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WALD/615: Baden-Württembergs Forstminister Hauk redet Staatsforst schön (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 20. August 2009

BUND: Hauk redet Staatsforst schön

Ökologie im Wald sieht anders aus - mehr Maschinen im Wald bedeuten weniger Naturschutz


Stuttgart. Wenn Forstminister Peter Hauk behauptet, dass sich bei der Bewirtschaftung des Staatsforstes im vergangenen Jahr Naturschutz und Wirtschaftlichkeit die Waage hielten, betreibt er Augenwischerei - so das Resümee des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg. "Der Landeswald strotzt vor Negativbeispielen: Großmaschinen haben viele Böden und Bäume beschädigt. Unter dem Vorwand der Verkehrssicherung müssen immer wieder alte Buchen und Eichen, darunter von Spechten und Fledermäusen bewohnte Höhlenbäume, dran glauben - und das gleich hektarweise. Sogar Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiete sind vor solchen Eingriffen nicht sicher", kritisierte die BUND-Landesvorsitzende Dr. Brigitte Dahlbender. Auch der Sparkurs der Landesforstverwaltung ist nach Ansicht des BUND weder ökologisch noch sozial nachhaltig. Weil immer weniger Waldarbeiter und Revierleiter beschäftigt werden, würden Unternehmer engagiert, die das Holz mit ihren Großmaschinen aus dem Wald holen. Dahlbender: "Den Unternehmern fehlt die persönliche Bindung an den heimischen Wald, die Großmaschinen arbeiten viel zu grobschlächtig und zerstören viele gesunde Bäume."

Dass selbst alte naturnahe Waldbestände, die die höchste Artenvielfalt aufweisen, vor Kahlschlägen nicht sicher sind, sei ein Skandal. "Wir brauchen einen sofortigen Einschlagstopp in allen Buchenwäldern in den FFH- und Vogelschutzgebieten, die älter als 140 Jahre sind. Dieser muss so lange andauern bis in den Managementplänen festgelegt ist, wie die Bestände behandelt werden sollen, damit Arten und Lebensräume erhalten werden. Außerdem muss die geschützte Bannwaldfläche endlich von 0,5 Prozent auf 5 Prozent der Waldfläche Baden-Württembergs erhöht werden. Dahlbender erklärte: "Den Schutz der Bannwälder schreibt auch die Nationale Strategie zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt der Bundesregierung vor - Hauk täte gut daran, wenn er dieses Anliegen endlich auch zu seinem eigenen machen würde."

Weitere Informationen zu Missständen im Wald finden Sie hier
http://www.bund- bawue.de/nc/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/
bund-hauk-redet-staatsforst-schoen/?tx_ttnews%5BbackPid%5D=1921&cHash=321f612c05

Hintergrund:

Fauna-Flora-Habitat (FFH)- und Vogelschutzgebiete: Nach europäischen Richtlinien und dem Landesnaturschutzgesetz geschützte Gebiete, in denen europäisch bedeutsame Arten und Lebensraumtypen nicht beeinträchtigt werden dürfen. Etwas 27% der Landeswaldfläche sind FFH- oder Vogelschutzgebiet.

Bannwälder: Nach Landeswaldgesetz ausgewiesene Waldschutzgebiete, in denen keine Holznutzung stattfindet. Sie dienen dem Naturschutz, weil hier Bäume ihr natürliches Lebensende erreichen und als stehendes oder liegendes Totholz vielen seltenen Arten Lebensraum bieten. Außerdem dienen sie der Erforschung natürlicher Reaktionsweisen von Waldbeständen auf sich ändernde Umweltbedingungen wie z. B. den Klimawandel.


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Quelle:
Presseinformation, 20. August 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
70178 Stuttgart. Paulinenstraße 47
Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
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Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. August 2009