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KLIMA/529: US-Geheimdienst CIA interessiert sich für Geoengineering (SB)


US-Forscher untersuchen Methoden der Klimabeeinflussung - finanziert von der CIA



Da der US-Geheimdienst CIA (Central Intelligence Agency) nicht nur die Aufgabe hat, Informationen zu beschaffen, sondern auch verdeckte Operationen durchzuführen, überrascht es nicht, daß er sich inzwischen an Studien zum sogenannten Geoengineering beteiligt. Unter diesen Titel fallen alle möglichen Vorschläge, Konzepte und Technologien der gezielten Beeinflussung des Klimas. Angestrebt wird dabei eine Verringerung der allgemeinen Erderwärmung, sei es durch Methoden der Bindung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid (CO2) beispielsweise in Form von Algen, die mittels Eisendüngung der Meere zum Wachstum angeregt werden, sei es durch Methoden der Reflektion der Sonneneinstrahlung wie zum Beispiel durch die Positionierung großer Spiegelflächen im All oder das Ausbringen von Schwefelpartikeln in der oberen Erdatmosphäre.

Die National Academy of Sciences (NAS) hat 630.000 Dollar für eine zeitlich mindestens 21 Monate währende Studie erhalten, um solche und weitere Verfahren des Geoengineerings zu erforschen. [1] Bei dem im März begonnenen Projekt arbeite die Organisation mit der Weltraumbehörde NASA, der Nationalen Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA) sowie dem Geheimdienst CIA zusammen, berichteten Dana Liebelson und Chris Mooney für die US-Internetseite MotherJones. Bei dem Projekt würden nicht nur die Machbarkeit und Wirksamkeit von Geoengineering-Verfahren untersucht, sondern auch ihre möglichen Folgen, einschließlich derjenigen für die nationale Sicherheit, hieß es. [2]

Es ist schon länger bekannt, daß die Geheimdienste nicht nur in den USA den Klimawandel als eine potentielle Gefahr für die eigene Sicherheit ansehen. Mehr Überschwemmungen und Dürren, beschleunigte Gletscherschmelze, kräftigere Wirbelstürme, Anstieg des Meeresspiegels und andere Naturkatastrophen könnten innerhalb und außerhalb des Landes Versorgungsengpässe, großmaßstäbliche Migrationen und eine Destabilisierung der politischen Verhältnisse auslösen, wird befürchtet.

Daß der Sicherheitsapparat der USA inzwischen auch Forschungen zur gezielten Beeinflussung des Klimas betreibt, liegt nahe, zumal man sich bereits in der Manipulation des Wetters versucht hat. So wird in dem MotherJones-Artikel berichtet, daß das US-Militär während des Vietnamkriegs künstlich Regen erzeugt hat, um die Nachschubwege der Nordvietnamesen zu schädigen.

Die Beeinflussung nicht nur des Wetters, sondern des Klimas stellt allerdings eine gänzlich andere Herausforderung dar. Da geht es nicht um kurzfristige Phänomene, sondern es soll an den Stellschrauben des globalen Klimas gedreht werden, um einen langanhaltenden Einfluß auf die natürlichen Verhältnisse auszuüben. Man könnte sagen, daß das unbeabsichtigte Geoengineering aufgrund der Industrialisierung seit zwei Jahrhunderten, die durch fossile Energieträger angefeuert wurde und auch heute noch wird, nun durch technologische Maßnahmen der globalen Klimamanipulation kompensiert werden soll.

Indem sich die CIA an solchen Studien beteiligt, unterstreicht sie ihr fortgesetztes Interesse an Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Klimawandel stellen. Daran bestanden allerdings nie Zweifel, denn die Schließung des CIA Center on Climate Change and National Security im November 2012 nur drei Jahre nach seiner Gründung geschah erst nach Aufforderung durch den Kongreß. Geheimdienstsprecher Todd Ebitz kündigte damals an, daß sich die CIA weiterhin mit dem Klimawandel im Rahmen einer breiteren Neuaufstellung der analytischen Ressourcen befassen wird. [3]

In dieses Bild paßt auch eine von der CIA finanzierte Studie der Universität Harvard zu den aktuellen Trends von Klimaextremen und ihren Implikationen für die nationale Sicherheit vom Februar dieses Jahres. [4]

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, weswegen sich die CIA mit den zu erwartenden Folgen des Klimawandels oder inzwischen sogar den Methoden des Geoengineerings befaßt, hat mit dem Bemühen der Geheimdienste zu tun, gesellschaftliche Diskurse bestimmen zu können. In der Klimaforschung firmierte Geoengineering bislang unter dem Titel "Plan B". Der ist für den Fall vorgesehen, daß es der Staatengemeinschaft nicht gelingt, die anthropogenen Treibhausgasemissionen zu verringern und dadurch die globale Erwärmung zu stoppen.

Eben danach sieht es zur Zeit aus. Die internationalen Klimaschutzverhandlungen sind auf ganzer Linie gescheitert, da durch sie nicht einmal der Status quo bewahrt wird. Sowohl die globale Durchschnittstemperatur als auch der CO2-Gehalt der Atmosphäre nehmen zu, und das sogar beschleunigt, wobei selbst noch die Geschwindigkeit der Zunahme ansteigt. In der Mathematik wird so etwas durch einen exponentiellen Kurvenverlauf dargestellt.

Die Gründe für die rasante Erderwärmung sind sicherlich nicht allein bei den Vereinigten Staaten zu suchen, die das Internationale Klimaschutzprotokoll von Kyoto nicht ratifizierten und weltweit den höchsten Pro-Kopf-Betrag an CO2-Emissionen verzeichnen. Aber sie haben auch mit dem Vormachtstreben der USA und der Weigerung ihrer politischen Entscheidungsträger zu tun, sich beispielsweise von der klimaschädlichen Wachstumsdoktrin zu verabschieden.

Da kommt die "Agency", wie die CIA genannt wird, ins Spiel. Mit ihren politischen Analysen, wirtschaftlichen Spionagetätigkeiten und exekutiven Maßnahmen wie den willkürlichen Liquidierungen von Einwohnern beispielsweise Somalias, Sudans, Afghanistan und Pakistans mittels bewaffneter Drohnen sichert sie die Vormachtstellung der US-Regierung ab.

Noch erweckt die Beteiligung der CIA an der Geoengineering-Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA nicht den Eindruck, als handele es sich um ein besonders weitreichendes Engagement des Geheimdienstes auf diesem Gebiet. Die CIA forscht auf vielen sicherheitsrelevanten Feldern - Klimawandel und Geoengineering sind nur zwei davon. Aber ähnlich wie bei den vielen kleinen, teils sehr skurrilen Projekten, die von der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency), einer Behörde des US-Verteidigungsministeriums, betrieben werden, kann aus den kleinen Dingen etwas Großes entstehen. So liegt der Ursprung des heutigen Internets, das mittlerweile den Geheimdiensten ungeheuer viele Informationen zur Überwachung der Bevölkerung verschafft, im Arpanet, an dem die DARPA geforscht hatte.

Wie brisant das Thema der absichtlichen Klimamanipulation ist, machte vor zwei Jahren ein über Deutschland hinaus bekannter Experte auf diesem Gebiet, Prof. Dr. Jürgen Scheffran, deutlich. Der Leiter der Forschungsgruppe "Klimawandel und Sicherheit" am Hamburger Exzellenzcluster CliSAP, sagte am Rande der Konferenz "Severe Atmospheric Aerosol Events" in Hamburg gegenüber dem Schattenblick, daß Geoengineering, werde es realisiert, eine Maßnahme sei, die enorme sicherheitspolitische Implikationen habe: "Beispielsweise stellt sich die Frage, was das optimale Klima ist. Werden andere Akteure von dem, was als optimale globale Temperatur definiert wird, betroffen sein? Absichtliches Geoengineering ist eine eminent politische Frage. Wenn man Absicht sagt, muß man sich mit Motivation, Interessen, Zielen und Kosten beschäftigen, auch mit Fragen von Akzeptanz von Risiken und vielen Dingen mehr." [5]

In seinem Vortrag führte Prof. Scheffran näher aus, daß Geoengineering sowohl durch die ENMOD-Konvention (ENMOD steht für "Convention on the Prohibition of Military or Any Other Hostile Use of Environmental Modification Techniques", zu deutsch: Übereinkommen über das Verbot der militärischen oder einer sonstigen feindseligen Nutzung umweltverändernder Techniken) als auch durch das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change - UNFCCC) Beschränkungen unterliegt. Kein Staat darf Geoengineering betreiben, wenn die Gefahr besteht, daß dadurch andere Staaten zu Schaden kommen.

Werden sich alle Staaten an dieses Verbot halten? Was sich eines Tages aus der NAS-Studie zum Geoengineering ergeben wird, bleibt der Spekulation überlassen. Doch ausgehend vom Auftrag der US-Geheimdienste, die Nationale Sicherheit zu bewahren, manifestiert sich beispielsweise in den CIA-Drohnenattacken auf anderen Kontinenten zweifellos ein globaler Machtanspruch, der rechtlich höchst umstritten ist. Konsequenterweise müßte man annehmen, daß dieser in Zukunft auch durch Maßnahmen des Geoengineerings erhoben wird.

Das könnte bedeuten, daß die CIA herausfinden will, welche Folgen sich für die USA durch klimabeeinflussende Maßnahmen anderer Länder ergeben und wie das Klima zum eigenen Vorteil verändert werden kann - notfalls entgegen völkerrechtlich verbindlichen Verträgen zum Schaden anderer Nationen. Daß das US-Militär im Prinzip bereit ist, extrem umweltschädliche und verheerende Folgen für die Bevölkerung anderer Nationen in Kauf zu nehmen, zeigt der nur teilweise offiziell bestätigte Einsatz uranhaltiger Munition (DU-Munition) in den Kriegs- bzw. Konfliktgebieten von Afghanistan, Pakistan, Irak, Libyen und Jugoslawien. Auch die Bombardierung des Chemiekomplexes im jugoslawischen Pancevo 1999 durch die NATO wird von Kritikern als völkerrechtswidriges Umweltverbrechen gedeutet, wenngleich sich der rechtsrelevante Nachweis einer absichtlichen Zerstörung der Industrieanlagen zum Zwecke der Umweltverschmutzung anscheinend nicht erbringen ließ. [6]

Die Kernwaffenversuche Anfang der 1960er Jahre durch die Sowjetunion und die USA in der Erdatmosphäre und sogar im erdnahen Weltraum zeugen ebenfalls davon, daß das Militär bei der Sicherung eigener Interessen bereit ist, allerschwerste, globale Umweltschäden in Kauf zu nehmen. Da sich an der Militärdoktrin der US-Regierung seit damals prinzipiell nichts geändert hat, sollte die Möglichkeit nicht von vornherein verworfen werden, daß in Washington aus hegemonialen Gründen Geoengineering betrieben wird. "Alle Optionen liegen auf dem Tisch" ist eine von der US-Administration häufig gebrauchte Redewendung, die einen offenen militärischen Angriff auf den Iran einschließt. Die Wahrung sämtlicher Optionen wäre ein denkbares Motiv der CIA, weswegen sie sich an der NAS-Studie zum Geoengineering beteiligt.


Fußnoten:

[1] http://www8.nationalacademies.org/cp/projectview.aspx?key=49540

[2] http://www.motherjones.com/politics/2013/07/cia-geoengineering-control-climate-change

[3] http://phys.org/news/2012-11-cia-dedicated-climate.html#nRlv

[4] http://environment.harvard.edu/sites/default/files/climate_extremes_report_2012-12-04.pdf

Siehe auch den SB-Bericht:
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/redakt/umkl-516.html

[5] Näheres dazu unter:
SCHATTENBLICK → INFOPOOL →
UMWELT → REPORT → BERICHT:

Generation Aufbruch in der kritischen Forschung
Bericht von der Konferenz "Severe Atmospheric Aerosol Events" am 11./12.8.2011 in Hamburg
Teil 8 und Schluß: Zusammenfassende Bewertung
http://schattenblick.com/infopool/umwelt/report/umrb0011.html

[6] http://ieer.org/resource/reports/precision-bombing-widespread-harm/

24. Juli 2013