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SCHUTZGEBIET/698: 2000 Arten im idyllischen Löcknitztal bei Berlin gezählt (idw)


Forschungsverbund Berlin e.V. - 14.07.2011

2000 Arten im idyllischen Löcknitztal bei Berlin gezählt


Im Löcknitztal in der Nähe von Berlin kommen Naturliebhaber auf ihre Kosten. Das Naturschutzgebiet bietet ausgedehnte Wanderwege und eine große Vielfalt an Flora und Fauna. Experten haben hier innerhalb von 24 Stunden 2000 Arten gezählt.

Anfang Juni hatten sich Wissenschaftler und Naturfreunde während des GEO-Tags der Artenvielfalt ins Löcknitztal nahe Berlin aufgemacht, um innerhalb von 24 Stunden so viele Arten wie möglich nachzuweisen. Jetzt haben die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die Funde ausgewertet und kommen zu einem beeindruckenden Ergebnis: Mindestens 2000 Arten wurden an diesem Tag auf nur sechs Quadratkilometern innerhalb und außerhalb des Naturschutzgebietes gefunden. Die Forscher haben von Säugetieren und Fischen über Kriechtiere bis hin zu Insekten, höheren Pflanzen, Moosen und Algen alles erfasst, was da kreucht und fleucht - eine ungeheurere Fleißarbeit. Die vollständigen Ergebnisse finden sich auf der Homepage des Instituts
(http://www.igb-berlin.de/ergebnisse-zum-geo-tag-der-artenvielfalt-2011.html).

"Wir haben allein mindestens 650 Arten gefunden, die in und am Wasser leben, sogenannte aquatische und semiaquatische Arten", sagt IGB-Forscher Dr. Jörg Gelbrecht. Das sind Fische, Wasser- und Sumpfpflanzen, Weichtiere aber auch viele Insekten. Für diese Gruppen bietet das naturbelassene Flüsschen Löcknitz ideale Lebensbedingungen. Es schlängelt sich in vielen Bögen durch das Tal, an seinen Rändern liegen moorige Feuchtwiesen, sumpfige Erlenwälder und Weidenbrüche. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass in Feuchtgebieten viele Arten bedroht sind. So steht von den 382 gefundenen Pflanzenarten jede dritte auf der Roten Liste, darunter Orchideen wie das Breitblättrige und Steifblättrige Knabenkraut oder die Stumpfblütige Binse.

An die Feuchtwiesen schließen sich Mischwälder und blütenpflanzenreiche Sandtrockenrasen an. Die Vielfalt der Biotope im Löcknitztal begründet auch den außerordentlichen Reichtum an Schmetterlingen. Die Experten bestimmten 375 Arten, darunter zehn, die hier noch nie zuvor gesichtet worden sind. Mehrere vom Aussterben bedrohte Arten waren darunter, wie der Rispenfalter und der Baldrian-Scheckenfalter (Foto).

Auch für Vogelfreunde ist das Löcknitztal ein Paradies. Die Wissenschaftler werteten charakteristische Rufe, die Funde von Nestern und Federn sowie die Sichtung von Exemplaren aus und fanden 65 Vogelarten, darunter die immer seltener werdende Bekassine oder den Pirol. Die Vielfalt ist umso erfreulicher, als die Vögel der Binnengewässer und Moore zu den Hauptverlierern bei der Vernichtung naturnaher Lebensräume gehören, rund 60 Prozent sind stark bedroht.

Für Forscher und Naturschützer sind die Ergebnisse wichtige Grundlagen für weitere Maßnahmen zum Schutz des Löcknitztales, welches exemplarisch für Flusslandschaften und Feuchtgebiete steht. "Arten der Binnengewässern und angrenzender Moore und Feuchtgebiete gehören zu den am stärksten bedrohten Organismen weltweit. Für ihren Schutz und die Bewirtschaftung von Binnengewässern und Feuchtgebieten müssen ganz neue Konzepte entwickelt werden", ist Gelbrecht überzeugt.

Naturliebhaber können sich von dem Artenreichtum der unberührten Natur des Löcknitztales selbst überzeugen. Ausgeschilderte Wanderwege beginnen am Ortausgang von Erkner, führen vorbei an der Fontanekiefer über Klein-Wall bis nach Kienbaum. Die Wege dürfen nicht verlassen werden.


Kontakt:
Dr. Jörg Gelbrecht,
Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei,
Tel.: 030 641 81 730, gelbr[at]igb-berlin.de

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.igb-berlin.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/de/image147108
An den Ufern der Löcknitz gibt es naturbelassene Feuchtwiesen und sumpfige Erlenwälder.
http://idw-online.de/de/image147109
Der Baldrian-Scheckenfalter (Melitaea diamina) ist vom Aussterben bedroht.

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news433141

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution245


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsverbund Berlin e.V., Christine Vollgraf, 14.07.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2011