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KLIMA/521: "Blitzdürre" sorgte für schwere Mißernte (SB)


Die USA erlebten 2012 eine Dürre ohne Vorwarnung



Nanu, der Klimawandel verhält sich nicht so, wie ihn sich die Wissenschaftler vorstellen! Anstatt immer schön die Trends der Kurvenverläufe der globalen Durchschnittstemperatur oder des Kohlendioxidgehalts der Erdatmosphäre fortzuschreiben und für konstante, berechenbare Verhältnisse zu sorgen, treten "plötzliche" Ereignisse ein: Das Wetter verhält sich erratisch, Windsysteme wechseln unvermutet die Richtung, und Meereströmungen tauchen in die Versenkung ab. Zudem haben die Hoch- und Tiefdruckgebiete offenbar die Regeln vergessen, nach denen sie sich gefälligst immerfort um den Planeten herum bewegen sollen, und in diesem Jahr in Europa dem Winter die Vorherrschaft über den Frühling eingeräumt.

Und in den Vereinigten Staaten fielen zu Beginn dieses Jahres weniger Niederschläge als im vergangenen Jahr, eine Situation, die sich mittlerweile deutlich entspannt hat. Die Sorgenfalten auf den Stirnen der Farmer und Rancher haben sich geglättet, zumindest zwischenzeitlich, denn inzwischen finden sie sich wieder ein, nur daß in diesem Jahr nicht enden wollender Regen statt Niederschlagsmangel die Ernteaussichten trübt.

2012, das war das schlimmste Dürrejahr, das die Landwirte der Vereinigten Staaten je erlebten. Auch ihre Väter und Großväter, die immerhin die Trockenheit der legendären Dust Bowl der 1930er und die Dürreperiode in den 1950er Jahren durchstehen mußten, hatten solch eine knochenreißende Trockenheit, wie sie von Mai bis August in den Great Plains, respektive den Bundesstaaten Wyoming, Colorado, Kansas, Nebraska, Süd-Dakota und Nord-Dakota, zunächst die Pflanzen verdorren und anschließend die Haushaltskassen der Landwirte austrocknen ließ, noch nicht erlebt.

Mochte man die Berichte der Alten in dem einen oder anderen Fall einer Neigung zu erzählerischer Übertreibung zuschreiben, so bestätigen professionelle Wetterkundler nicht nur den subjektiven Eindruck, sondern sie wissen auch zu berichten, daß seit Beginn der regelmäßigen, instrumentellen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1895 in vielen Regionen der USA noch nie so wenig Niederschläge gefallen waren wie 2012.

Die Dürre habe sich "plötzlich" entwickelt, schreiben am 20. März 2013 US-Forscher um Martin Hoerling in einem aktuellen Bericht der Drought Task Force der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), der "Dürre-Einsatztruppe" der nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA. Im Winter 2011/12 und Frühjahr 2012 bis in den April hinein seien die Niederschlagsmengen eigentlich ganz normal gewesen. Die anschließende Trockenheit habe sich nicht angekündigt, wird in der Zusammenfassung der Studie betont. [1]

Dort lesen wir auch, daß die naheliegende Ursache für die Dürre im Prinzip eine Verringerung des üblichen atmosphärischen Feuchtigkeitstransports vom Golf von Mexiko zu den Great Plains war. Außerdem seien die üblichen Sommergewitter ausgeblieben. Beide Ursachen werden in der Studie noch mit meteorologischen Fachbegriffen näher erläutert und analysiert; im Ergebnis besagt dies jedoch eigentlich nichts anderes, als daß in den USA eine Dürre auftrat, weil zu wenig Niederschläge fielen, und daß diese Wetterlage monatelang stabil blieb.

Das Anliegen der 20 Wissenschaftler verschiedener Universitäten und der NOAA, die an der Studie mitgearbeitet haben, besteht darin, die Vorhersagegenauigkeit für solche überraschenden Dürren, die weder, wie sonst üblich, aus Veränderungen der Ozeantemperaturen noch des CO2-Gehalts der Atmosphäre herleitbar sind, zu verbessern. Aus diesem Grund legten die Forscher auch besonderen Wert auf die Unterscheidung zwischen den mutmaßlichen Ursachen der Dürre 2012 von denen der vorangegangenen Dürre zwischen Oktober 2010 und August 2011 im Süden der Great Plains. Die hatte sich nämlich angekündigt, weil bekannt war, daß diese Region empfindlich auf das periodisch auftretende globale Klimaphänomen La Niña reagiert.

Im vergangenen Jahr hatte es im Hauptgetreideanbaugebiet der USA vier Monate lang so gut wie nicht geregnet. Die Forscher bezeichneten das Phänomen als "flash drought" (Blitzdürre). Ende 2012 beliefen sich die Ernteverluste auf 26 Prozent! Das ist, gemessen an der Bedeutung der US-Landwirtschaft für die globale Getreideproduktion, ein ungeheuerlicher Verlust.

Auch wenn sich die Blitzdürre nicht aus den langfristigen Trends, an denen die Forscher normalerweise den Klimawandel festmachen, ergibt, könnten solche klimatischen Phänomene bedeuten, daß genau solch ein unberechenbares Verhalten zu einem bestimmenden Merkmal des Klimawandels wird.

Während die Forscher betonen, daß "diese" Dürre nicht mit den langfristigen Trends des Klimawandels zu erklären ist, deuten die sogenannten Klimaleugner dies inzwischen als Indiz, daß der Klimawandel generell nicht stattfindet. Damit widersprechen sie nicht nur unmittelbar den Aussagen von Studienleiter Martin Hoerling, der klarstellte, daß die menschengemachte Erderwärmung für ihn eine wissenschaftliche Tatsache ist, sondern sie ignorieren auch die gravierenden sozioökonomischen Folgen klimabedingter Ernteverluste rund um den Globus.


Fußnoten:

[1] http://www.drought.gov/media/pgfiles/2012-Drought-Interpretation-final.web-041013_V4.0.pdf

28. April 2013