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STANDPUNKT/890: Pumpspeicherwerk Atdorf - Erholungslandschaft, natürliche Lebensräume und Wasserquallen bedroht (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 10. Januar 2017

Erörterungstermin: Pumpspeicherwerk Atdorf

Der Bau des PSW Atdorf zerstört Erholungslandschaft, Umwelt und Natur. Der BUND wertet den energiewirtschaftlichen Nutzen indes als nicht ausreichend.


Wehr. Zum Auftakt des Erörterungstermins zum Pumpspeicherwerk Atdorf (PSW Atdorf) haben heute (10.01.2017) BUND-Aktive den Bauplänen eine klare Absage erteilt. Sie mahnen: Durch den Bau des PSW Atdorf werden viele sehr seltene Tierarten zu Grabe getragen. "Umwelt und Natur werden durch das Projekt in unzumutbarer Weise belastet. Das Haselbachtal ist Heimat für streng geschützte Tiere und Pflanzen. Mit dem Bau verschwindet deren Lebensraum unwiederbringlich unter Beton und Asphalt. Dabei ist der gesellschaftliche Nutzen gering und rechtfertigt einen solchen Eingriff nicht. Der BUND fordert, dass die Genehmigung nicht erteilt wird", erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND in Baden-Württemberg, bei der Aktion vor der Seebodenhalle.

Für immer verloren: Wasserquellen und Heimat seltener Tiere

Das PSW Atdorf soll mit seinen riesigen Betonwannen zwischen drei FFH-Gebiete gebaut werden. Durch die beim Bau entstehende Flächenversiegelung gehen Quellen verloren, die diese FFH-Gebiete mit Wasser versorgen. Die Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH) sind Teil des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000, das dem Erhalt europaweit bedeutender Lebensraumtypen, Tier- und Pflanzenarten dient. 703 geschützte Quellen, Quellfluren, Gräben und Bäche sowie insgesamt 100 Hektar Wald stehen am Standort des Ober- und Unterbeckens auf dem Spiel. Das entspricht der Fläche von 150 Fußballfeldern.

Die streng geschützte Mopsfledermaus lebt und jagt bevorzugt hier im Hotzenwald. Ebenso ist das Habitat der Spanischen Flagge in Gefahr. Der farbenfrohe Schmetterling steht auf der Vorwarnliste gefährdeter Arten. Im Haselbachtal lebt zudem die Gelbbauchunke, deren Population im ganzen Land schwindet. Auch die Groppe, ein streng geschützter Fisch, der klare saubere Bäche braucht, ist durch die Eingriffe in den Wasserhaushalt der Bergkuppe Abhau gefährdet.

Pumpspeicherwerke: Technik von gestern

Kritisch sieht der BUND Baden-Württemberg auch den energiewirtschaftlichen Nutzen. "Ein Pumpspeicherkraftwerk war in der alten Energiewelt vielleicht eine sinnvolle Speicherart. Doch es wird den Anforderungen der Zukunft mit Erneuerbaren Energien nicht gerecht. Wir brauchen keine weiteren Kurzzeit-Stromquellen. Wir brauchen Energiespeicher, die mehrere sonnen- und windarme Tage überbrücken können", so Pilarsky-Grosch.

Der Schluchseewerk AG geht es mit dem PSW Atdorf nicht darum, die Energiewende voranzubringen. Anders als der Öffentlichkeit dargestellt, verpflichtet sich das Unternehmen in den Antragsunterlagen nicht, nur Strom aus Erneuerbaren zu speichern. Inge Böttinger, BUND-Vorsitzende der Ortsgruppe Wehr befürchtet: "Wie alle Pumpspeicherwerke wird sich das PSW Atdorf nicht am Takt der Erneuerbaren Energien, sondern am Strompreis orientieren und zur Gewinnsteigerung Preisspitzen ausnutzen. Somit würden Atom- und Kohlestrom unterstützt und der Energiewende und dem Klimaschutz geschadet."


Die BUND-Position zum Pumpspeicherwerk ist hier einsehbar:
http://rv-hochrhein.bund-bawue.de/themen-projekte/energie-und-klimawende/pumpspeicherwerke/pumpspeicherwerk-atdorf/

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Quelle:
Presseinformation, 10.01.2017
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Januar 2017

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