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STANDPUNKT/020: Der globale Artenschutz ist ein Stiefkind (NaturFreunde)


Pressemitteilung des Bundesvorsitzenden der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller vom 18. Oktober 2010:

Der globale Artenschutz ist ein Stiefkind

Die EU verliert ihr ökologisches Profil, ihr Umweltrat versagt auch beim Klimaschutz


Berlin, 18. Oktober 2010 - Heute beginnt im japanischen Nagoya die UN-Biodiversitätskonferenz, auf der es eigentlich zu einem Durchbruch im internationalen Artenschutz kommen sollte. Doch schon im Vorfeld konnten sich die EU-Umweltminister nur auf reine Absichtserklärungen einigen. "Wenn selbst die EU nur heiße Luft produziert, wie soll sich dann erst die Weltgemeinschaft auf konkrete Ziele einigen", mahnt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller.

Die NaturFreunde Deutschlands stellen fest: Die EU ist in ökologischen Fragen auf dem Abstieg, ohne Kraft, Ideen und Durchsetzungsmacht. Damit verspielt Europa die Chance, sich bei wichtigen Zukunftsthemen zu profilieren und in der Globalisierung eine bedeutende Rolle zu spielen. Auch das Versprechen der Bundeskanzlerin, dem Schutz der Arten mehr Ressourcen zu widmen, ist nichts anderes als eine Luftblase. Der globale Artenschutz ist noch immer ein Stiefkind, das sich gegen die mächtigen Wirtschaftsinteressen nicht durchsetzen kann.

Weil sich auf der Vorbereitungskonferenz der EU-Umweltminister in Luxemburg wieder mal die Bremser und Blockierer durchsetzen konnten, wird nicht nur die Biodiversitätskonferenz scheitern, sondern auch die Anfang Dezember im mexikanischen Cancún stattfindende Klimaschutzkonferenz. Doch dieses Mal können die Vertreter Europas nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Sie selbst haben eklatant versagt. Selbst Deutschland, das in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle in der europäischen Umweltpolitik einnahm, hat sich eine Auszeit genommen: Von Umweltminister Röttgen war auch in Luxemburg wenig zu hören.

Die EU-Umweltminister schrieben zudem nur das alte Ziel fest, die Treibhausgasemissionen um 20 Prozent bis zum Jahr 2005 gegenüber 1990 zu reduzieren. Obwohl eine Minderung um 30 Prozent eine unbestrittene Mindestvoraussetzung ist, um den Klimawandel auf eine globale Erwärmung von 2° Celsius zu begrenzen. Obwohl auch die EU das Zwei-Grad-Ziel vertritt. Und obwohl im Vorfeld der EU-Umweltministerkonferenz der französische, der britische und der deutsche Umweltminister ein Reduktionsziel von 30 Prozent ausgegeben hatten. Offenkundig hatten die drei stärksten EU-Staaten Frankreich, Großbritannien und Deutschland nicht viel zu sagen.

Der Widerspruch zwischen Wissen und Handeln nimmt weiter zu. Die konservative Welle, die über Europa hinwegschwappt, wirft alle Reformansätze zurück. Das ist verhängnisvoll. Es erklärt aber auch, warum in Europa die gesellschaftlichen Proteste zunehmen. Sie werden erst enden, wenn es wieder zu einer Politik der sozialen und ökologischen Reformen kommt.


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Quelle:
Presseinformation vom 018.10.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur
Bundesgeschäftsstelle
Warschauer Str. 58a, 10243 Berlin
Tel.: 030/29 77 32 65, Fax: 030/29 77 32 80
E-Mail: presse@naturfreunde.de
Internet: www.naturfreunde.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2010

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