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LAIRE/302: Agrar - Verbreitungsfaktor Vertrieb ... (SB)



In China, Vietnam und anderen asiatischen Ländern breitet sich die Afrikanische Schweinepest immer weiter aus. Bisher sind die Versuche, das Überträgervirus einzudämmen, gescheitert. Nach Angaben der chinesischen Regierung wurden seit August 2018 aus Sicherheitsgründen eine Million Schweine gekeult. Diese Zahl gilt als weit untertrieben, meldet AFP. Schätzungen besagten, daß bereits mehrere Millionen Schweine getötet wurden und daß China mehr als 200 Mio. und damit über die Hälfte seiner Bestände wird beseitigen müssen, um die Epidemie zu stoppen. [1]

In Vietnam sieht es nicht viel besser aus. Dort wurden seit Februar dieses Jahres etwa zwei Millionen Schweine bzw. acht Prozent des Schweinebestands des Landes getötet. In Vietnam und China ist Schweinefleisch ein weit verbreitetes Nahrungsmittel, deshalb sind dort weiterhin steigende Preise und damit ein Mangel zu erwarten. Auch andere Länder werden davon betroffen sein, da China nicht nur Schweinefleisch importiert, sondern seinerseits auch den Weltmarkt beliefert.

Obschon die Afrikanische Schweinepest im Unterschied zur Europäischen Schweinepest weniger gefährlich ist, da sie nicht per Tröpfcheninfektion, sondern vorwiegend über Blut, bluthaltige Flüssigkeiten und bluthaltiges Gewebe übertragen wird, sorgen die transnationalen und globalisierten Warenströme für die Verbreitung des Virus. Diese sind wiederum eine Konsequenz des im vorherrschenden Wirtschaftssystem geförderten Strebens der am Markt teilnehmenden Akteure nach der höchsten Rendite.

Neben China und Vietnam wütet die Afrikanische Schweinepest auch in der Mongolei, Kambodscha und Hong Kong, aber auch in europäischen Ländern wie Rußland, Rumänien, Moldawien und Ukraine, berichtet AFP. Die Nachrichtenagentur zitiert Christine McCracken von der Rabobank mit den Worten, daß möglicherweise 200 Millionen Schweine allein in China gekeult werden, was mehr als die Hälfte der Bestände des Landes und acht Prozent der Weltbestände sind. Die Auswirkungen auf den Schweinepreis wären erheblich. [1]

Es gibt weder einen Impfstoff noch ein Gegenmittel zum Schweinepestvirus. Eine Infektion des Menschen findet nicht statt, wohl aber kann er selber Überträger sein; ebenso wie Wildschweine. So versucht die belgische Regierung durch das Ziehen von Schutzzäunen und Waldbetretungsverbote sowie präemptives Keulen von Hausschweinen die Epidemie im eigenen Land zum Stillstand zu bringen.

Entscheidend ist, daß keine Produkte mit Schweinefleisch aus den Risikogebieten nach außerhalb gebracht werden. Blut an der Kleidung von Landwirten, Jägern oder anderen Personen kann ebenso als Überträger dienen wie der Abfall von Lebensmitteln, der an die Tiere verfüttert wird. Generell gelten unhygienische Verhältnisse als problematisch, weswegen auch die in Asien verbreitete Schweinehaltung auf Hinterhöfen als Brutstätte des Virus gilt.

Die Belieferung von Metropolen wie Hongkong mit Schweinen von chinesischen Produzenten aus den Vorstädten oder vom Land sowie Schweinefleischexporte von China nach Japan, Südkorea und in die USA, von Vietnam nach Kambodscha und in die umgekehrte Richtung, sind typische Verbreitungswege der Afrikanischen Schweinepest. Eben weil der Handel und die Transportmengen zunehmen, werden beste Voraussetzungen für die fortgesetzte Ausbreitung des Virus geschaffen.

Weltweit wurden im Jahr 2017 über 120 Mio. Tonnen Schweinefleisch produziert. In den Export gingen 2010 global etwas über 6 Mio. Tonnen, 2019 werden es voraussichtlich knapp 8,8 Mio. Tonnen sein. [2] Allein die Zahl zum Gesamtgewicht der Exporte sagt zwar noch wenig darüber aus, wie rege der Grenzverkehr ist, aber eben weil in einigen Ländern Schweine zu Millionen gekeult werden, stoßen andere Länder in die Lücken vor und steigern ihre Umsätze. Der Anteil der Exporte an der Schweinefleischproduktion dürfte deshalb weiter zunehmen. Damit wächst die potentielle Gefahr einer Ausweitung der Afrikanischen Schweinepest auf Jahre hinaus.


Fußnoten:

[1] http://www.seeddaily.com/reports/Despite_culls_import_bans_swine_fever_to_hit_pork_market_for_years_999.html

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/261813/umfrage/export-von-schweinefleisch-weltweit/

5. Juni 2019


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