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WASSER/223: Renaturierung von Kleinstgewässern (naturmagazin)


naturmagazin
Berlin - Brandenburg
Ausgabe 3/2013

Renaturierung von Kleingewässern
Förderprojekte der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Von Anett Franz und Claudius Schneider



Seit mehr als 15 Jahren fördert die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg die Biologische Vielfalt im Land. Einer der Förderschwerpunkte betrifft die vielfältigen Kleingewässer und deren charakteristischen Biozönosen. Von diesen Projekten mit engagierten Partnern profitieren Laubfrosch, Rotbauchunke, Kammmolch und zahlreiche weitere Tier- und Pflanzenarten.


Wasser ist Leben, und gerade Brandenburg besticht mit einer außerordentlichen Fülle an Kleingewässern. Bereits 1997 hat die Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg "Die modellhafte Erarbeitung von Entscheidungshilfen für Maßnahmen des praktischen Naturschutzes an Söllen der Agrarlandschaft des Jungpleistozäns" des Leibniz-Zentrums für Agrarlandschaftsforschung (ZALF e.V.) finanziell unterstützt. Diese praktikable Grundlage für zielführende Lebensraumverbesserungen wurde auf der Lebuser Platte und im Uckermärkischen Hügelland, beides Agrarlandschaften mit einem hohen Anteil an natürlich abflusslosen Senken, erstellt. Typische Elemente der Senken sind Sölle, eiszeitlich geprägte Kleinhohlformen. Diese Kleingewässer und Feuchtbereiche besitzen eine starke Wasserdynamik und seit jeher eine potentiell hohe Arten- und Strukturvielfalt. Viele Sölle wurden im Zuge der landwirtschaftlichen Intensivierung und Flächenmelioration verfüllt, fielen trocken oder verlandeten. Der Verlust und die Entwertung der Lebensräume gehört bis heute zu den Hauptgefährdungsfaktoren für heimische Amphibien.

In vielen Gebieten Brandenburgs sind die ohrenbetäubenden Laubfroschkonzerte und die glockenhellen Rotbauchunkenchoräle bereits verstummt. Weithin aus der Agrarlandschaft verschwunden sind auch zahlreiche andere kleingewässeraffine Tier- und Pflanzenarten wie Rothalstaucher, Binsenjungfern, Armleuchteralgen oder Ästiger Igelkolben.

Um dieser Entwicklung in kleingewässerreichen Agrargebieten gezielt entgegen zu wirken, sind Projekte des Amphibienschutzes bis heute ein Förderschwerpunkt der Stiftung.

Als Fördergrundlage für komplexe Vorhaben zur Erhaltung und Entwicklung von Amphibienlebensräumen hat die Stiftung den "Rotbauchunken-Rahmenplan" aufgestellt. Sein Ziel ist der Erhalt und die Wiederherstellung langfristig überlebensfähiger Populationen von Rotbauchunke, Kammmolch und weiterer vergesellschafteter Amphibienarten sowie einer angemessenen Anzahl an aquatischen und terrestrischen Lebensräumen. Dies gelingt über die Sanierung von Kleingewässern, den Rückbau von Entwässerungsanlagen sowie die Neuanlage von Gewässern, Gewässerrandstreifen und Landlebensräumen. Randstreifen sind Rückzugsgebiete für Arten wie Ringelnatter, Kiebitz oder Feldhasen und mindern außerdem stoffliche Einträge aus den umgebenden landwirtschaftlich genutzten Feldern. Gerade auf der Lebuser Platte und dort gezielt in den nach der Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Richtlinie geschützten Gebieten "Müncheberg" und "Ergänzung Müncheberg" wurden unterschiedlichste Maßnahmen zum Amphibienschutz von der Stiftung gefördert. Kofinanziert mit Mitteln des Landes wurden Kleingewässer zur Verbesserung der Wasserführung entschlammt, Gehölze zur ausreichenden Besonnung der Laichhabitate für Rotbauchunken entnommen und neue Strukturen wie Totholz oder Lesesteinhaufen angelegt. Zur Verbindung terrestrischer und aquatischer Lebensräume wurden zudem Hecken gepflanzt. Diese Habitatataufwertungen konnten gemeinsam mit dem Wasser- und Bodenverband "Stöbber-Erpe" und dem Wasser- und Landschaftspflegeverband "Untere Spree" realisiert werden.

Auch in vielen anderen Regionen Brandenburgs konnten Wasser- und Bodenverbände, Agrargenossenschaften, kommunale Träger und Vereine mit Fördermitteln der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg Kleingewässer renaturieren und Amphibienlebensräume aufwerten. So wurden seit 2006 im Bereich der Ruppiner und Granseer Platte Kleingewässerprojekte durch die Stiftung anteilig mit rund 350.000 Euro unterstützt. Mit Mitteln aus Ersatzzahlungen ist es gelungen, in der Region mehr als 80 Kleingewässer zu entschlammen und Landlebensräume für Amphibien zu verbessern. Auch im Naturpark Niederlausitzer Landrücken wurden rund 560.000 Euro Fördermittel für Kleingewässerrenaturierungen und begleitende Maßnahmen im Verbreitungsgebiet der Rotbauchunke eingesetzt.

Beispiele für eine gelungene Kombination verschiedener Maßnahmen sind die Förderprojekte "Biotopverbund Dabergotz" und "Habitatverbesserungen für die Rotbauchunke im Naturpark Niederlausitzer Landrücken". Im "Biotopverbund Dabergotz" wurden Kleingewässer renaturiert und im Anschluss über fünf Kilometer Hecken gepflanzt. Projektträger waren der Gewässerunterhaltungsverband "Oberer Rhin-Temnitz" und die Dabergotzer Agrar GmbH. Mit den Projekten im Naturpark Niederlausitzer Landrücken konnten mehr als 30 Kleingewässer in den FFH-Gebieten "Tannenbusch und Groß Mehßow", "Calauer Schweiz", "Teichlandschaft Buchwäldchen - Muckwar" und "Sandteichgebiet" sowie auf angrenzenden Flächen renaturiert werden. Gezielt ergänzt werden diese vielfältigen Maßnahmen durch stationäre Amphibienschutzanlagen an der Landesstraße L 53 und der Kreisstraße K 6621.

Diese erleichtern die Wiederbesiedlung der Bergbaufolgelandschaft durch Amphibien. Gleichzeitig wurden Landlebensräume durch Heckenpflanzungen aufgewertet und der terrestrische Biotopverbund gestärkt. Projektträger waren der Gewässerunterhaltungsverband "Obere Dahme/Berste" und der Wasser- und Bodenverband "Oberland Calau".


Anett Franz und Claudius Schneider
Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg, Bereich Projektförderung


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

- Kleingewässer vor der Renaturierung. / - Kleingewässer nach der Renaturierung.
- Der "Rotbauchunken-Rahmenplan" soll auch dem Kammmolch zugutekommen.
- Mehrere Jahre alte Hecken bilden lineare Landschaftsstrukturen, die Ausbreitungen von Tier- und Pflanzenarten erleichtern.
- Totholz und Lesesteinhaufen bilden wichtige Lebensräume - gerade auch in der Agrarlandschaft.
- Ein renaturierter Feldsollkomplex in einer Wiesenlandschaft bei Vehlefanz im Landkreis Oberhavel.

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Quelle:
NATURMAGAZIN, 27. Jahrgang - Nr. 3, August bis Oktober 2013, Seite 12-14
Herausgeber:
Naturschutzzentrum Ökowerk Berlin
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Landesverband Brandenburg
Natur & Text in Brandenburg GmbH
Redaktion:
Natur & Text in Brandenburg GmbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juni 2014