.

Sebastian Unger, Meeresbeauftragter der Bundesregierung, verwies auch auf Erfolge wie das erste globale Abkommen zum Schutz und für eine nachhaltige Nutzung der Meeresbiodiversität auf Hoher See der Vereinten Nationen. Auch Munition im Meer sei ein Problem, welchem sich diese Bundesregierung nun erstmalig aktiv annehme. Die Aufgaben seien groß: "Nach dem Paris-Abkommen, den Weltnaturschutzbeschlüssen von Montreal und dem neuen Hohe See-Übereinkommen würde mit einem ambitionierten Plastikabkommen eine wichtige Lücke im globalen Meeres- und Umweltschutz geschlossen."

Der Bedarf an genauen, belastbaren und vergleichbaren Daten, die stetig erhoben und ausgewertet werden müssen, spielte eine zentrale Rolle bei allen Fragestellungen. Das Ausbalancieren der verschiedenen Interessen durch unterschiedliche Nutzungen der Meere und ihres Schutzes spiegeln sich in den komplexen Verhandlungen in der Meeresraumordnung wider. So ging es in den Diskussionen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch um diesen Prozess und die Frage, wie neue Daten und Erkenntnisse berücksichtigt werden. Hier spielt das zuständige BSH eine Schlüsselrolle, das für die Raumordnung alle Interessenvertretungen an einen Tisch bringt. Einigkeit besteht bei der Bewertung, Klimaschutz und Meeresschutz nicht gegeneinander auszuspielen.

Bei Munition im Meer wurden verschiedene Aspekte betrachtet. In Nordsee und Ostsee liegen den Beiträgen zufolge rund 1,6 Millionen Tonnen Munition, rund 1,3 Millionen Tonnen davon in der Nordsee. Die räumliche Verteilung, der zumeist schlechte Zustand der Altmunition, eine toxikologische Bewertung für Tiere und Menschen, die Auswirkungen auf das Ökosystem und Möglichkeiten für Räumung oder - als ultimative Lösung - notfalls auch Sprengungen vor Ort bzw. an Land sind Fragen, die von verschiedenen Stellen untersucht und bewertet werden. Unter Federführung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gehen Bund und Länder sowie insbesondere Akteure aus der Wissenschaft diesen Fragen im Rahmen von Forschung und Pilotprojekten nach und suchen nach naturverträglichen Lösungen.

Das gerade in die Umsetzung gehende Sofortprogramm "Munition im Meer" der Bundesregierung zielt darauf ab, umwelt- und naturverträgliche Wege und Prozesse zur Bergung und Vernichtung von Altmunition zu entwickeln.

Interessierte führte zudem der Klangsessel Sonic Chair passend zum Schwerpunkt Schall akustisch in die Klangwelt des Ozeans ein. Wer auf dem Sessel Platz nimmt, hört die vielfältigen Geräusche wie Blubbern, Rauschen, Zirpen, Klicken und Singen, die im Meer erklingen. Der Sessel steht als Leihgabe des Umweltbundesamts noch bis August für Besucher frei zugänglich in der Bibliothek des BSH.

Den Abschluss der Konferenz bildete erstmalig ein Science Slam, bei dem eine Wissenschaftlerin und drei Wissenschaftler ihre Themen in kurzer Zeit auf unterhaltsame Weise prägnant und mit viel Humor präsentierten.

In diesem Jahr konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung erstmalig auch mittels eigens entwickelter App informieren, vernetzen, austauschen und über den Science Slam abstimmen. Das BSH organisierte das Symposium im Auftrag des BMUV in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesamt für Naturschutz.

Das BSH, eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), ist die maritime Behörde und maritime Ressortforschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. An den beiden Dienstsitzen in Hamburg und Rostock sowie auf fünf Schiffen arbeiten rund 1.000 Beschäftigte aus über 100 Berufen. Meereskundliche Untersuchungen, Wracksuche, Seevermessung, Erstellung der amtlichen Seekarten, die Unterstützung des Aus- und Aufbaus der Offshore-Windenergie in der deutschen AWZ von Nordsee und Ostsee gehören ebenso wie Förderung, Sicherheit und Überwachung der Seeschifffahrt zu seinen Aufgaben. Als deutsche Flaggenstaatsverwaltung und Dienstleister für die maritime Wirtschaft unterstützt das BSH diese mit Genehmigungen, Haftungsbescheinigungen, Produktprüfungen, Zulassungen und Bereitstellung von Daten. In der anwendungsorientierten Forschung arbeitet es an der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Verbesserung des Wissens zu nachhaltiger Nutzung und Schutz der Meere. Das BSH unterstützt mit seiner Arbeit die Umsetzung der Ziele der Ozeandekade.

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Quelle:
Pressemitteilung, 15.05.2023
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Presse / Öffentlichkeitsarbeit
Bernhard-Nocht-Straße 78, 20359 Hamburg
E-Mail: presse@bsh.de
Internet: www.bsh.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 19. Mai 2023

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