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GENTECHNIK/277: Gefährlicher Inhaltsstoff von Roundup (SB)


Deutsche Behörden fordern Monsanto auf, die Zusammensetzung von Roundup zu verändern

Tallowamin greift menschliche Zellen an


Pflanzenschutzmittel sollen wahlweise Schadinsekten, Mikroorganismen, Pilze und auch Unkräuter abtöten, die eigentliche Nutzpflanze jedoch unversehrt lassen. Was aber sind Schädlinge und was nützliche Insekten? Ein chemisch so fein austariertes Pflanzenschutzmittel, das Freßfeinde tötet, nicht aber beispielsweise die für die Landwirtschaft unverzichtbaren Bienen, scheint es nicht zu geben. Dementsprechend stehen Pflanzenschutzmittel im dringenden Verdacht, am Bienensterben in Deutschland, Frankreich und anderen Ländern ursächlich beteiligt zu sein. Auch Amphibien reagieren in der Regel empfindlich auf chemische Kontaminationen ihrer Umgebung aufgrund des Einsatzes von Chemikalien. So gibt es eine auffällige zeitliche und räumliche Parallele zwischen dem weitreichenden Amphibiensterben in Südamerika und dem Ausbreitungsgebiet des von Monsanto vertriebenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das unter dem Handelsnamen Roundup auf dem Markt ist. [1] Auch in anderen Weltregionen wird ein Aussterben von Amphibien beobachtet, und die französische Autorin Marie-Monique Robin führte in ihrem Buch "Von Gift und Genen" und dem gleichnamigen Film [2] eine Reihe von Fallbeispielen an, bei denen Menschen, die in Kontakt mit Roundup kamen, teils schwer geschädigt wurden.

Der Konzern hingegen vertritt die Auffassung, daß sein Mittel unbedenklich ist, daß es aber zu falschen Anwendungen - Kontakt mit der Haut, Versprühen über Wasserflächen - kommen kann. Das habe aber nichts mit dem Produkt an sich zu tun. Kürzlich berichtete die "Süddeutsche Zeitung" [3], daß das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) den in Kansas, USA, ansässigen Konzern Monsanto aufgefordert hat, den Roundup-Inhaltsstoff Tallowamin zu ersetzen. Als Frist wurde Ende 2010 genannt. Diese Aufforderung gilt auch für andere Pestizidproduzenten, die den Wirstoff verwenden.

Französische Forscher um den Molekularbiologen Gilles-Eric Séralini von der Universität Caen [4] hatten festgestellt, daß Zellen aus der menschlichen Nabelschnur binnen eines Tages vernichtet werden, wenn sie Roundup ausgesetzt werden. Allem Anschein potenziert der Roundup-Wirkstoff Tallowamin die Effektivität der anderen Bestandteile des Pestizid. Die "Süddeutsche Zeitung" beruft sich auf eine BVL-Sprecherin, derzufolge Monsanto Widerspruch gegen die Aufforderung zum Austausch des Wirkstoffs eingelegt hat.

Jahrelang hatte Monsanto behauptet, daß sich Glyphosat rasch in der Umwelt abbaut. Diese Behauptung wurde dem Konzern gerichtlich verboten. Ebenfalls jahrelang häuften sich die Berichte über gefährliche Nebenwirkungen von Roundup für Mensch und Tier. Das Argument Monsantos, daß in den Gebrauchsanleitungen unmißverständlich erklärt wird, daß das Pestizid nicht über Gewässern ausgebracht werden darf, erweist sich insofern als fadenscheinig, als daß beim Versprühen des Mittels vom Flugzeug aus - und das wird in vielen Ländern so gehandhabt - immer auch Gewässer besprüht werden. Mitunter wehen die Wolken in die Dörfer hinein.

Die Aufforderung der deutschen Behörde an den weltgrößten Konzern, der gentechnisch verändertes Saatgut vertreibt, die Formulierung (Zusammensetzung) von Roundup zu verändern, ist ein weiterer Beweis für die Widerlegung all der wohlklingenden Verheißungen, mit denen Monsanto seine Produkte an den Mann und an die Frau bringt - allerdings nicht selten in Kooperation mit Behördenvertretern, die zuvor in der Biotechindustrie gearbeitet haben.


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Anmerkungen:

[1] Siehe Schattenblick UMWELT -> REDAKTION -> GENTECHNIK/275: Dengue-Fieberseuche als Folge des Soja-Anbaus? (SB)

[2] Siehe Schattenblick BUCH -> SACHBUCH -> REZENSION/476: Marie-Monique Robin - Mit Gift und Genen (Monsanto) (SB)

[3] "Gefährlicher Cocktail. Monsanto: Ärger mit Pestizid", Süddeutsche Zeitung, 7. Juli 2009
http://www.sueddeutsche.de/U5c38g/2958588/Gefaehrlicher-Cocktail.html

[4] "Glyphosate Formulations Induce Apoptosis and Necrosis in Human Umbilical, Embryonic, and Placental Cells", Nora Benachour, Gilles-Eric Séralini, Chem. Res. Toxicol., DOI: 10.1021/tx800218n

10. Juli 2009