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MASSNAHMEN/204: 30.000 Fische an Fischaufstiegsanlage Koblenz (idw)


Bundesanstalt für Gewässerkunde - 10.04.2014

BfG registrierte an Fischaufstiegsanlage Koblenz 30.000 Fische



An der Moselstaustufe in Koblenz wurde im Jahr 2011 eine neue Fischaufstiegsanlage eröffnet. Wie gut funktioniert diese Fischtreppe und welche Fische nutzen die Anlage zum Aufstieg? Zur Untersuchung dieser Frage hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) in der Anlage einen automatischen Fischzähler installiert. Nun hat die BfG erstmals für die Jahre 2012 und 2013 detaillierte Zahlen zu den beobachteten Fischen vorgelegt.

Aufstiegszahlen Fische und Rundmäuler 2012 und 2013 aufgeschlüsselt nach Fischarten und Monaten - Tabelle: © BfG

Tabelle der Aufstiegszahlen 2012
© BfG

Aufstiegszahlen Fische und Rundmäuler 2012 und 2013 aufgeschlüsselt nach Fischarten und Monaten - Tabelle: © BfG

Tabelle der Aufstiegszahlen 2013
© BfG

Seit der Eröffnung am 30. September 2011 sind etwa 30.000 aufsteigende Fische in der neuen Fischtreppe erfasst worden (s. Tabellen). Dabei wurden 32 verschiedene Arten detektiert, meldet die Bundesanstalt für Gewässerkunde weiter. Stark dominant waren hierbei die Rotaugen, aber auch Flussbarsche und Brassen waren häufig vertreten. Mithilfe des Fischzählers konnten erfreulicherweise auch sehr seltene Arten nachgewiesen werden, wie z.B. Meerneunauge oder Quappe und Maifisch (die BfG berichtete). Vom Meer aufsteigende Großsalmoniden wie Lachs und Meerforelle wurden ebenfalls erfasst. Seit Eröffnung der Fischtreppe wurden 102 Meerforellen und 8 Lachse gezählt.

Anlage von oben fotografiert - Foto: © B. Mockenhaupt / BfG

Abb. 1: Fischzähler an der Schleuse Koblenz
Foto: © B. Mockenhaupt / BfG

Grafik: © BfG

Abb. 2: Schematische Darstellung der Funktionsweise
Grafik: © BfG

Bei den Aufstiegszahlen ist zu beachten, dass bisher nur Fische ab 2,5 cm Höhe und 15 cm Länge erfasst werden. Daher können Jung- und Kleinfische sowie die schlanken Flussneunaugen und Steigaale bisher nur selten beobachtet werden. Die eigentlichen Aufstiegszahlen werden daher deutlich höher sein. Beobachtungen aufsteigender Fische an den Sichtfenstern des "Mosellum - Erlebniswelt Fischpass Koblenz" zeigen dies eindrücklich.

Im Jahr 2013 wurden allerdings auch die Grenzen der Erfassung mittels des automatischen Fischzählers deutlich. Ungewöhnlich häufige und ausgeprägte Hochwässer führten während der Hauptaufstiegsphase von April bis Juni oft zu derart trübem Wasser, dass eine kontinuierliche Detektion von Fischen nicht möglich war.

Der Fischzähler in Koblenz ist eine in seiner Größe und Ausführung weltweit einzigartige Installation (Abb. 1). Es handelt sich hierbei um einen kurzen beleuchteten Tunnel, 45 cm breit und 110 cm hoch, welchen in der Fischtreppe aufsteigende Fische passieren müssen. Den Eingang des Tunnels bilden zwei Platten mit Infrarotsensoren, die passierende Fische automatisch scannen und vermessen (Abb. 2). Während der Passage werden die Fische außerdem durch zwei übereinander liegende Videokameras gefilmt. Auf diese Weise ist eine sichere Artbestimmung gewährleistet. Nur bei sehr trübem Wasser kann man - wie bei jedem videobasierten System - keine Fische bestimmen.

Die ursprünglichen Einsatzgebiete des "River Watcher Fish Counters" liegen in den klaren Lachsflüssen Nordeuropas und Nordamerikas. Für den Einsatz in Bundeswasserstraßen müssen daher spezielle Anpassungen z. B. an trüberes Wasser, Treibgut oder lichtscheue nachtwandernde Arten realisiert werden. Die Entwicklung dieser Anpassungen erfolgt parallel zur laufenden Erfassung und in Zusammenarbeit mit der isländischen Herstellerfirma Vaki. Hierdurch werden sich die Detektionszeiten und Sensitivitäten des Gerätes weiter verbessern.

Die Aufstiegssaison 2014 hat in Koblenz Ende März bei Wassertemperaturen von knapp unter 10 °C begonnen. Typischerweise sind die Nasen die ersten großen Fische, die schwarmweise die Laichwanderung beginnen, dicht gefolgt von Rotaugen. Es wurden seitdem schon über tausend Individuen gezählt. Bei dem momentan schönen Wetter und steigenden Wassertemperaturen sind in den nächsten Wochen zahlreiche weitere Sichtungen zu erwarten.

Die kontinuierliche Erfassung der aufsteigenden Fische ist für die Dokumentation und Bewertung der Fischaufstiegsanlage Koblenz sowie der gewässerökologischen Maßnahmen an der Mosel und ihren Zuflüssen von großer Bedeutung. Insbesondere für die Wiederansiedlung des Lachses im Rahmen des IKSR Programms Lachs2020 liefert diese Anlage wertvolle Informationen.

Der automatische Fischzähler der BfG hat gegenüber einer klassischen Reuse einige Vorteile. So kann eine kontinuierliche Erfassung von wandernden Fischen erfolgen, ohne diese fangen zu müssen. Eine ungehinderte stressfreie Passage ohne Verletzungsrisiko ist zielführend für eine tierfreundliche Vorgehensweise. Außerdem liefert das System z. B. Daten über bevorzugte Tages- oder Nachtzeiten des Fischaufstiegs, welche eine Reuse nicht liefern kann. Auf das System kann durch die BfG jederzeit per PC zugegriffen werden, wodurch stets eine aktuelle Momentaufnahme des Fischaufstiegs verfügbar ist, ohne vor Ort sein zu müssen.

Möglich wurde der Einbau des BfG-Fischzählers durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Nord), welche für Planung und Bau der gesamten Aufstiegsanlage verantwortlich war, sowie dem Kraftwerksbetreiber RWE, auf dessen Gelände der Zähler installiert wurde.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bafg.de/DE/Service/presse/presse_node.html - BfG- Pressemitteilungen
http://www.bafg.de/DE/Home/durchgaengigkeit.html - Ökologische Durchgängigkeit der Bundeswasserstraßen
http://www.mosellum.de - Mosellum - Erlebniswelt Fischpass Koblenz

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news582239
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution1347

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Bundesanstalt für Gewässerkunde, Dipl.-Met. Alfred Hommes, 10.04.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. April 2014