Wenn im Sommer die Sonne voll ins Zimmer scheint und dieses aufheizt, werden üblicherweise die Gardinen zugezogen oder Jalousien heruntergelassen. Das hält die Sonnenstrahlung ab. Warum also nicht das gleiche mit dem gesamten Planeten machen, der sich ebenfalls erwärmt? In dieses Bild gebracht könnte der Standpunkt der Befürworter des sogenannten solaren Strahlungsmanagements, SRM abgekürzt, von englisch "solar radiation management", zusammengefasst werden. Das Konzept, die Erde abzuschirmen, beispielsweise durch im Erdorbit positionierte, riesige Spiegelflächen oder, in der weniger aufwendigen Variante, durch das Versprühen von Schwefel- oder ähnlich stark reflektierenden Partikeln in der oberen Atmosphäre (Stratosphäre), verspricht zwar viele Vorteile, hätte aber absehbar gewaltige Nebenwirkungen. Da stellt sich durchaus die Frage, ob diese am Ende nicht schädlicher sein würden als der angestrebte Effekt.
Seit dem letzten Bericht der Schattenblick-Redaktion zum Thema Geoengineering vor gerade mal eineinhalb Jahren (Siehe UMKL-768.ABS) hat sich auf diesem Gebiet so viel getan, dass wir an dieser Stelle noch einmal vertiefend darauf eingehen wollen. Das Thema polarisiert. Sowohl die strikte Ablehnung als auch die Befürwortung von solarem Geoengineering hat zugenommen. Werden die diesjährigen Rekordtemperaturen in verschiedenen Natursystemen und die Serie an Naturkatastrophen auf fast allen Kontinenten den gesellschaftlichen Druck auf die Regierungen erhöhen, dass sie hoch wirksame, wenngleich riskante Klimaschutzmaßnahmen wie SRM beschließen?
Ein messbarer Effekt des SRM, das neben dem Entziehen von Kohlenstoff aus der Atmosphäre - CDR abgekürzt, von englisch "carbon dioxide removal", - als zweite Hauptsäule des Geoengineerings gilt, träte vermutlich schon nach ein, zwei Jahren ein. Seine Wirksamkeit ist abhängig unter anderem von der Menge an ausgebrachten orbitalen Spiegelflächen bzw. in der Stratosphäre versprühten Aerosolen abhängig.
Für letzteres gibt es sogar ein natürliches Vorbild. Nachdem 1991 der Vulkan Pinatubo auf den Philippinen ausgebrochen war, stieg dessen schwefelreiche Asche- und Staubwolke bis zu 24 Kilometer hinauf und hatte sich in den beiden Folgejahren als dünne Schicht um die Erde gelegt. Messungen der Sonneneinstrahlung und Berechnungen, durch die andere Faktoren des sogenannten Strahlungshaushalts der Erde ausgeschlossen wurden, ergaben einen Temperaturrückgang durch den Vulkanausbruch von 0,5 - 0,6 Grad Celsius auf der Nordhalbkugel und weltweit gerechnet von 0,4 Grad Celsius. Drei Jahre darauf war die Wolkenschicht in der Stratosphäre nicht mehr zu erkennen und die globale Durchschnittstemperatur wieder gestiegen. Schätzungen zufolge waren 17 Millionen Tonnen Schwefeldioxid erforderlich, um das Sonnenlicht messbar zu dimmen und einen Rückgang der Erderwärmung um jenes knappe halbe Grad zu bewirken.
Der Pinatubo-Ausbruch dient zwar nicht als Blaupause, wohl aber weist er der Forschungsrichtung den Weg zur Machbarkeit von Vorschlägen zu künstlich in die Stratosphäre eingebrachte Schwefelpartikeln. Das ist nicht das einzige, aber das in Fachjournalen am häufigsten behandelte Konzept zur schnell wirksamen Antwort auf die globale Erwärmung.
Eine zentrale Kenngröße in der Klimaforschung ist die Strahlungsbilanz der Erde. Damit ist das Verhältnis zwischen eintreffender und ausgehender Strahlung gemeint. Hinter dem Abgleich stehen sowohl kontinuierliche Messungen als auch umfangreiche Berechnungen. Dabei können zu einzelnen Faktoren bzw. der Frage, welches Natursystem wie viel Energie aufnimmt oder abgibt, durchaus voneinander abweichende Bewertungen existieren. Eine gemeinsame Basis für sämtliche Analysen des Strahlungshaushalts der Erde bilden jedoch Satellitendaten. Die Berechnungen beruhen unter anderem auf dem über mehrere Satelliten verteilten System CERES (Clouds and the Earths Radiant Energy System).
In einer internationalen Studie zum Thema Strahlungsbilanz (Heat stored in the Earth system 1960-2020: where does the energy go?), die im April 2023 im Journal "Earth Systems Science Data" veröffentlicht wurde, wird berichtet, dass die Erde seit 1971 durchschnittlich knapp 0,5 Watt pro Quadratmeter zusätzlich aufgenommen hat, also um diesen Betrag wärmer geworden ist. Betrachtet man jedoch nur den Zeitraum von 2006 bis 2020 beträgt die Energiezunahme bereits 0,75 Watt pro Quadratmeter. Der ehemalige NASA-Chefwissenschaftler James Hansen präsentiert auf seiner Website noch aktuellere Zahlen. Demnach lag der Energieüberschuss, auf den Zeitraum März 2020 bis Februar 2023 bezogen, sogar bei 1,33 Watt pro Quadratmeter. Mit anderen Worten, die Erde heizt sich mit zunehmender Beschleunigung auf.
Nur auf den ersten Blick scheint diese Wärmemenge geringfügig im Verhältnis dazu zu sein, dass die Solarstrahlung beispielsweise in Deutschland im Durchschnitt zwischen 100 und 135 Watt pro Quadratmeter liegt. In der Summe jedoch macht die zusätzlich im Erdsystem bleibende Energie rund 13 Billionen Gigajoule pro Jahr. Das sei mehr als das Zwanzigfache des Weltenergieverbrauchs, wird in der obigen Studie der Vergleich gezogen.
Als wichtigste Ursache für diese Entwicklung gilt die ungebrochene Zunahme von anthropogenen Treibhausgasemissionen, insbesondere von Kohlenstoffdioxid (CO2). Zu den weiteren Einflussgrößen zählen, in nicht-hierarchischer Aufzählung: Stärkere Sonnenaktivitäten im Rahmen eines durchschnittlich elfjährigen Sonnenzyklus; vermehrte Methanausdünstungen; Abnahme der hellen, Sonnenlicht reflektierenden Meereisfläche vor allem in der Arktis und Ersatz durch die dunklere Oberfläche des freien Wassers; Abnahme der Wolkendecke. Der Energieüberschuss der Erde erhöht sich jedoch auch in Folge von begrüßenswerten Maßnahmen wie der Verringerung der Schwefelemissionen in der Schifffahrt und allgemein durch die Verringerung der Feinstaubbelastung der Atmosphäre in Folge von Luftreinhaltemaßnahmen. Denn Schwefel und manche andere Aerosole haben die Eigenschaft, das Sonnenlicht zu reflektieren, so dass es gar nicht erst die Erdoberfläche aufwärmt.
Der beschriebene Energieüberschuss wird begleitet von katastrophalen Trends in verschiedenen Natursystemen. Der Begriff "katastrophal" ist weder alarmistisch noch ideologisch aufgeladen, sondern er beschreibt, was Menschen vor Ort erleben, die den lebensbedrohlichen Veränderungen in ihrer Umwelt ausgesetzt sind. Und er beschreibt darüber hinaus, was jene Leute, die sich mit Kurvendiagrammen und anderen naturwissenschaftlichen Vermittlungsformen auskennen, zu Klimawandel und anderen planetaren Krisen sagen.
Die folgende Kurzauswahl an klimarelevanten Negativmeldungen aus den letzten Monaten soll verdeutlichen, was bereits vor dem Sommer 2023 immer häufiger formuliert worden war, nämlich dass irgendwann nur noch rasch wirksames Geoengineering verhindern kann, dass die Erde zu einem großflächig unwirtlichen, lebensfeindlichen Planeten verkommt.
Einer ebenfalls aktuellen wissenschaftlichen Studie zufolge wurden inzwischen sechs von neun "planetaren Grenzen" überschritten, darunter die Grenze des Klimawandels, für den die Faktoren CO2-Konzentration der Atmosphäre und Strahlungshaushalt als Maßstab ausgewählt wurden. Diese planetaren Grenzen markieren noch keine Kipppunkte, bei deren Überschreiten eine dann unaufhaltsame Dynamik in den Erdsystemen in Gang gesetzt würde, aber sie markieren "eine kritische Schwelle für erheblich steigende Risiken", wie das an der Studie beteiligte Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mitteilte.
Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen war die durchschnittliche Temperatur an der Meeresoberfläche so hoch wie in diesem Jahr. Ab der zweite Hälfte des Monats März bis heute herrschen nicht einfach nur Rekordtemperaturen. Der Verlauf der Kurve übersteigt die erst in den letzten Jahren erreichten Rekordwerte bei weitem. Bis heute. Der bereits vorhandene, deutliche Erwärmungstrend wird also sprunghaft übertroffen. Phasenweise noch krasser fiel der Temperaturanstieg im Nordatlantik aus. Seit mehr als sieben Monaten liegen die dort gemessenen Temperaturen mit mindestens 0,26 Grad C und damit für die stets sehr träge reagierenden ozeanische Verhältnisse weit über dem bisherigen Höchststand aus dem Jahr 2022.
Bereits zu Beginn dieses Jahres nahm das Meereis rund um die Antarktis eine so geringe Fläche ein wie in keinem Januar zuvor seit Beginn der Beobachtungen. Ab April schrumpfte die Fläche dramatisch und bleibt bis heute deutlich unter dem bisherigen Minusrekord, der im vergangenen Jahr aufgestellt worden war. "Das ist weit außerhalb von allem, was wir je erlebt haben", kommentierte Walter Meier vom U.S. National Snow and Ice Data Center laut BBC das, so seine Wortwahl, "atemberaubende" Phänomen.
Warme Windsysteme und Meeresströmungen rund um die Antarktis, der Ausbruch eines submarinen Vulkans und der in diesem Jahr einsetzende El-Niño-Effekt gelten zwar als wichtige Faktoren dieser außergewöhnlichen Erwärmung, aber so richtig verstanden hat man den dramatischen Schwund an Meereis bislang nicht. Die dunklere Wasseroberfläche absorbiert rund neunmal so viel Strahlungsenergie der Sonne wie eine rein weiße Eisoberfläche. Bildet sich weniger Meereis, nimmt das Wasser mehr Wärme auf, was wiederum die Meereisbildung beeinträchtigt.
Bisher war dieser sich selbst verstärkende Prozess nur mit der Arktis in Verbindung gebracht worden, jetzt also auch auf der Südhalbkugel. Dort stehen gewaltige Gletschermassen wie der Westantarktische Eisschild und der Thwaites-Gletscher kurz vor dem Zeitpunkt oder haben diesen bereits erreicht, an dem ein deutlich beschleunigter, unaufhaltsamer Prozess des Eisverlustes einsetzen könnte. Denn nicht nur die Meereisfläche, sondern auch das mit dem Festland verbundene Schelfeis der Westantarktis dünnt aus und bietet nicht mehr die stabile Barriere gegen das Abfließen der Gletscher. Kommt jetzt noch ein Wärmeschwall hinzu, weil sich das vom Eis befreite Meer erwärmt, anstatt die Strahlung wie bisher zu reflektieren, beeinflusst das auch das Schelfeis und damit die Gletschergeschwindigkeit.
Im Osten des Antarktis dagegen hat das Schelfeis zugenommen, wenngleich dort die Zuwachsfläche kleiner ausfällt als die aus den Verlusten im Westen des Kontinents. Beim Abschmelzen der Gletscher auf der westantarktischen Halbinsel würde der Meeresspiegel global um rund fünf Meter steigen.
Auf die in diesem Sommer weitreichenden Überschwemmungen in Indien, Südkorea, China, Griechenland, Spanien und Libyen, die ausgedehnten Waldbrände in Kanada, Griechenland, Sibirien, China, Teneriffa und Hawaii und auch die Hitzerekorde in Europa, Nordamerika und Südamerika und die zahllosen weiteren Regionen, in denen sich in diesem Sommer folgenschwere Naturkatastrophen ereignet haben, wollen wir an dieser Stelle nicht näher eingehen. All die Katastrophenentwicklungen in den verschiedenen Natursystemen zusammengenommen deuten darauf hin, dass sich das Klima des Planeten nicht allmählich wandelt, sondern Sprünge machen kann. Ob das diesjährige Erwärmungsniveau von Luft und Wasser dauerhaft bleibt und zur Grundlage für zukünftige Entwicklungen wird, kann niemand mit Sicherheit voraussagen.
Allerdings ist zu erwarten, dass der Trend zumindest in diesem und im nächsten Jahr anhält, da sich zur Zeit das globale Klimaphänomen El Niño aufbaut. Das tritt alle zwei bis sieben Jahre auf und geht stets mit höheren globalen Durchschnittstemperaturen einher. Als wichtiges Indiz hierfür gilt eine Umkehrung der Strömungsrichtung am pazifischen Äquator, mit der Folge, dass sich eine warme Meeresströmung entlang der Westküste Südamerikas von Nord nach Süd ausbreitet und sich über den dort normalerweise aus großen Tiefen emporstrebenden, nährstoffreichen Kältestrom schiebt.
Vor allem in den Tropen und Subtropen verändern sich die Verteilungsmuster der Niederschläge, bei denen ebenfalls eine regelrechte Umkehrung stattfindet. Regenreiche Gebiete trocknen aus, in normalerweise trockenen Regionen fallen vermehrt Niederschläge und es kommt zu Überschwemmungen. In El-Niño-Jahren liegt die globale Durchschnittstemperatur höher. Da in diesem Jahr die Ausgangsbedingungen bereits extrem sind und die hohen Temperaturen von Atmosphäre und Ozeanen selbst die schlimmsten Vorstellungen der Fachleute übertreffen, erwarten diese eine Fortsetzung des aktuellen Trends.
Gilt das womöglich auch für den gesellschaftlichen Zuspruch, den die Vorschläge zum Management des solaren Strahlungshaushalt, den Plan B der Klimakrisenbewältigung, erhalten? Wird die Zahl derjenigen, die sich für diese nebenwirkungsreiche Form der schnell wirksamen Klimamanipulation aussprechen, ebenfalls sprunghaft zunehmen? Noch vor dem Temperaturrekordjahr 2023 oder während dessen erarbeitete wissenschaftliche Studien, administrative Beschlüsse und abgegebene politische Bekenntnisse bieten berechtigten Anlass zu der Vermutung, dass es inzwischen nahezu aussichtslos ist, der globalen Erwärmung wirksam entgegentreten zu können, nicht einmal dann, wenn die nationalen Zusagen aus dem 2015 beschlossenen Klimaschutzabkommen von Paris eingehalten würden.
Dazu haben sich die Staaten allerdings gar nicht erst aufgerafft. Und zivilgesellschaftliche Kräfte wie die Letzte Generation, die mit - nicht zuletzt für die an den Aktionen des zivilen Ungehorsams Beteiligten persönlich - unbequemen Mitteln versuchen, eine rasche Abkehr vom Verbrennen fossiler Energieträger zu erreichen, werden mittlerweile sowohl von der Exekutive als auch an ihrer Arbeit gehinderten Menschen und einer langen Reihe von Massenmedien immer schärfer angegriffen. Dabei überbringt die Letzte Generation lediglich die Botschaft, sie ist nicht dafür verantwortlich.
In Fachkreisen und teils den öffentlichen Medien wird seit vielen Jahren spekuliert, ob in Zukunft wohl Geoengineering betrieben wird, und falls ja, ob dies private oder staatliche Initiativen übernehmen werden. Und ebenfalls seit Jahren wird erklärt, dass noch weitere Forschungen erforderlich sind. Das betrifft zwar auch die globale Abkühlungswirkung durch SRM, aber vor allem betrifft das die verschiedenen Nebenwirkungen für einzelne Regionen.
Zum aktuellen Stand der nationalen Programme des "solaren Geoengineerings" wurde am 31. März dieses Jahres im Journal "Climate Change" ein Essay zu den vier Ländern Deutschland, Australien, China und Vereinigte Staaten veröffentlicht. Daran war unter anderem Oliver Geden von der Stiftung für Wissenschaft und Politik (SWP) beteiligt. Der Befund: Von diesen vier Staaten könnten nur die USA "unter den gegenwärtigen Bedingungen" ein solches Geoengineeringprogramm einführen. Daran würden sich die anderen Staaten orientieren. Die globale Entwicklung von solarem Geoengineering sei "überproportional von den Entwicklungen in den USA" abhängig.
Seit Erscheinen jenes Essays haben sich einige der "Bedingungen", respektive das Wetter, in einer Reihe von Weltregionen deutlich gewandelt. Ob sich die Wetterkatastrophen als Witterung wiederholen oder gar als Klima verstetigen, vermag niemand zuverlässig vorherzusagen. Doch die Sorge grassiert, dass das Klima "davongaloppiert".
2020 erhielt die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) von der US-Regierung 22 Millionen Dollar für Forschungen zum Strahlungshaushalt der Erde. Im Jahr darauf schlugen die Nationalen Akademien für Wissenschaft, Technik und Medizin (NASEM) vor, 100 bis 200 Millionen Dollar für ein fünfjähriges Forschungsprogramm zu solarem Geoengineering bereitzustellen. Das wurde wiederholt von Seiten der Wissenschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen kritisiert, so auch Anfang 2023 in dem Journal "Environmental Politics" unter dem Titel "The Dangers of Mainstreaming Solar Geoengineering: A critique of the National Academies Report".
Vor gut zwei Jahren hat die Biden-Administration als eine ihrer ersten "executive orders" das Erstellen eines Geheimdienstdossiers (National Intelligence Estimate - NIE) zu potentiellen Gefahren für die Nationale Sicherheit bis 2040 veröffentlicht (NIC-NIE-2021-10030-A). Darin sollten internationale Antworten auf den Klimawandel analysiert werden.
In solche Dossiers fließen abgestimmte Analysen, Prognosen, Urteile und Hintergrundinformationen der sechzehn US-amerikanischen Nachrichtendienste ein. Diese befanden nun, dass "mit dem Anstieg der Temperaturen und dem Auftreten extremerer Auswirkungen" sowie dem Risiko von Konflikten über Wasser und Migration die Wahrscheinlichkeit zunimmt, "dass Länder einseitig groß angelegte Tests und Einsätze von Solar-Geoengineering betreiben". Dadurch würde ein neues Gebiet für geopolitische Auseinandersetzungen geschaffen.
Allerdings würde ein unilateraler Versuch, solares Geoengineering zu betreiben, zurückschlagen, nicht zuletzt weil dabei nicht die Versauerung der Ozeane gestoppt wird. "Geoengineering in großem Maßstab könnte internationale Unruhe stiften, da es die Biosphäre der Erde erheblich beeinflussen könnte," heißt es in dem Dossier. "Das würde die globalen Wettermuster verändern und einigen Regionen auf Kosten anderer klimatische Vorteile verschaffen." Außerdem wird davor gewarnt, dass bei einem unilateralen Vorgehen oder gar geheim betriebenen Geoengineering das Konfliktrisiko zunimmt, da Staaten, die von Naturkatastrophen heimgesucht werden, dies auf die Machenschaften anderer Staaten zurückführen könnten.
Die Amerikanische Meteorologische Gesellschaft hat am 2. Februar 2022 eine Stellungnahme abgegeben, in der zwar ein Ende der Klimakrise durch das Ende von Treibhausgasemissionen auf netto null sowie Anpassungsmaßnahmen zu bereits laufenden Klimaveränderungen gefordert werden; aber zugleich wird festgestellt, dass "Klimainterventionen" (sprich: Geoengineering) weder befürwortet noch ausgeschlossen werden sollten. Alle Entscheidungen sollten auf der Basis der besten wissenschaftlichen und technischen Informationen getroffen werden. Vor diesem Hintergrund spreche man sich für eine robustes Forschungsprogramm innerhalb eines strikten vorgegebenen Rahmens aus, um Klimainterventionen zu untersuchen.
Im vergangenen Jahr hat der US-Kongress der Regierung den Auftrag erteilt, einen Bericht zur Modifikation der Sonneneinstrahlung zu erstellen. Daraufhin hat sich das Office of Science and Technology Policy (OSTP) des Weißen Hauses mit mehreren Bundesbehörden zusammengetan und am 30. Juni 2023 seinen Bericht veröffentlicht. Dessen Kernaussagen lauten, dass, noch bevor ein umfassendes Forschungsprogramm zum SRM aufgelegt wird, die gesellschaftlichen und naturwissenschaftlichen Dimensionen erfasst werden sollten. Dazu wurden die klimatischen und ökologischen Auswirkungen von SRM, potentielle gesellschaftliche und ökologische Folgen sowie die Frage, wie die Forschungen in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern vonstatten gehen könnten, aufgelistet.
Auch wenn vom Weißen Haus betont wird, dass dieser Bericht keine Abkehr von der Klimapolitik der Biden/Harris-Administration darstellt und nicht die Absicht besteht, ein umfassendes Forschungsprogramm zum Solaren Strahlenmanagement aufzulegen, wird hieran das fortgesetzte Interesse an dieser potentiellen Klimaschutzmaßnahme deutlich. Washington unterstützt die Forschungen zwar nicht mit Milliarden, aber immerhin mit zig Millionen Dollar, und wer weiß, ob nicht eine möglicherweise zukünftig von den Republikanern geführte Regierung mit dem Problem des Klimawandels "hemdsärmeliger" umgehen und daraus einen vom Standpunkt der Wirtschaft aus betrachtet "attraktiveren" Ansatz verfolgen wird: Anstatt aufwendig und vermeintlich teuer die CO2-Emissionen weiter zu reduzieren, könnte man Schwefelpartikel in die Stratosphäre pusten und würde damit mutmaßlich viel wirksamer Klimaschutz betreiben. Welch ein Geschäftsmodell! Denkbar wäre, dass sich die Republikaner plötzlich als die wahren Klimaschützer präsentieren, indem sie entweder unilateral oder wahrscheinlicher noch mit einer Koalition der Willigen solares Geoengineering initiieren.
Auch die Europäische Union behandelt Geoengineering als Sicherheitsfrage. In einer Gemeinsamen Mitteilung des Europäischen Parlaments und des Rat vom 28. Juni 2023 heißt es auf Seite 22:
"Diese Technologien bergen neue Risiken für Menschen und Ökosysteme, könnten aber auch die Machtungleichgewichte zwischen Ländern verstärken, Konflikte entfachen und unzählige ethische, rechtliche, governancebezogene und politische Fragen aufwerfen." Die EU wird dem Vorsorgeprinzip folgend beispielsweise Maßnahmen zur Veränderung der Sonneneinstrahlung unterstützen und "die Debatte über einen möglichen internationalen Governance-Rahmen, einschließlich forschungsbezogener Aspekte, fördern".
Die Förderung "forschungsbezogener Aspekte" von Geoengineering läuft jedoch tendenziell darauf hinaus, solche Eingriffe in das Klimageschehen als machbar erscheinen zu lassen. Denn je mehr Forschungsergebnisse vorliegen, desto mehr offene Fragen werden vermeintlich geklärt. Auf jeden Aspekt, der unsicher erscheint, richten sich weitere Forschungsarbeiten aus. Und sollten diese weitere Unsicherheiten zutage fördern, werden im nächsten Schritt auch diese wissenschaftlich erforscht, und so weiter. Wollte man es positiv beschreiben, dann gibt es einen immanenten Mechanismus der wissenschaftlichen Aufklärung.
Einen sehr ähnlichen Standpunkt vertritt das Umweltprogramm der Vereinten Nationen in einer 44 Seiten umfassenden Bewertung der SRM-Forschung und -Entwicklung vom Februar 2023. Die aufkommenden Forderungen, SRM zu betreiben, widersprächen dem Vorsorgeprinzip. Man wisse noch viel zu wenig über seine Auswirkungen. Nicht nur wissenschaftliche, auch ethische Fragen seien nicht genügend geklärt. "Es ist daher von entscheidender Bedeutung, ein robustes, gerechtes und strenges transdisziplinäres wissenschaftliches Überprüfungsverfahren einzuführen, um die mit SRM verbundenen Unsicherheiten zu verringern und die Entscheidungsfindung zu verbessern", schreibt Inger Andersen, Exekutivdirektorin des Umweltprogramm der Vereinten Nationen, in ihrem Vorwort. Der Standpunkt ist typisch für gegenwärtige Herangehensweise in zahlreichen Institutionen: Ja, zur Geoengineering-Forschung, um es irgendwann einsetzen zu können.
In einem offenen Brief vom 27. Februar 2023 forderten mehr als 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler umfassende Forschungen zu SRM aufzunehmen, um dessen Risiken zu minimieren. Zu den Unterzeichnern gehören die Klimawissenschaftler James E. Hansen vom Columbia University Earth Institute, New York, und Alan Robock vom Department of Environmental Sciences, Rutgers University, New Jersey.
Was aber wäre, wenn seitens der Regierungen Druck auf die Wissenschaft ausgeübt würde, endlich zu Ergebnissen zu kommen, da die Gesellschaft mit dem Rücken zur Wand steht? Dann wären solche Forderungen hinfällig. Dann wäre es eine Frage des Abwägens von Vor- und Nachteilen, ob solares Geoengineerings durchgeführt wird. Den Erfahrungen zufolge würden sich die wirtschaftlich mächtigeren Staaten gegenüber den schwächeren durchsetzen.
Im September 2021 riefen ebenfalls in einem offenen Brief mehrere hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, angeführt von Frank Biermann vom Copernicus Institute of Sustainable Development der Universität Utrecht, zu einem internationalen Moratorium für Solar Geoengineering auf. Die Entwicklung von Geoengineering führe unvermeidlich zu dessen Einsatz, warnt Biermann. Gestärkt wird sein Standpunkt von zivilgesellschaftlichen Organisationen. ETC Group, CIEL, Indigenous Peoples Network und viele hundert Organisationen mehr fordern ebenfalls ein Moratorium für Geoengineering. Von den zahlreichen Argumenten seien hier nur einige genannt:
Mit solarem Geoengineering kann die Atmosphäre nicht auf Neustart zurückgesetzt werden, denn SRM bewirkt nicht das exakte Gegenteil von Treibhausgasemissionen. Auch bei einem erfolgreichen Einsatz von SRM wäre der abgekühlte Planet ein anderer als der, der er zu Beginn des fossilen Energiezeitalters vor rund 150 Jahren war.
Die Nebenwirkungen der Klimakorrektur würden verheerend sein. In einer SRM-Welt wäre beispielsweise der Monsun in Asien geschwächt, woraufhin in den betroffenen Ländern die landwirtschaftliche Produktion zurückgeht und das Hungerrisiko wächst.
Es würde nicht die Ursache des Klimawandels bekämpft - die anthropogenen Treibhausgasemissionen -, sondern lediglich eine unter mehreren Schadensfolgen, die aus dem Verbrennen fossiler Energieträger erwachsen. Die Ozeane werden weiter ungebremst versauern und das gegenwärtige Artensterben, das vom Klimawandel mitversursacht wird, anhalten.
Die Manipulation des Klimas könnte zu internationalen Konflikten führen. Würde Plan B verwirklicht und solares Geoengineering betrieben, wäre damit zu rechnen, dass die Anstrengungen zur Reduzierung der Emissionen von klimarelevanten Gasen wie Kohlenstoffdioxid abnehmen. Nicht zuletzt träte ein "termination shock" mit nachholender Aufheizung ein, würde das solare Geoengineering plötzlich eingestellt.
Zwar hat die nach der Verabschiedung des Pariser Abkommens gegründete Climate Overshoot Commission ebenfalls ein Moratorium für solares Geoengineering ausgesprochen, aber vor allem fordert sie in ihrem im September 2023 veröffentlichten Bericht weitere Forschungen und spricht sich für streng beaufsichtigte kleinräumige Experimente aus: "Die Länder sollten ein Moratorium für die Einführung von Maßnahmen zur Modifikation der Sonneneinstrahlung und groß angelegte Freilandexperimente beschließen, die das Risiko erheblicher grenzüberschreitender Schäden mit sich bringen würden, aber gleichzeitig die Forschung ausweiten und den Dialog über die internationale Politik fortsetzen."
Mit diesen Empfehlungen stellt sich die Climate Overshoot Commission nur dem Schein nach auf die Seite der Moratoriumsbefürworter. Das verwundert nicht, wurde die Kommission doch laut Selbstdarstellung von zwölf "herausragenden globalen Führungspersönlichkeiten" gegründet. Sie sollten Strategien erarbeiten, was für den Fall getan werden könnte, wenn die globale Erwärmung die 1,5-Grad-Schwelle aus dem Pariser Klimaschutzabkommen überschreitet. Dabei würden alle Möglichkeiten - die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, das Entfernen von Kohlenstoff aus der Atmosphäre und die Modifikation der Sonneneinstrahlung - untersucht, "ungehindert von typischen politischen Beschränkungen".
Wohlfeile Worte, die allerdings verschleiern, dass die "Reduzierung von Treibhausgasemissionen" bereits gescheitert ist! Die Schwelle wurde zumindest kurzzeitig überschritten, ab der es noch genügt hätte, anthropogene Treibhausgasemissionen zu verringern. Also bleiben heute schon lediglich zwei von drei Anliegen übrig: ausgerechnet die beiden Hauptmethoden des Geoengineerings.
Verschleiert wird ebenfalls, dass die Argumente gegen solares Geoengineering erst dann zu einer "politischen Beschränkung" werden, wie es die Climate Overshoot Commission schreibt, wenn sich die Politik für solares Geoengineering starkmacht. Bis dahin handelt es sich um Beschränkungen aufgrund überprüfbarer naturwissenschaftlicher Analysen sowie ökologischer und menschenrechtlicher Bedenken. Die Wortwahl der Kommission enthält also bereits die Bewertung, dass Einwände gegen Geoengineering nur "politisch" sein können.
Im Oktober 2023 stellen sich folgende Ausgangsbedingungen dar:
1.) Die globale Erwärmung der Ozeane und der Atmosphäre hat in diesem Jahr einen Sprung nach oben gemacht und die bisherigen Rekorde in einem für Fachleute unvorstellbaren Ausmaß übertroffen.
2.) Die nationalen Zusagen aus dem Klimaschutzabkommen von Paris (2015) werden nicht nur verfehlt, es stellt sich darüber hinaus die Frage, ob sie nicht deutlich nachjustiert werden müssten, um sowohl die bisherigen schweren Versäumnisse zu korrigieren als auch die aktuellen Klimatrends zu berücksichtigen, um zu verhindern, dass Kipppunkte mit folgenschweren Abläufen in den Natursystemen überschritten werden.
3.) Wirtschaftlich führende Nationen lassen schnell wirksame Klimaschutzmaßnahmen wie solares Strahlenmanagement auf geringem, aber nicht zu vernachlässigenden Niveau erforschen, für den Fall, dass der Klimanotstand eintritt - aus ihrer Sicht eintritt, müsste man präzisieren, und nicht etwa aus Sicht jener Menschen, denen das Wasser bereits heute bis zum Hals steht.
Die konfliktreiche weltpolitische Lage bietet wenig Anlass zu der Annahme, ein Plan B zum solaren Strahlenmanagement könnte im breiten internationalen Konsens oder gar einstimmig getroffen werden. Die Interessengegensätze der miteinander über die Konkurrenz definierten Nationalstaaten hatten sich selbst beim Klimaabkommen von Paris gezeigt, das als "historisch" abgefeiert wurde, aber zahnlos geblieben ist. Denn was die Länder des Globalen Südens schon seit langem gefordert hatten, nämlich die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, war in dem Klimaabkommen lediglich als Wunschziel ausgewiesen worden. Dieser Wert dürfte nicht oder nur bei ungebrochener Mühe (die aber nirgends erkennbar ist) einzuhalten sein; selbst das weniger ambitionierte Ziel, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, würde beim gegenwärtigen Trend überschritten.
Zudem war das Pariser Klimaabkommen vermutlich nur deshalb zustande gekommen, weil es keinen Mechanismus enthält, durch den Staaten bestraft werden, die ihre Selbstverpflichtungen nicht einhalten. Wie viel schwieriger muss es erst werden, wollte man eine Einigung auf SRM erzielen, wenn sich dadurch den Simulationen zufolge beispielsweise die Niederschlagsverteilungsmuster so verändern, dass ein Staat weniger Regen als bisher erhält, die Agrarproduktion deshalb zurückgeht und die Bevölkerung hungern müsste? Oder umgekehrt vermehrte Überschwemmungen drohen würden? Oder die Menschen auf den Fischfang verzichten müssten, weil allein das Verteilen von Schwefelaerosolen in der Stratosphäre noch nicht die Versauerung der Ozeane bremst und viele Fischarten aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden?
Der Meeresspiegel steigt sowohl in Folge der physikalischen Ausdehnung der sich erwärmenden Ozeane als auch in Folge verstärkter Schmelzwassereinträge. Bei anhaltenden Trends werden voraussichtlich noch im Laufe dieses Jahrhunderts die ersten pazifischen Inselstaaten von der Weltkarte verschwinden. Nicht nur, dass ihre Bevölkerungen einst kolonialistisch gewaltsam unterworfen und wirtschaftlich ausgebeutet wurden, manche der Inseln und Meeresgebiete wurden als Testgebiet für Nuklearwaffen missbraucht und auf viele Generationen hinaus verstrahlt.
Nun müssen sie als erste für eine Klimakrise zahlen, für die sie am wenigsten verantwortlich sind. Folgerichtig hatte der pazifische Inselstaat Tuvalu bereits 2009 bei den UN-Klimaschutzverhandlungen in Kopenhagen (COP15) gefordert, die globale Erwärmung verbindlich auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, denn das 2-Grad-Ziel wäre sein Todesurteil. Das wurde aber von anderen Staaten, die einflussreicher waren, verworfen. Statt dessen musste sich Tuvalu damals den Vorwurf anhören, den Standpunkt der Entwicklungsländer zu schwächen, indem es diese spaltet. Einige afrikanische Länder hatten sich Tuvalus Forderung angeschlossen. Heute weiß man, dass auch die 1,5-Grad-Schwelle noch zu hoch gegriffen ist. Der höchste Punkt Tuvalus liegt nur fünf Meter über dem Meeresspiegel.
Wer die Verfügungsgewalt über das Versprühen von Schwefelteilchen in der Stratosphäre innehat, könnte damit andere Staaten unter Druck setzen oder begünstigen und sich deren Wohlverhalten sichern. Solares Geoengineering stellt sich womöglich als weiterer Pfeil im Köcher der militärisch oder wirtschaftlich expansiven Staaten dar, sozusagen als eine neue Waffengattung, deren Zerstörungskraft noch über die beispielsweise im Vietnamkrieg von den USA betriebene Wetterbeeinflussung hinausginge. Bisher rechnen die meisten wissenschaftlichen Studien zu solarem Geoengineering damit, dass es das Klima des gesamten Planeten verändern würde, (wenngleich mit unterschiedlichen regionalen Folgen), somit auch bei jenen, die diese Methode anwenden. Das hat mit der Natur der Stratosphäre zu tun, in der die Aerosole ausgebracht würden. Im Unterschied zur Troposphäre gibt es dort kaum Konvektionsbewegungen, die Windströmungen finden hauptsächlich vertikal statt.
In Abwandlung des Spruchs, dass am Ende immer die Bank gewinnt, wäre festzustellen, dass am Ende die gleichen gesellschaftlichen Kräfte, die bereits ihre Vorteile aus der fossilen Energiewirtschaft gezogen haben, von der Klimakorrektur per Geoengineering profitieren. Womöglich werden es sogar dieselben Wirtschaftsbranchen sein. Man könnte sagen, dass das Geoengineering insbesondere in Form von Kohlenstoffdioxidemissionen durch Geoengineering in Form von Schwefelemissionen ersetzt würde. Ersteres findet zwar in der Troposphäre, der unteren Atmosphäre, statt und letzteres in der darüber liegen Stratosphäre, aber in beiden Fällen wird auch jeweils die andere Region beeinflusst.
Es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass die internationale Gemeinschaft einstimmig beschließen wird, solares Strahlenmanagement zu betreiben. Also würden Nationen, die vielleicht gute Gründe für ihre Ablehnung hätten, überstimmt. Darüber hinaus ist das, was eine Regierung macht, in den wenigsten Fällen Wunsch der gesamten ihr unterstellten Bevölkerung. Das heißt, auch da fallen Menschen durchs Rost, die ebenfalls gute Gründe für ihren Widerstand haben können. Solares Geoengineering würde also voraussichtlich genau die gleichen vorherrschenden Interessen stärken, die heute bereits den gesellschaftlichen Kurs bestimmen und ihre privilegierte Position gegenüber den Ansprüchen der übrigen Gesellschaft zu sichern wissen. Klimaschutz durch Geoengineering wäre dann ein Fahrspurwechsel auf der gleichen abschüssigen Bahn des sogenannten zivilisatorischen Fortschritts, die zu den multiplen Krisen des Planeten geführt hat.
(*) Alle Zwischenüberschriften zitiert aus dem aktuellen Bericht:
William J. Ripple, et al: The 2023 state of the climate report:
Entering uncharted territory, BioScience, 2023
(https://doi.org/10.1093/biosci/biad080)
30. Oktober 2023
veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 180 vom 4. November 2023
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