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KLIMA/628: Außergewöhnlich ... Dürre, Hitze, Wirbelstürme und mehr (SB)


Harvey, Irma und Konsorten


Als wollten die Götter die "klimaskeptische" US-Regierung verspotten, schicken sie gegenwärtig einen besonders starken Hurrikan nach dem anderen über den Atlantik mit Kurs auf die nordamerikanische Süd- und Südostküste. Dem noch nicht genug wird zur gleichen Zeit auch die Westküste in Höhe Kaliforniens von Naturkatastrophen heimgesucht. Der Westen der USA ächzt nicht nur unter einer extremen Dürre, inzwischen wüten mancherorts die schwersten Waldbrände seit Beginn der Aufzeichnungen. Und was machen US-Präsident Donald Trump und seine Mannschaft? Sie knöpfen sich ein Ministerium nach dem anderen vor und streichen unaufhaltsam ausgerechnet jene Programme, die mit der globalen Erwärmung und dem Klimawandel befaßt sind.


Ein riesiger Wirbelsturm, vom Weltall aus aufgenommen, über dem Atlantik - Satellitenbild: NOAA

Irma am 5. September 2017
Satellitenbild: NOAA

Ende August hat der Hurrikan Harvey weite Gebiete des US-Bundesstaats Texas unter Wasser gesetzt. Besonders betroffen war und ist noch immer die Stadt Houston. Rund ein Viertel der heimischen Ölindustrie der Vereinigten Staaten war vorübergehend lahmgelegt; in einer Chemiefabrik kam es zu Bränden, bei denen giftige Gase freigesetzt wurden. Mehrere Dutzend Menschen kamen ums Leben, die Schadenssumme durch Harvey wird auf rund 180 Milliarden Dollar geschätzt.

Der nächste Wirbelsturm, Irma, bei dem Rekordwindgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern registriert wurden, pflügt zur Zeit durch die Karibik. Das National Hurricane Center (NHC) der USA erklärte Irma zum stärksten Wirbelsturm, der jemals auf dem offenen Atlantik registriert wurde. Das normale Leben auf Barbuda, Antigua, St. Martin, Virgin Islands, Puerto Rico und vielen anderen Inseln der Karibik ist zum Erliegen gekommen. Die Einwohner müssen sich vor den peitschenden Schauern und herumfliegenden Gegenständen verstecken.

Am Montag wurde für den US-Bundesstaat Florida der Notstand ausgerufen. Gouverneur Rick Scott hat die Bevölkerung zur Evakuierung aufgerufen. Ob Irma Florida treffen wird und falls ja, auf welcher Seite, ist noch offen. Letztlich verhalten sich Wirbelstürme unberechenbar, sowohl was ihre Richtung als auch ihre Intensität betrifft. Zur Zeit wird Irma der Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Skala zugeordnet. Das letzte Mal, daß ein Wirbelsturm in dieser höchsten zu vergebenen Kategorie Florida getroffen hat, war 1935.

Im Westen nichts Neues: Kalifornien hat vor wenigen Tagen eine Rekorddürre hinter sich gelassen. Am 1. September wurde in San Francisco mit Temperaturen von über 41 Grad Celsius ein 150 Jahre alter Hitzerekord übertroffen. In King City war es noch niemals so heiß wie in diesem Jahr: Das Thermometer kletterte auf über 46,1 Grad Celsius. Zwar galt die kalifornische Jahrhundertdürre, die sich über sechs Jahre von Ende 2011 bis Anfang 2017 erstreckte, als offiziell beendet, nachdem es Anfang dieses Jahres wieder kräftig geregnet hatte, doch der diesjährige Spätsommer brachte erneut Rekordwetterverhältnisse zurück. Im Großraum von Los Angeles tobten die schwersten jemals aufgetretenen Waldbrände, angefacht von kräftigen Winden. Erst vor wenigen Tagen sorgten ein paar Regenschauer für Entspannung. Gouverneur Jerry Brown hat für diese Region den Notstand ausgerufen. Wie an der Südküste der USA, nur eben aus ganz anderen Gründen, mußten Menschen evakuiert werden.


Ein Pferd rennt auf einer ungeteerten Straße auf den Beobachter zu, rechts und links spärlich bewachsener Sandboden, im Hintergrund Feuer und himmelhoher Qualm - Foto: public domain

Ein Pferd flieht vor einem Buschbrand in Long Valley nahe Doyle, Kalifornien, 13. Juli 2017. Aufnahme von Lassen County Sheriff's Office.
Foto: public domain

Normalerweise laden sich Tropenstürme erst dann mit Energie auf, wenn sie vom kühleren Atlantik in den wärmeren Golf von Mexiko eindringen. Dann schwellen sie zu Wirbelstürmen an, vor denen sich Mensch und Maus nur noch in Deckung bringen kann. Aber was ist schon "normal" in Zeiten des Klimawandels. In diesem Jahr war der Atlantik außergewöhnlich warm; vom Nordatlantik sind außergewöhnlich warme Wassermassen ins Nordpolarmeer geströmt; die Temperaturen auf Grönland und anderen polaren Regionen waren in diesem Sommer außergewöhnlich hoch; in den Schweizer Alpen ist eine außergewöhnlich große Geröllawine ins Tag gerauscht und hat Teile des Dorfs Bondo abrasiert; die Monsunregenfälle in Südostasien sind in diesem Jahr außergewöhnlich kräftig - mehr als 2100 Menschen sind gestorben, über 45 Millionen Menschen in mehreren Ländern sind von den Überschwemmungen unmittelbar betroffen; die Wassermassen treffen auf einen vielerorts außergewöhnlich trockenen Boden, nachdem es dort im vergangenen Jahr zu einer selbst für diese Region außergewöhnlich schweren Hitzewelle gekommen war ...

Der hochverschuldete US-Präsident spendet eine Million Dollar aus welcher Privatschatulle auch immer an die Harvey-Opfer und setzt ansonsten seine zynische Politik fort und bedient nicht nur die drei Prozent der Wissenschaftler weltweit, die bestreiten, daß die globale Erwärmung vorwiegend menschengemacht ist, sondern auch jene drei Prozent der Superreichen der Gesellschaft, die über so viele Mittel verfügen, daß sie sich vor den Folgen des Klimawandels am leichtesten von allen schützen können. Sie können es sich leisten, als "Klimaskeptiker" aufzutreten, zumal wenn sie von der Fortsetzung der fossilen Energiewirtschaft profitieren.


6. September 2017


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