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WALD/647: GEO-Tag der Artenvielfalt, Nordsteigerwald. Artenexperten erforschen urige Laubwälder (BN)


Bund Naturschutz in Bayern e.V. - München, 19. Juni 2010 / Kategorie: Wald

GEO-Tag der Artenvielfalt im Nordsteigerwald

Artenexperten erforschen urige Laubwälder


Wie steht es um die Natur im Steigerwald, wie viel Leben bergen die urigen Laubwälder vor der eigenen Haustür? Um diese Fragen zu beantworten, erforschen mehr als 30 Experten verschiedener Fachrichtungen am 19. Juni im Nordsteigerwald die naturnahen Wälder mit ihren Schluchten und Bachtälern. Anlässlich des GEO-Tags der Artenvielfalt geht es am 19. Juni im Nordsteigerwald darum, möglichst viele Tier- und Pflanzenarten in einem abgegrenzten Gebiet zu erfassen und dort die Artenvielfalt zu dokumentieren. Die Initiative dazu geht vom Hamburger Reportagemagazin GEO aus. Zusammen mit vielen Kooperationspartnern findet heuer mittlerweile der 12. GEO-Tag der Artenvielfalt statt. "Wert der Natur: Warum sich Vielfalt rechnet" ist das Motto des diesjährigen GEO-Tags der Artenvielfalt.


Immense Artenvielfalt in unbewirtschafteten Buchen-Naturwaldreservaten

Nachdem der immense Artenreichtum einiger nicht mehr bewirtschafteter Buchen-Naturwaldreservate im Steigerwald vor einigen Jahren untersucht wurde, wird nun ganz im Norden des Steigerwalds der Böhlgrund mit den angrenzenden Wäldern eingehend unter die Lupe genommen. "Wir sind gespannt, ob wir hier in den extensiv bewirtschafteten Wäldern im Böhlgrund an die hohen Artenzahlen der Naturwaldreservate herankommen", so Dr. Klaus Mandery, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Haßberge und Organisator des GEO-Tags der Artenvielfalt im Steigerwald. In einem seit Jahrzehnten unbewirtschafteten Naturwaldreservat wurden in einem nur 10 Hektar großen Buchenwald im Rahmen mehrjähriger Untersuchungen über 1.300 Arten festgestellt, darunter über 400 Großpilzarten und etwa 350 Nachtschmetterlingsarten. Ein GEO-Tag wirft natürlich nur ein Schlaglicht auf diese Biodiversität.


12. Geo-Tag der Artenvielfalt: Der Natur auf der Spur im Nordsteigerwald

Nach dem Motto "nur was wir kennen, schützen wir auch" veranstaltet das Magazin GEO seit 1999 jährlich den GEO-Tag der Artenvielfalt. GEO lädt Experten und interessierte Laien zu einer "Inventur" der heimischen Flora und Fauna ein und berichtet in seinem Magazin darüber. Der GEO-Tag der Artenvielfalt ist die größte Feldforschungsaktion in Mitteleuropa; er wird im Jahr 2010 erstmals in rund 35 Ländern zugleich ausgerichtet. Allein in Deutschland finden dazu 466 Aktionen statt, in Bayern sind 35 angemeldet. Bei den Aktionen werden regelmäßig verschollen geglaubte Arten wiederentdeckt und damit wertvolle Beiträge zur Dokumentation und zum Erhalt der Tier- und Pflanzenwelt geleistet. Ziel des GEO-Tags der Artenvielfalt ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung der Biodiversität auch in unserer unmittelbaren Umwelt zu schärfen.


Diesjähriges Thema "Wert der Natur: Warum sich Vielfalt rechnet"

Leider wird auch im Steigerwald in den Diskussionen vor Ort um den Wert der Wälder meist vorrangig auf die Holznutzung abgestellt. Dabei erfüllen gerade die alten, extensiv oder gar die unbewirtschafteten Laubwälder zahlreiche Waldfunktionen in einer Qualität, wie sie Wirtschaftswälder nicht erreichen. Zum einen können viele Arten, oftmals noch unentdeckt, unersetzbare Ressourcen darstellen, wie z.B. die Stachelbartpilze, die in unbewirtschafteten Wäldern zu finden sind. Diese Pilze werden seit langem erfolgreich in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) als Mittel in der Krebstherapie eingesetzt. Zum anderen stellen unbewirtschaftete Wälder mit ihrer hohen Vielfalt einen hohen Erholungswert mitten in Deutschland dar. So besuchen jährlich etwa 51 Millionen Naturinteressierte die Nationalparke in Deutschland; sie setzen dabei jeweils 2,1 Milliarden Euro um. Dieser Umsatz entspricht etwas mehr als 69.000 Arbeitsplätzen, die vom Nationalpark-Tourismus abhängig sind. Daneben belegen internationale Studien in über 500 Waldgebieten Mitteleuropas und der USA, dass naturnahe Wälder wertvolle Kohlenstoffspeicher darstellen können, wenn sie dauerhaft einer natürlichen Entwicklung überlassen und nicht genutzt werden. In Laubwäldern mit natürlicher Entwicklung gehen somit Artenschutz und Klimaschutz Hand in Hand. Somit kann sich die hohe Artenvielfalt, die unbewirtschaftete Laubwälder gegenüber Wirtschaftswäldern auszeichnet, auch durchaus für die Menschen vor Ort rechnen.

Weitere Infos zum GEO-Tag der Artenvielfalt gibt es unter
www.geo.de/GEO/natur/oekologie/tag_der_artenvielfalt/871.html.


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Quelle:
Presseinformation 063-10/LFGS, 21.06.2010
Herausgeber:
Bund Naturschutz in Bayern e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2010