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STELLUNGNAHME/240: Hendricks Hochwasserschutzkonzept war überfällig. Große Potentiale ungenutzt (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 28. April 2015

Hendricks Hochwasserschutz-Konzept darf nicht an Bundesländern scheitern


Berlin: Das heute von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks vorgestellte Hochwasserschutzkonzept ist für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der erste Schritt einer neuen Flusspolitik. "Effektiver Hochwasserschutz erfordert die Wiederherstellung und Sicherung der ökologischen Funktion von Bächen und Flüssen. Schlüsselaufgaben sind die Ausweisung neuer Überschwemmungsflächen und der Auenschutz. Das Hochwasserschutzkonzept der Bundesregierung war überfällig", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. "Leider floss das Geld zur Hochwasservorsorge bisher vor allem in technische Maßnahmen wie Deichverstärkungen und -erhöhungen, den Bau von Rückhaltebecken und Uferbefestigungen. Dies kann ökologische Hochwasserschutzmaßnahmen wie das Rückverlegen von Deichen nicht ersetzen", sagte Weiger.

An den meisten Flüssen und Bächen in Deutschland seien die Möglichkeiten für ökologische Hochwasserschutzmaßnahmen bei weitem nicht ausgeschöpft, kritisierte der BUND-Vorsitzende. Allein an der Elbe ließen sich durch das Rückverlegen von Deichen an mindestens 15 Standorten rund 35000 Hektar neuer Überschwemmungsflächen einrichten.

"Seit dem Jahrhunderthochwasser von 2002 sind lediglich acht Rückdeichungsprojekte mit einer Fläche von rund 1300 Hektar begonnen worden. Dazu gehört auch das vom BUND an der Elbe bei Lenzen initiierte Projekt. Heute bietet der rückverlegte Deich dem Fluss 460 Hektar neue Überflutungsfläche. 2013 hat dieses Projekt in der Region eine Überschwemmungskatastrophe verhindert", sagte der BUND-Vorsitzende.

Neue Auenflächen verbesserten nicht nur den Hochwasserschutz und den Wasserhaushalt in den Flusseinzugsgebieten. Sie dienten auch dem Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Profitieren würden auch der Tourismus und die Fischerei.

In den zurückliegenden 20 Jahren seien bundesweit jedoch erst ein Prozent der früheren Flussauen renaturiert worden, kritisierte Weiger. "Bundesregierung und Flussanrainer-Länder müssen endlich koordiniert handeln. Natur- und Hochwasserschutz ergänzen sich optimal, wenn möglichst viele neue Überschwemmungs- und Rückhalteflächen gesucht und ausgewiesen werden. Das bisher Geschehene reicht bei weitem nicht aus", sagte der BUND-Vorsitzende.

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Quelle:
BUND-Pressedienst, 28.04.2015
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2015

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