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STANDPUNKT/554: Ökologischen Kolonialismus jetzt beenden - raus aus Atom, Kohle und Öl (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - 21. März 2014

Ökologischen Kolonialismus jetzt beenden: raus aus Atom, Kohle und Öl

Demonstrationen am Samstag in sieben Landeshauptstädten für eine echte Energiewende



Berlin, 21. März 2014 - Anlässlich der am Samstag (22.3.) in sieben Landeshauptstädten stattfindenden Demonstrationen für eine echte Energiewende, bei denen die NaturFreunde Deutschlands zu den Organisatoren gehören (www.energiewende-demo.de), erklärt der Bundesvorsitzende der NaturFreunde Deutschlands Michael Müller:

Die Menschheit steht an einem Scheideweg. Die fortschreitende Umweltzerstörung erreicht einen Punkt, der die ökologische Selbstzerstörung denkbar macht. Die Schlüsselfrage, um zu einer Umkehr zu kommen, ist die Energiepolitik. Die NaturFreunde Deutschlands fordern seit dem Jahr 1980 eine Energiewende, den Ausstieg aus der fossilen und nuklearen Verschwendungswirtschaft. Doch wir stellen fest: Bis heute erleben wir nur Ausflüchte, Konzeptionslosigkeit, altes Denken und kurzfristige Taktiererei.

Eine echte Energiewende lässt sich nicht auf den Stromsektor reduzieren

Die NaturFreunde kritisieren, dass die Bundesregierung die Energiewende reduziert auf den Stromsektor und auf eine Deckelung der erneuerbaren Energien. Eine echte Energiewende erfordert aber einen radikalen Umbau von der heutigen Verschwendungswirtschaft hin zur Vermeidung hoher Energieverbräuche und zum möglichst schnellen Umstieg in die Solarwirtschaft.

Die Energiewende ist mehr als der Austausch von Energieträgern, sondern erfordert erstens eine möglichst weitgehende Dezentralisierung der Strukturen, um den Energieverbrauch drastisch zu reduzieren. Und zweitens die Zusammenführung von Strom, Wärme und Mobilität, weil nur so - zum Beispiel durch Kraftwärmekopplung - die großen Effizienzpotenziale mobilisiert werden können.

Eckpunktepapier der Bundesregierung erschwert Bürgerwindparks und Energiegenossenschaften

Die Energiewende ist nur zu erreichen, wenn sie mit einer Demokratisierung der Energieversorgung verbunden ist. Die NaturFreunde Deutschlands kritisieren massiv, dass das Eckpunktepapier der Bundesregierung Bürgerwindparks oder Energiegenossenschaften erschwert. Die großen Stromer - RWE, E.on, Vattenfall und EnBW - haben über Jahrzehnte eine Energiewende blockiert und auch den Vertrag über den Atomausstieg gebrochen.

Eine echte Energiewende ist nur möglich, wenn der Konflikt mit den großen Energieverkäufern endlich ausgetragen wird. Denn diese sind daran interessiert, ihre längst abgeschriebenen, umweltschädlichen und klimafeindlichen Großkraftwerke möglichst lange zu nutzen. Das wäre dann allerdings das Gegenteil einer echten Energiewende.

Politik hat versagt beim Ausbau der Infrastruktur für solare Energiedienstleistungen

Die Energiewende zu deckeln, wie es die Bundesregierung plant, ist grotesk angesichts von Klimaschutz und Atomausstieg. Der schnellere Ausbau der Erneuerbaren ist doch ein Erfolg. Das Versagen liegt bei der Politik, weil sie nicht die notwendige Infrastruktur geschaffen hat, die solare Energiedienstleistungen brauchen.

Die Energiewende darf nicht auf Strom reduziert werden, sie muss sich auf alle Bereiche des Energieeinsatzes beziehen. Es gibt keinen Klimaschutz, wenn es nicht auch im Wärmesektor, wo die größten Einsparpotenziale liegen, zu einer Wende kommt. Und der im Jahr 2008 erreichte Peak-Oil macht eine Energiewende überfällig. Bei einer echten Energiewende geht es nicht zuletzt um die Sicherung von Frieden und Gerechtigkeit.

Mehr Verteilungsgerechtigkeit, Speichertechniken und Ausbau der Ökosteuer

Die echte Energiewende wird nur möglich, wenn es zu mehr Verteilungsgerechtigkeit kommt. Es muss Schluss sein, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher immer höhere Kosten zahlen, während die Industrie immer mehr entlastet wird.

Die echte Energiewende wird nur möglich, wenn es zu einer Zukunftsanleihe für einen schnellen Ausbau von Speichertechniken, HGÜ-Leitungen - möglichst in Erdkabeln - und zu einem modernen Lastmanagement kommt.

Die echte Energiewende wird nur möglich, wenn auch die ökonomischen Rahmenbedingungen stimmen. Wir wollen einen Ausbau der Ökosteuer statt fragwürdiger Zertifikate und einer Strombörse, die den Energiepreis spekulativ in die Höhe treibt.

Wir müssen endlich anfangen, die Energiewende vom Ende her zu denken

Die NaturFreunde Deutschlands fordern seit dem Jahr 1963 den Ausstieg aus der Atomenergie. Wir gehören zu den Trägern der Anti-Atom- und Energiewendedemonstrationen. Vertreter der NaturFreunde reden auf den Demonstrationen in Düsseldorf und Potsdam.

Hier die wichtigsten Aussagen:

Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands und Staatssekretär a. D. (Redner in Düsseldorf): "Wir müssen raus aus den alten Versorgungsstrukturen - aus Atom und Kohle. Wir müssen weg vom Öl. Es muss Schluss sein mit dem ökologischen Kolonialismus gegen künftige Generationen und gegen die Natur."

Professor Kai Niebert, stellvertretender Vorsitzender der NaturFreunde Deutschlands und Präsidiumsmitglied im Deutschen Naturschutzring (Redner in Potsdam): "Wenn wir den Klimawandel abwenden und uns von Energieimporten unabhängig machen wollen, müssen wir endlich anfangen, die Energiewende vom Ende her zu denken: Was wir brauchen, ist eine Beschleunigung des Umbaus, Mindestziele statt Obergrenzen, eine Effizienzrevolution und Anreize zum Energiesparen auch für die Industrie. Wir müssen jetzt das Ziel in den Blick nehmen, statt immer nur Ausreden zu suchen, um ein fossiler Energie-Dinosaurier zu bleiben."

Uwe Hiksch, Mitglied des Bundesvorstands der NaturFreunde Deutschlands: "Die Energiepolitik der Bundesregierung ist unverantwortlich. Sie fördert die Interessen der großen Energiemonopolisten und verhindert eine demokratische, soziale und ökologische Energiewende. Mit unseren heutigen Aktionen fordern wir den schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie und einen schnellen Umstieg von der klimaschädlichen Kohle auf erneuerbare Energien. Wir werden solange auf die Straße gehen, bis diese falsche Energiepolitik beendet wird!"

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Quelle:
Presseinformation vom 21.03.2014
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2014