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STANDPUNKT/036: Atommüllexporte nach Russland müssen verboten werden (NaturFreunde)


Pressemitteilung von Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands, vom 24. November 2010:

Atommüllexporte nach Russland müssen verboten werden

NaturFreunde Deutschlands fordern Bundestag auf, Staatsvertrag mit Russland zu verhindern


Berlin, 24. November 2010 - Zu den beantragten Atommüll-Transporten vom nordrhein-westfälischen Atommüll-Zwischenlager Ahaus in die russische Atomanlage Majak erklärt Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands:

Die russische Atomanlage Majak befindet sich in einem katastrophalen sicherheitstechnischem Zustand. Majak hat sich zu einem atomaren Zentrum entwickelt, in dem Atomschrott aus vielen Teilen der Welt in einer völlig veralteten Aufbereitungsanlage zu unvorstellbaren umweltpolitischen Bedingungen verarbeitet wird.

Dass 951 abgebrannte Brennelemente von Ahaus nach Majak transportiert werden sollen, ist völlig inakzeptabel. Die NaturFreunde Deutschlands fordern nicht nur die Mitglieder des Deutschen Bundestages auf, jegliche Atommüllexporte zu verbieten, sondern erwarten auch von der Bundesregierung, dass sie einen geplanten Staatsvertrag mit Russland, der Atommülltransporte nach Russland ermöglicht, nicht unterzeichnet.

Majak ist ein atomarer Ramschladen, der zu Dumpingpreisen Atomschrott aus aller Welt abnimmt und die Region immer weiter atomar verseucht. Viele Atomkonzerne der Welt "entsorgen" so ihre Probleme auf Kosten der Umwelt und der Menschen in der Region um Majak. So lässt die völlig veraltete Aufbereitungsanlage radioaktives Wasser in den Fluss Tetscha ab. Durch künstliche Kanäle und Staustufen wird die radioaktive Fracht in den 240 Kilometer entfernten Irtjasch-See transportiert. An den Flussufern leben Menschen und bauen Lebensmittel auf atomar verseuchten Feldern an. Die Leukämie hat dort massiv zugenommen und viele Kinder leiden an Krebs. Die Region um Majak gilt zusammen mit der Region Tschernobyl als am stärksten radioaktiv verstrahlte Region der Erde.

Die Stadt Majak ist eine Festung. Zu Sowjetzeiten wurde dort Plutonium für das sowjetische Atomwaffenprogramm hergestellt. Es war eine "geheime Stadt", auf keiner Landkarte eingezeichnet. Viele Unfälle haben die Gegend radioaktiv verstrahlt. Ohne Genehmigung darf niemand Majak betreten.

Deshalb ist es skandalös, dass bundesdeutscher Atommüll in diese verseuchte Region abgeschoben werden soll. Hier wird versucht, die Belastungen der Atomtechnologie auf eine andere Region zu übertragen. Die Verantwortlichen akzeptieren dabei, dass durch deutschen Atommüll die Gegend um Majak noch stärker verstrahlt wird. Selbst das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat darauf hingewiesen, dass der Atomkomplex in Majak sanierungsbedürftig ist.

Der Transport des Atommülls nach Majak wurde vom Verein für Kernverfahrenstechnik und Analytik Rossendorf beantragt. Der Verein hat sogar öffentlich erklärt, dass die Entsorgung in Russland vor allem aus Kostengründung durchgeführt werden soll. Beim geplanten Transport geht es um Atommüll aus dem früheren DDR-Kernforschungszentrum Rossendorf bei Dresden. Das Land Sachsen hatte die 951 Brennelemente im Frühjahr 2005 mit 18 Castor-Behältern nach Ahaus bringen lassen, da Rossendorf als Zwischenlager für Atommüll nicht zugelassen ist.

Die NaturFreunde Deutschlands werden aktiv dazu beitragen, dass keine Atommülltransporte nach Russland stattfinden und den Widerstand gegen diese Transporte in den betroffenen Ländern unterstützen.


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Quelle:
Presseinformation vom 24.11.2010
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 26. November 2010