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STANDPUNKT/520: Die Prestige-Katastrophe und die Gerechtigkeit (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1026, vom 16. Dez. 2013, 33. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Die Prestige-Katastrophe und die Gerechtigkeit



Elf Jahre nach der schlimmsten Umweltkatastrophe, die man an der spanischen Küste erleben musste, wurde jetzt ein Urteil gesprochen. Die Öltanker-Katastrophe, die auch die Küsten von Portugal und Frankreich betroffen hatte, ist mit dem Namen "Die Prestige-Katastophe" in die Annalen eingegangen. Man hat sehr lange auf dieses Urteil warten müssen. Vor allem die Menschen, die im Jahr 2002 zusehen mussten, wie ihre Küste schwarz gefärbt wurde und die Öl verschmierten Tiere elend krepiert sind. An der spanischen Küste hatten die Menschen das Gefühl, dass selbst das Meer auf das Urteil gewartet hat. Alle hatten ein gerechtes und vorbildliches Urteil erwartet. Das Urteil hätte definieren müssen, wer an der Tankerkatastrophe Schuld gehabt hat, wer für ein falsches Katastrophenmanagement die Verantwortung zu tragen hat und wer sich als unfähig erwiesen hat: Der Kapitän? Die spanische Regierung? Das Zertifizierungsunternehmen, das den "guten Zustand" des Öltankers bescheinigt hatte? Der Kapitän wurde zwar zu neun Monaten verurteilt - aber der Weg ins Gefängnis wird ihm erspart. Man weiß, dass sich der Tanker "Prestige" in einen mangelhaften Zustand befunden hat. Trotzdem hatte der Tanker eine Betriebserlaubnis. Das Urteil belangte gleichwohl nicht das Unternehmen, das den Zustand des Öktankers damals überwacht hatte. Auch der Regierung attestierte das Urteil ein fähiges Katastrophen-Management. 2002 hatte die spanische Regierung gewusst, dass die galizische Küste von vielen Tankern frequentiert wurde. Aber entweder hatte die Regierung keinen Katastropheneinsatzplan für havarierte Öltanker - oder der Plan war untauglich, die Prestige-Katastrophe zu managen. Elf Jahre nach der Ölkatastrophe hat man niemanden verurteilt - und niemand trägt irgendwelche Schuld an über 1000 Kilometer ölverschmierten Küsten. Ein gerechtes und vorbildliches Urteil hätte zeigen müssen, wer was falsch gemacht hat, wer die Situation falsch beurteilt und gehandhabt hat - und wer für das Desaster zu zahlen hat. Das alles hat die spanische Justiz mit ihrem Urteil nicht gezeigt. Was können jetzt viele Menschen an den ölgeschädigten Küsten, die verendeten Tiere und das ganze Meer erwarten? Sie können nur darauf hoffen, dass so eine Katastrophe nie mehr passiert.

Ein Kommentar unserer spanischen Mitarbeiterin ELEONOR SCHUMMER zum "Prestige-Urteil", in dem ein Gericht im nordwestspanischen La Coruña am 13.11.13 die Besatzung des Tankers "Prestige" und die spanischen Behörden von jeglicher Schuld an dem Unglück freigesprochen hatte - mehr Infos unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Prestige_%28Schiff%29

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1026
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Januar 2014