GLOBAL 2000 / Friends of the Earth Austria - Presseaussendung, 12.06.2023
EUROPAS ZIVILGESELLSCHAFT AN VON DER LEYEN: JA ZUM GREEN DEAL, NEIN ZUR AUFWEICHUNG DER GAP
Über 100 Organisationen aus den Bereichen Umweltschutz, Soziales, Entwicklungszusammenarbeit, Landwirtschaft und Kirche fordern ein Ende der EU-Ausnahmeregelungen, die die Umweltmaßnahmen der GAP verwässern.
In einem gemeinsamen Offenen Brief [1] an die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, forderten heute 116 zivilgesellschaftliche Organisationen die Fortführung des Green Deal, den sie als "das wohl wichtigste europäische Meilensteinprojekt dieses Jahrhunderts" bezeichneten. Forderungen nach einer weiteren Aussetzung von Umweltauflagen in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), wie das Einackern der Brachflächen, seien hingegen abzulehnen, so die Unterzeichner:innen, zu denen Organisationen aus den Bereichen Naturschutz, Wissenschaft, Medizin, Entwicklungszusammenarbeit, Arbeitnehmer:innen- und Verbraucher:innenschutz sowie Bauernverbände und kirchliche Organisationen gehören.
Die Unterzeichner:innen weisen darauf hin, dass die Forderung nach weiteren Aussetzungen der Umweltmaßnahmen der GAP (Bereitstellung von Flächen für die biologische Vielfalt, Fruchtfolge, Verzicht auf Pestizide etc.) und die Rücknahme der Gesetzesvorschläge zur Renaturierung und Reduzierung von Pestiziden nicht nur einem breiten wissenschaftlichen Konsens widerspricht, sondern auch im Widerspruch zu christlichen Grundwerten steht, wie sie im Manifest der Europäischen Volkspartei Die Zukunft der Christdemokratie [2] dargelegt sind. Dort heißt es, dass die ökologische Krise "das bedroht, was unsere Welt bewohnbar macht", weshalb wir "nicht so weitermachen können [...] wie in der Vergangenheit", sondern uns bemühen müssen, "eine Welt zu hinterlassen, in der Leben bleibt."
Die Unterzeichner:innen betonen, dass die Sicherung einer nachhaltigen Zukunft für Europa eine Gemeinsame Agrarpolitik erfordert, die mit den Zielen der Farm to Fork- und der Biodiversitätsstrategie des Green Deal in Einklang steht und den ökologischen Wandel mit fairen Perspektiven für die Bauern und Bäuerinnen verbindet. In diesem Bestreben sagen die unterzeichnenden Organisationen der Kommissionspräsidentin ihre volle Unterstützung bei der Verteidigung des Green Deal zu und betonen, dass ein Nachgeben gegenüber den kurzsichtigen Forderungen der Agrarlobbyisten und ihrer politischen Verbündeten "ein Fehler von historischem Ausmaß" wäre.
Ein Faktencheck [3] von Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen
entlarvte die Argumente, die von überwiegend konservativen
Politiker:innen vorgebracht wurden, um die Aussetzung der
wichtigsten GAP-Umweltauflagen für die Jahre 2022 und 2023
durchzusetzen, als unhaltbar. Die Aussetzung der
GAP-Umweltauflagen hat keinen erkennbaren Beitrag zur
Ernährungssicherheit geleistet. Sie ging jedoch zu Lasten der
Umwelt und der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft, da Maßnahmen
zum Schutz bestäubender Insekten und zur Steigerung der
Bodenfruchtbarkeit eingestellt wurden. Mit ihrem Offenen Brief
wenden sich die mehr als 100 Organisationen der Zivilgesellschaft
entschieden gegen eine weitere Verlängerung dieser fehlgeleiteten
Maßnahmen, wie sie die EVP bereits gefordert hat [4].
Download Offener Brief
Offener Brief von 116 internationalen Organisationen an
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, 12. Juni 2023,
Sprache: englisch
https://www.global2000.at/sites/global/files/230612_Open-Letter-to-Ursula-von-der-Leyen_final-komprimiert-1.pdf
Links:
[1] https://www.global2000.at/sites/global/files/230612_Open-Letter-to-Ursula-von-der-Leyen_final-komprimiert-1.pdf
[2] https://www.eppgroup.eu/de/newsroom/veroeffentlichungen/die-zukunft-der-christdemokratie
[3] https://www.global2000.at/presse/ngo-analyse-entlarvt-ernaehrungssicherheits-argument-von-agrar-lobbyisten-als-schwindel
[4] https://www.norbert-lins.de/files/lins/00_pm_PDFs/2023-03/2023-03-29_Brief_an_vonderLeyen_Ma%C3%9Fnahmen_in_Landwirtschaft_aufgrund_Ukrainekriegs.pdf
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Quelle:
Presseaussendung, 12.06.2023
Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000
Neustiftgasse 36, A-70 Wien
Tel: +43/1/812 57 30, Fax: +43/1/812 57 28
E-Mail: office@global2000.at
Internet: www.global2000.at
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 13. Juni 2023
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