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GENTECHNIK/259: Sambia lehnt Hybridmais weiterhin ab (SB)


"Sambia wird nicht zur Müllhalde für GMO-Produkte"

Widerstand der sambischen Regierung gegen die Versprechen der Biotechindustrie


Ungeachtet der Anstrengungen seitens der großen Agrokonzerne, der US-Regierung sowie diverser Lobbyorganisationen der Biotechindustrie, gentechnisch modifizierte (GM) Produkten auf den Markt zu bringen, bleibt die Regierung des südafrikanischen Binnenstaats Sambia ihrer Linie treu und lehnt Einfuhr und Anbau von GMOs (gentechnisch modifizierte Organismen) ab.

Vor kurzem hatten mehrere Biotech-Organisationen in einer gemeinsamen Stellungnahme an Sambia appelliert, es möge zur Bekämpfung von Armut und Hunger GM-Getreide ins Land lassen. Zu dem Zusammenschluß gehören AfricaBio, das Africa Biotechnology Stakeholders Forum, Africa Harvest Biotech Foundation International, Biotechnology-Ecology Research and Outreach Consortium (BioEROC) und der International Service for the Acquisition of Agri-biotech Application (ISAAA).

Um es vorsichtig zu formulieren: Die Mehrheit dieser Organisationen weist eine große Nähe zur Biotech-Wirtschaft auf und möchte der Hybridtechnologie auf dem afrikanischen Kontinent zum Durchbruch verhelfen.

Am 3. April dieses Jahres hatte das sambische Parlament ein Biosicherheitsgesetz verabschiedet, das die Einfuhr gentechnisch veränderter Organismen verbietet. Wie bereits in der Vergangenheit pocht die Regierung auf ihr Recht, kein unerwünschtes Saatgut ins Land zu lassen. Gegenüber SciDev.Net (3.8.2007) sagte der sambische Minister für Landwirtschaft und Kooperative, Ben Kapita, daß man schon immer erklärt habe, daß Sambia nicht als Müllhalde für GMO-Produkte benutzt werde.

Als vor einigen Jahren in dem Land eine Hungersnot herrschte, hatten die USA mit Hilfe ihres Entwicklungshilfedienstes USAIDS versucht, die Einfuhr von GMOs "herbeizuführen" und gentechnisch veränderten Hybridmais gespendet. Sambia lehnte dankend ab und hat sich nicht einmal bereit erklärt, den Mais zu mahlen, um ihn anschließend im Land zu verteilen. Diese Entschlossenheit der Ablehnung aus einer Position heraus, die auf den ersten Blick ziemlich schwach wirkt, überraschte das "Geberland". Dessen empörte Reaktion blieb nicht aus. Die sambische Regierung handle irrational und lasse die eigene Bevölkerung verhungern, lautete einer der Vorwürfe, die damals erhoben wurden.

Heute erscheint die Maßnahme vernünftig. Sambia gilt als gentechnikfrei und hat sich nicht in die Abhängigkeit der großen Saatgutkonzerne begeben. Damit hat sich die Regierung einen Handlungsspielraum bewahrt, auf den andere nur neidisch sein können. Sie hat die Exportmöglichkeiten in die Europäische Union nicht verspielt und muß keine Ausbreitung unerwünschter Eigenschaften des Hybridmaises auf konventionelle Arten oder den Wildwuchs (Gentransfer) befürchten.

In den letzten drei Jahren fielen die Ernten in Sambia ziemlich gut aus - trotz der Überschwemmungen vor einigen Monaten -, was allerdings nicht bedeutet, daß das Land in der Lage wäre, sich selbst zu versorgen. Aber die Nahrungslage hat sich so sehr verbessert, daß die sambische Regierung Ende Juli erstmals dem Welternährungsprogramm (WFP) Nahrungshilfe spenden konnte. Mit den von Sambia gespendeten 10.000 Tonnen Mais im Wert von rund zwei Millionen Euro können nach Angaben der Hilfsorganisation mehrere hunderttausend Sambier, die auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind, bis über den Monat September hinaus versorgt werden. Der WFP-Landesdirektor für Sambia, David Stevenson, kommentierte die Spende mit den überschwenglichen Worten:

"Das WFP ist äußerst dankbar für diese generöse und rechtzeitige Spende von der sambischen Regierung, wodurch alle unmittelbaren Kürzungen unserer Hilfsprogramme in Sambia verhindert wird."
(UN-News, 26.7.2007)

In Sambia sind unter anderem deshalb so viele Menschen auf Nahrungshilfe angewiesen, weil aufgrund der hohen Aids-Rate viele Einwohner in einem Alter gestorben sind, in dem sie die stärkten Produktivkräfte in der Landwirtschaft stellten. Hunderttausende Aids-Waisen zeugen von den schwerwiegenden Problemen des stark agraisch ausgerichteten Landes.

8. August 2007