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GENTECHNIK/251: Ungarn möchte gentechnikfrei bleiben (SB)


Schlappe für die Agroindustrie

Agrarland Ungarn lehnt Gentechnik in der Landwirtschaft ab


Ungarn zählt innerhalb der Europäischen Union zu den schärfsten Gegnern der sogenannten Grünen Gentechnik. Es hat die Einfuhr gentechnisch manipulierter Pflanzen verboten und hofft nun, daß es nicht von der EU-Kommission unter Druck gesetzt wird und sein Moratorium beibehalten darf.

Im Januar 2005 hatte das noch immer stark landwirtschaftlich geprägte Ungarn die Aussaat der Maissorte MON 810 verboten. Für den Produzenten Monsanto, der weltweit führend im Vertrieb von GM-Saaten ist, war dies ein empfindlicher Rückschlag, hatte das Unternehmen doch gehofft, über die osteuropäischen Staaten auf den attraktiven EU- Markt zu gelangen. Was in Rumänien gelang, sollte Monsanto jedoch in Ungarn, das innerhalb der EU nach Frankreich der zweitgrößte Maisexporteur ist, verwehrt bleiben.

Die Mitglieder der EU-Kommission befürworten mehrheitlich GM-Saat und haben in der Vergangenheit im Rahmen ihrer Möglichkeiten versucht, ihre Einstellung in der Europäischen Union durchzusetzen. Dabei ist die EU-Kommission kürzlich auf einigen Widerstand gestoßen. Auf dem EU-Ministerratstreffen im Dezember 2006 ist die EU-Kommission mit ihrer Forderung, Österreich zu zwingen, ein Verbot der Gentechsaat aufzuheben, gescheitert.

Ungarn seinerseits hat ein sehr ähnliches Verbot gegen Gentechsaat verhängt und setzt darauf, daß bei der kommenden Ministerratssitzung am 20. Februar ebenfalls zu seinem Gunsten entschieden wird.

Nur Tschechien, die Niederlande, Schweden und Großbritannien hatten sich dafür ausgesprochen, Österreich an die Kandare zu nehmen. Ungarn hofft, daß es die Mehrheit der übrigen 22 EU-Mitglieder auf seiner Seite hat. Aber selbst wenn nicht, würden sich die ungarischen Landwirte wohl kaum auf GM-Saat einlassen, erklärte diese Woche der ungarische Staatssekretär Kalman Kovacs auf einer Pressekonferenz.

Außerdem hat die ungarische Regierung hohe Hürden für Gentechbauern gesetzt. Beispielsweise wird ein Sicherheitsabstand von 400 Metern zwischen dem Feld mit Gentechsaat und allen anderen Anbauflächen verlangt. Ist das bereits eine sehr hohe gesetzgeberische Hürde, um GM-Saat anzubauen, so wird sie noch dadurch übertroffen, daß ein Landwirt, der GMO (gentechnisch manipulierte Organismen) ausbringen will, zuvor die Genehmigung der Besitzer oder Pächter benachbarter Felder einholen muß. Das dürfte speziell in Ungarn besonders schwierig sein, weil viele Felder sehr klein sind und häufig in Kooperativen mit zahlreichen Mitgliedern betrieben werden.

9. Februar 2007