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STELLUNGNAHME/626: Keine Solarparks in Überflutungszonen (NABU)


Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 14. Februar 2023

NABU: Keine Solarparks in Überflutungszonen

Miller: Natürlichen Wert von Flussschutzgebieten erhalten


Berlin - Der Bundesrat hat in der vergangenen Woche die bayrische Gesetzesinitiative zum privilegierten Umgang von Freiflächen-Photovoltaikanlagen auf Überschwemmungsgebieten von Flüssen beschlossen. Bisher ist die Genehmigung solcher Anlagen nur in Ausnahmefällen möglich. Die besondere Schutzbedürftigkeit dieser Flächen kommt darin zum Ausdruck und muss aus Sicht des NABU erhalten bleiben. Um die ehrgeizigen Ausbauziele bei der Solarenergie zu erreichen, müssen vielmehr bisher landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen in die Planungen einbezogen werden, die bereits vorbelastet sind.

Die Überschwemmungsflächen von Flüssen sind aktuell in einem desolaten Zustand. Sie können die zunehmenden Katastrophen nicht mehr abpuffern. Der Nutzungsdruck auf die wichtigen Auen- und Überschwemmungsflächen hat zu einem Verlust von mehr als zwei Drittel der Auen geführt, nur noch knapp ein Prozent ist intakt. Dabei bündelt sich gerade hier viel Potenzial für natürlichen Klimaschutz und zur Klimaanpassung, als hochwertige Flächen für die Biodiversität.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller kritisiert: "Diese Gesetzesinitiative ist zynisch, weil sie behauptet, man würde Klimaschutz im Einklang mit Hochwasserschutz betreiben wollen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Intakte Überschwemmungsflächen sind die einzigen bekannten und wirklich wirkungsvollen Mechanismen gegen Hochwassergefahren. Hier dürfen keine PV-Anlagen stehen. Gerade Überschwemmungsflächen bieten die Synergieeffekte, die wir aktuell für flächenbewusste Entscheidungen brauchen, um die Ziele des Gewässer-, Klima-, und Naturschutzes zu erreichen. Wir brauchen diese Flächen für die Renaturierung unserer Fluss- und Auenlandschaften."

Dr. Rocco Buchta, Leiter des NABU-Instituts für Fluss- und Auenökologie, ergänzt: "Dass Überschwemmungsflächen ungeschützt Platz für Solaranlagen machen sollen, wäre eine Fehlentwicklung. Neben Hochwasserschutz sind hier kostbare Flächen für Natur und Erholung, die wir in den kommenden Jahren dringend weiterentwickeln müssen."

Durch diesen Vorstoß wird klar, dass Gewässerentwicklungskorridoren dringend unter Schutz gestellt werden müssen. Die Ausweisung dieser Kategorie in der Raumordnung ist längst überfällig.

Die NABU-Renaturierungsstudie sowie die Analyse von gewässerökologischen Potenzialen stellen heraus, welche Potenziale und Synergieeffekte Flüsse und Auen haben und welche Flächen besonders geeignet für Renaturierungsmaßnahmen sind. Sie stellen eine wichtige Kulisse für die Umsetzung der Ziele des Weltnaturabkommens von Montreal und des zukünftigen EU-Renaturierungsgesetzes dar.


Links:

Positionspapier "Solarparks naturverträglich ausbauen"
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/energie/solarenergie/220330-nabu-positionspapier-solarenergie-solarparks-naturvertraeglicher-ausbau.pdf

Studie "Potenzialräume für die Renaturierung von Ökosystemen in Deutschland"
https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/deutschland/29966.html

NABU-Studie zu Renaturierungspotenzialen im Nebennetz der Bundeswasserstraßen
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/lebendigefluesse/200727-studie-gewaesseroekologische-defizite-nebennetz-wasserstrassen.pdf

Resiliente Flusssysteme der Zukunft im NABU-Leitbild für Lebendige Flüsse
https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/lebendigefluesse/170912-nabu-leitbild-fluesse.pdf

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Quelle:
NABU Pressedienst, 14.02.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 14. Februar 2023

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