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BERICHT/150: Welttag der Ozeane 2019 - die Säge am eigenen Ast ... (SB)



Nahaufnahme mit einem TEM (Transmissionselektronenmikroskop) - Foto: Luke Thompson, Chisholm Lab, und Nikki Watson, Whitehead, MIT

Das selbst für Bakterien winzige Cyanobakterium Prochlorococcus marinus gilt als das zahlenmäßig häufigste Lebewesen der Erde. Es setzt in den Ozeanen den auch für Menschen lebenswichtigen Sauerstoff frei und bildet die Basis der marinen Nahrungskette.
Foto: Luke Thompson, Chisholm Lab, und Nikki Watson, Whitehead, MIT

Ein Neugeborenes besteht zu 95 Prozent aus Wasser, ein Erwachsener immerhin noch zu 70 Prozent. Nur weil wir Menschen sozusagen das salzige Wasser, aus dem alles Leben ursprünglich entstammte, inzwischen in uns tragen und an Land herumspazieren, bedeutet das nicht, daß wir uns aufgrund jenes evolutionären Schritts der Landbesiedlung vollständig von den Meeren emanzipiert hätten. Der Mensch ist existentiell darauf angewiesen, daß deren pflanzlichen Bewohner, die seit der Großen Sauerstoffkatastrophe vor 2,4 Milliarden Jahren laufend das für uns lebenswichtige Gas freisetzen. Außerdem werden die Meere auf vielfältige Weise genutzt. Die Proteine aus dem Fischfang bilden für über eine Milliarde Menschen die wichtigste Nahrungsgrundlage. Die Weltmeere absorbieren ein Drittel des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid, das aufgrund menschlicher Aktivitäten freigesetzt wird, und schlucken mehr als die Hälfte der Wärmeenergie, die in Folge jener anthropogenen Treibhausgase in der Stratosphäre nicht mehr zurück ins Weltall reflektiert wird.

Die Bedeutung der Meere für die gesamte Menschheit und deren Mitwelt kann wohl nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hieran einmal im Jahr mit einem Welttag der Ozeane, wie ihn die Vereinten Nationen 2009 erstmals ausgerufen haben, zu erinnern, genügt selbstverständlich nicht, um die Weltmeere vor ihrer Über- und Vernutzung durch den Homo oeconomicus zu bewahren. Umgekehrt wäre es allerdings ein Versäumnis, diesen Gedenktag verstreichen zu lassen, ohne die Gelegenheit zu ergreifen, auf den desolaten Zustand der Meere und die Pläne der Regierungen und Industrie zu ihrer fortgesetzten Verwertung unter dem Titel Blue Growth, z. Dt. Blaues Wachstum, aufmerksam zu machen.

Genau das hat ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus Fair Oceans, Brot für Welt und Forum Umwelt & Entwicklung getan und am 7. Juni 2019 zur Konferenz "Weltmeere zwischen Umwelt und Entwicklung - 25 Jahre Seerecht zwischen wachsenden Schutz- und Nutzungsansprüchen" in die Landesvertretung Bremens in Berlin geladen. In einer Reihe von Vorträgen, Podiumsdiskussionen und sachkundigen Beiträgen aus dem Publikum erhielten Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung sowie aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft die Gelegenheit, ihre Standpunkte zu den großen Themenkomplexen Meerespolitik, Ocean Governance, Tiefseebergbau und Kleinfischerei vorzutragen und gegebenenfalls im konstruktiven Streit zu verteidigen.


Porträt - Foto: © 2019 by Schattenblick

Kai Kaschinski von Fair Oceans moderiert das erste Panelgespräch
Foto: © 2019 by Schattenblick

Zum Zustand der Ozeane und Meere in Zeiten des Klimawandels hielt Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner vom Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meereswissenschaften (AWI) einen einführenden Vortrag, der verdeutlichte, wie sehr der Mensch bereits über den Umweg des Klimawandels bzw. der globalen Erwärmung Einfluß auf die Ozeane genommen hat und welche Trends sich abzeichnen, wenn nicht mit aller Entschiedenheit Maßnahmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen ergriffen werden. Das Zeitfenster schließt sich, in dem der globalen Erwärmung noch wirksam entgegengetreten werden kann, um das 2015 im Übereinkommen von Paris festgelegte Wunschziel, die weltweite Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit steigen zu lassen, einzuhalten.

Ulrike Haupt bemühte sich in ihrem Vortrag, den Eindruck zu erwecken, daß die Bundesregierung schon auf dem richtigen Weg ist, um dem Klimawandel und einer nachhaltigen Meeresnutzung Herr zu werden. Die Leiterin des Referats Umwelt, nachhaltige Ressourcennutzung, Biodiversität, Meeresschutz im Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) stellte "das Engagement der deutschen Entwicklungspolitik im Meeresschutz" vor. Um das auch von Deutschland zugesagte UN-Nachhaltigkeitsziel 14 "Leben unter Wasser" jener 17 globalen Ziele für Nachhaltige Entwicklung, die ihrerseits 169 Unterziele umfassen, bis zum Jahr 2030 zu erfüllen, verfolgt die Bundesregierung einen 10-Punkte-Aktionsplan auf 5 thematischen Feldern: Schutz der marinen Biodiversität, nachhaltige Fischerei, Meeresverschmutzung, Anpassung an den Klimawandel, Kooperation.

Einzelprojekte wie zum Beispiel der vom Blue Action Funds geförderte Aufbau eines Meeresschutzgebiets mit dem westafrikanischen Inselstaat São Tomé und Príncipe oder auch die im Mai 2019 ins Leben gerufene Prevent Waste Alliance zum Zweck der Vermeidung von Meeresmüll sollen laut der BMZ-Vertreterin die Fortschritte und guten Absichten der Bundesregierung aufzeigen.

"Es gibt einen großen ungeregelten Raum da draußen jenseits der nationalen Einflußzonen", sagte Ilka Wagner, Referatsleiterin Meeresschutz im Bundesministerium für Umwelt, in ihrem Vortrag über die gegenwärtigen UN-Verhandlungen unter dem Dach des Internationalen Seerechtsübereinkommens, UNCLOS. Gemeint ist mit "da draußen" die Hohe See, das "Gebiet" (engl.: the Area) jenseits der nationalen Jurisdiktion in den Ausschließlichen Wirtschaftszonen, die vom Festland aus in der Regel 200 Seemeilen ins Meer reichen, unter Umständen aber auf bis zu 350 Seemeilen ausgedehnt werden können, falls sich der Festlandsockel bis dahin erstreckt. Die Hohe See umfaßt etwa die Hälfte der Erdoberfläche.

UNCLOS stammt aus dem Jahr 1982, trat 1994 in Kraft und enthält mehrere zusätzliche Durchführungsabkommen. Nach zehn Jahren Vorbereitungszeit wird seit 2018 über einen weiteren Zusatz verhandelt, um eine große thematische Lücke zu schließen. Denn das UN-Seerechtsübereinkommen dreht sich laut Wagner "von seiner Genese her" um wirtschaftliche Ausbeutung, und nur insofern um den Schutz der Ressourcen, als daß man nicht mehr ausbeuten kann, als am Ende nachwächst.


Auf dem Podium sitzend - Foto: © 2019 by Schattenblick

Panelgespräch mit Ilka Wagner, Ulrike Haupt und Marie-Luise Abshagen (von links)
Foto: © 2019 by Schattenblick

Das zu verhandelnde Durchführungsabkommen, zu dem bislang noch kein Vertragstext vorliegt, wird BBNJ abgekürzt, von engl. Conservation and Sustainable Use of marine biological diversity of areas beyond national jurisdictions, z. Dt.: Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der marinen Biodiversität von Gebieten jenseits der nationalen Jurisdiktionen. Das nächste, zweiwöchige Treffen "im BBNJ-Prozeß" findet im August in New York statt, für kommendes Jahr ist eine weitere Verhandlungsrunde geplant. 2020 soll das Vertragswerk dann stehen. Es soll vier Themenfelder, über die gegenwärtig diskutiert wird, umfassen: Gebietsbezogenes Management wie zum Beispiel das Ausweisen von Meeresschutzgebieten, die Pflicht zu Umweltverträglichkeitsprüfungen bei Projekten auf Hoher See, die Nutzung genetischer Ressourcen und ein Regelwerk zur Gewährleistung eines gerechten Vorteilsausgleichs, Förderung eines Kapazitätsaufbaus für Entwicklungsländer und die Weitergabe von Meerestechnologien.

Die Meinungen der Verhandlungspartner zu diesen Punkten lägen allerdings "noch weit auseinander", berichtete Ilka Wagner, eine Textgrundlage liege noch nicht vor. Sie ist zwar skeptisch, daß es gelingt, ein neues Durchführungsabkommen zu beschließen, hofft jedoch, daß genügend Druck aufgebaut werden kann, um auch Länder wie China, Rußland und Japan, die eigentlich "gar keine Verhandlungen" wollten, mit ins Boot zu holen. Wagner favorisiert einen ökosystemaren Ansatz, bei dem nicht einzelne Arten oder Gebiete betrachtet und unter Schutz gestellt werden, sondern bei dem ein Netzwerk von Schutzgebieten geschaffen wird. Da stehe noch ganz viel in den Sternen, aber zugleich böte sich ein Fenster der Möglichkeiten, erklärte sie.

Ohne exakt dieselbe Formulierung zu verwenden, sieht auch Sebastian Unger vom IASS (Institute of Advanced Sustainability Studies) in dem Durchführungsabkommen eine Chance, eine "Ocean Governance" zu etablieren. Der Wissenschaftler war Mitglied der deutschen Delegation, die darüber im März, April dieses Jahres bei der zweiten BBNJ-Sitzung der Vereinten Nationen in New York verhandelt hat. Vorab machte er auf eine Dimension des Themas aufmerksam, die allzu leicht in Vergessenheit gerät, die räumliche Tiefe. Die Hohe See umfaßt zwar die Hälfte der Erdoberfläche, aber wenn man das Meer in der dritten Dimension hinzunimmt, so geht es um fast 95 Prozent des Lebensraums der Erde.

"Zur Zeit haben wir keinen rechtlichen Mechanismus, um diese Gebiete umfassend zu schützen", hob der Governance-Forscher die Bedeutung eines entsprechenden Regelwerks hervor. Auch er sprach sich für einen umfassenden Ansatz aus. Sowohl auf UN-Ebene als auch bei den Nationalstaaten gebe es eine Fragmentierung an Zuständigkeiten. Diese müßten integriert werden, beispielsweise bei der Ausweisung von kohärenten Schutzgebieten. Wobei für die Nutzung mariner genetischer Ressourcen überhaupt noch kein Regelwerk existiert. Das vor rund fünf Jahren in Kraft getretene Nagoya-Protokoll zur genetischen Vielfalt gilt nicht für die Hohe See.

Hinsichtlich der Erwartungen von Wirtschaft und Politik, eines Tages Tiefseebergbau zu betreiben, äußerte sich Unger eher zurückhaltend. Er verwies auf die ungeheure Artenvielfalt am Meeresboden. Jüngere Forschungsergebnisse aus dem AWI haben ergeben, daß sich in Proben, die vom Meeresboden entnommen wurden, alle 60 Kilometer 60 Prozent der Arten geändert haben.


Porträt - Foto: © 2019 by Schattenblick

"Zur Zeit haben wir eine Großwetterlage, bei der sich Staaten kaum darauf einlassen, Verpflichtungen einzugehen"
Governance-Forscher Sebastian Unger, IASS, 7. Juni 2019, Berlin
Foto: © 2019 by Schattenblick

Dr. Carsten Rühlemann, Fachbereichsleiter Meeresgeologie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover, hat eine etwas andere Sicht auf die Dinge. Er arbeitet schwerpunktmäßig an der Forschung zum Abbau von Manganknollen und war in dieser Angelegenheit schon häufiger in die sogenannte Clarion-Clipperton-Zone (CCZ), auch Manganknollengürtel genannt, gereist. Diese Zone erstreckt sich im Pazifik nördlich des Äquators zwischen Hawaii und Mexiko über einen Streifen von fünftausend Kilometer Länge und eintausend Kilometer Breite. Dort finden sich besonders viele Manganknollen am Meeresboden, teils dicht an dicht. Im Auftrag der Bundesregierung, die 2006 von der Internationalen Meeresbodenbehörde (ISA - International Seabed Authority) eine Explorationslizenz für ein 75.000 Quadratkilometer großes Gebiet zugeteilt bekommen hat, erkunden Rühlemann und sein Team die Verbreitung der Manganknollen, bewerten das Lagerstättenpotential und untersuchen die potentiellen Umweltauswirkungen einer Ernte.

Als Motiv der Bundesregierung für die Exploration in diesem und einem weiteren Lizenzgebiet für Massivsulfide im Indischen Ozean nannte Rühlemann die Sicherstellung der Metallversorgung Deutschlands. Dieser Aspekt wurde von Prof. Dr. Uwe Jenisch in seinem Kurzvortrag noch vertieft. Wie Rühlemann ist er Mitglied der Deep Sea Mining Alliance, einer Lobbyorganisation von 29 Unternehmen, die sich auf den Tiefseebergbau vorbereiten und dafür werben. Jenisch war von 1975 bis 1982 Mitglied bei der deutschen Seerechtsdelegation und damit an den Verhandlungen zur UN-Seerechtskonvention beteiligt. Heute ist er Honorarprofessor für Seerecht am Walter-Schücking-Institut für Internationales Recht der Universität Kiel.

Als zentrale Ziele der Bundesregierung nannte Jenisch: Erstens will sie an führender Stelle der Technologieentwicklung mitmischen. Zweitens geht es ihr um die dauerhafte Sicherung des Rohstoffnachschubs für die Energiewende und Elektromobilität, insbesondere in heutigen Zeiten der wachsenden geopolitischen Spannungen. Deutschland verfügt über keine nennenswerten metallischen Rohstoffe, verbraucht aber acht Prozent der weltweiten Bergbauproduktion. Drittens will sie ihre hohen Umweltstandards auch beim Tiefseebergbau durchsetzen. Was machbar ist, wird gemacht, und wir brauchen es, weil die Weltbevölkerung auf zehn Milliarden ansteigt, lautete Jenischs Credo.

Eine konträre Ansicht zu dieser industriefreundlichen Bewertung des Meeresbodenbergbaus in der Tiefsee vertrat Marie-Luise Abshagen, Referentin für nachhaltige Entwicklung und Biodiversitätsschutz beim Forum Umwelt und Entwicklung. In ihrer Eingangsstellungnahme entkräftete sie drei Mythen, die von der Industrie verbreitet werden: Entgegen den Behauptungen könne Tiefseebergbau nicht umweltfreundlich gestaltet werden. Es käme zu signifikanten Verlusten von Arten und irreversiblen Störungen von Ökosystemfunktionen. Das von der ISA entwickelte Regelwerk, nach dem die Entwicklungsländer "einen Teil des Kuchens" erhalten sollten, erweise sich in der Praxis als bloßes Versprechen. "Das Abgeben kommt ganz am Ende", räumte Abshagen mit einem zweiten Mythos auf. Drittens sei auch das Argument nicht haltbar, daß Bergbau in der Tiefsee nicht mit Menschenrechtsverletzungen verbunden sei und diese sogar noch unterbinde. Genauso wie bei der Offshore-Erdölförderung werde Landbergbau nicht eingestellt, nur weil angefangen werde, auch den Tiefseeboden auszubeuten, so Abshagen. Beides laufe parallel weiter. Man brauche nicht immer neue Lagerstätten zu erschließen, die Möglichkeiten der Wiederverwertung von Rohstoffen werde viel zu sehr vernachlässigt.

Hier knüpfte Jan Pingel an, der für den Ozeanien Dialog die pazifischen Stimmen in hiesige Diskussionen einbringen will. Für die Menschen im pazifischen Raum ist das Meer überaus wichtig. Sie unterscheiden nicht so sehr zwischen Land und Meer. Das Meer gebe ihnen etwas, aber nur wenn es gesund sei.


Auf dem Podium - Foto: © 2019 by Schattenblick

(von links) Marie-Luise Abshagen, Jan Pingel, Klaus Schilder (Moderator, MISEREOR), Prof. Dr. Uwe Jenisch, Dr. Carsten Rühlemann
Foto: © 2019 by Schattenblick

Den Abschluß der Konferenz bildete eine Session zur Kleinfischerei. Ungeachtet der unterschiedlichen Gewichtungen verdeutlichten die drei Referenten, Dr. Werner Ekau vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung, Carsten Pedersen vom Transnational Institute und Francisco Marí von Brot für die Welt, daß die handwerkliche Fischerei von zahlreichen Seiten unter Druck steht. Der Klimawandel führt zur Verschiebung der Arten, Offshore-Industrie (u. a. Erdöl- und Erdgasförderung, Produktion von Windenergie, küstennaher Bergbau) dringt in traditionelle Fischfanggebiete vor, Meeresmüll kontaminiert ganze Ökosysteme, große Fischtrawler plündern die Ressourcen, und Meeresschutzgebiete können zu Verdrängungen führen (wenngleich auch zur Erholung der Fischbestände).

Ins Konferenzprogramm aufgenommen wurde ein Bericht von Markus Schildhauer von der Seemannsmission Ägypten. Er berichtete gewissermaßen aus erster Hand über die Flüchtlingsproblematik im Mittelmeer oder, wie er es sagte, da die Bezeichnung "Flüchtling" vorbelastet ist, über die Schutzsuchenden, die in irgendwelchen Seelenverkäufern von Afrika aufbrechen, um europäische Gestade zu erreichen, aber auf dem Weg dorthin ertrinken. Eigentlich besteht die Pflicht zur Seenotrettung. Aber Zeit ist Geld, und Menschen zu retten kostet Zeit. Die Kapitäne werden nicht nur von ihren Reedern aufgefordert, den Fahrplan einzuhalten, auch die europäischen Regierungen übten Druck aus, indem sie die Schiffsführer des Schleppertums bezichtigten. Die Handelsschiffahrt habe inzwischen ihre Routen geändert, damit die Schiffe möglichst nicht auf Flüchtlingsboote treffen. Zumal es für die Seeleute ein traumatisches Erlebnis sein kann, im Meer schwimmende Leichen zu bergen oder aber einen Notruf zu ignorieren und hinterher zu erfahren, daß die Absender ertrunken sind.

All die auf der Konferenz angesprochenen Probleme zu vernachlässigen und mit dem Meeresbodenbergbau eine weitere Nutzungsform nunmehr in der Hohen See zu propagieren - als würde das vermeintlich unverzichtbare Wirtschaftswachstum nicht genau jene Zerstörungsprozesse perpetuieren, die bereits den heutigen Zustand der Ozeane als sich allmählich aufheizende, versauernde und sauerstoffbefreite Auffangbecken für unendliche Mengen an Zivilisationsmüll herbeigeführt haben -, läuft darauf hinaus, daß der Mensch am eigenen Ast sägt. Zwar ist der Mensch kein Meeresbewohner, aber ohne die Meere kann er nicht leben.


Meeresschaum zwischen abgerundeten Felsen - Foto: Rosser1954 Roger Griffith, gemeinfrei

Der erste Landgang des Lebens erfolgte vermutlich unter dem Schutz von Schaum und schattigen Nischen im Tidebereich der Meere.
Foto: Rosser1954 Roger Griffith, gemeinfrei

Der Schattenblick setzt die Nacharbeitung der Konferenz "Weltmeere und Entwicklung" anläßlich des Welttags der Ozeane 2019 mit weiteren Berichten und Interviews fort.


16. Juni 2019


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