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KLIMA/469: Plankton - Keine nennenswerte CO2-Aufnahme nach Vulkanascheregen (SB)


Viel Asche, wenig CO2-Bindung

Vulkanausbruch bestätigt, daß Eisendüngung der Ozeane keine geeignete Klimaschutzmaßnahme ist


Nachdem im August 2008 der Vulkan Kasatochi in der Inselkette der Aleuten ausbrach, regte seine Vulkanasche das Planktonwachstum in weiten Teilen des Nordwestpazifiks ungeheuer an. Anhänger der Vorstellung, mit der Eisendüngung von Meeren könnte ein nennenswerter Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden, müssen allerdings ihre Hoffnung fahren lassen. Wieder einmal. Trotz der Planktonblüte wurden nur verhältnismäßig geringe Mengen des Treibhausgases CO2 durch die einzelligen Pflanzen gebunden.

Eine Forschergruppe um die Ozeanographin Dr. Roberta Hamme von der Universität von Victoria berichtete laut ScienceDaily.com [1], daß es in dem Meeresgebiet zu einem Produktivitätsereignis "unvorhergesehenen Ausmaßes" gekommen war. Es handele sich um die größte Phytoplanktonblüte, die seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1997 gemessen wurde. Ungeachtet dessen fiel die Aufnahme atmosphärischen Kohlendioxids nur "marginal" aus, so Hamme. Dieses Ergebnis liefert ihrer Meinung nach Anhaltspunkte für die Menge, die bei einer künstlichen Eisendüngung ausgebracht werden muß, damit dies überhaupt Einfluß auf die globale atmosphärische CO2-Konzentration hat. Die Originalstudie wurde am 6. Oktober in den Geophysical Research Letters veröffentlicht. [2]

Eine Reihe von Forschern, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, aber auch aus Deutschland [3], hat Versuche zur künstlichen Eisendüngung durchgeführt. Würde fein über die Meeresoberfläche verteiltes Eisenpulver das Wachstum von Plankton anregen (ohne dessen Freßfeinde anzulocken, die das Plankton verdauen und das CO2 wieder abgeben) und der Atmosphäre größere Mengen Kohlendioxid entziehen, so könnte mit dieser Methode Klimaschutz betrieben werden.

Hinter den Versuchen steckt die Geschäftsidee, daß Eisendüngung im Rahmen eines internationalen Kohlenstoffzertifikathandels als Klimaschutzmaßnahme anerkannt wird. Sollte das eintreten, dann könnte es dazu kommen, daß zum Beispiel in den USA ein altes Kohlekraftwerk munter weiter CO2 in die Atmosphäre bläst, solange nur vor der Küste große Mengen Eisenpulver ins Meer geschüttet werden. Das wäre gewiß ein Green New Deal ganz nach dem Geschmack findiger Unternehmer.


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Anmerkungen:

[1] "Volcano Fuels Massive Phytoplankton Bloom", ScienceDaily, 5. Oktober 2010
http://www.sciencedaily.com/releases/2010/10/101006094059.htm

[2] Roberta C. Hamme, Peter W. Webley, William R. Crawford, Frank A. Whitney, Michael D. DeGrandpre, Steven R. Emerson, Charles C. Eriksen, Karina E. Giesbrecht, Jim F. R. Gower, Maria T. Kavanaugh, M. Angelica Peña, Christopher L. Sabine, Sonia D. Batten, Laurence A. Coogan, Damian S. Grundle, Deirdre Lockwood: "Volcanic ash fuels anomalous plankton bloom in subarctic northeast Pacific", Geophysical Research Letters, 2010; 37 (19) DOI: 10.1029/2010GL044629

[3] Näheres unter:
INFOPOOL -> NATURWISSENSCHAFTEN -> CHEMIE
UMWELTLABOR/246: Meerdüngungsexperiment mit erwartet unerwünschten Folgen (SB)

8. Oktober 2010