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INTERVIEW/252: Klima und Finanzen - die diplomatische Lesart ...    Botschafter von Marokko, S.E. Dr. Omar Zniber im Gespräch (SB)


Deutlich unter 2 Grad - Konkrete Umsetzung nach Paris
Briefing vor der 22. UNFCCC-Klimakonferenz im Auswärtigen Amt am 27. September 2016

S.E. Dr. Omar Zniber über die Bedeutung des Klimagipfels und Chancen des Wandels ...


Der König von Marokko habe den Kampf gegen den Klimawandel zur Chefsache erklärt. Er habe zu entschlossenem Handeln aufgerufen und würde bei vielen Gelegenheiten die Bedeutung der COP 22 Konferenz betonen. Mit diesem Credo, wie ernst Marokko seine Aufgabe als Gastgeber des kommenden Ereignisses nimmt, ludt S.E. Dr. Omar Zniber, Botschafter des Königreichs Marokko in Berlin, die mehreren hundert hochrangigen Teilnehmer aus Bundes- und Landesministerien, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie den Vertretungen anderer Länder, die dem Briefing zum 22. Weltklimagipfel in Marrakesch am 27. September 2016 im Auswärtigen Amt beiwohnten, nach Marrakesch ein. Parallel zum Treffen der Staatsoberhäupter aus aller Welt tagen in einem weiteren Gipfel auch die afrikanischen Regierungschefs und Vertreter aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um die gleichen Themen in einem nationalen Rahmen zu erörtern.

Selbst wenn nach fast 25 Jahren diplomatischer, heißer Luft unter dem Motto der Verhandlungen in Marrakesch "Zupacken und Handeln" keine komplette Wende zu erwarten ist [1], hätte man den Veranstaltungsort kaum besser wählen können: Die Länder Afrikas sind derzeit für Konferenzen um Atmosphäre und Klima bei der Staatengemeinschaft gefragt. Bieten sie sich doch als Hochsitz oder Beobachtungsplattform an, die ersten Folgen des Klimawandels aus einigermaßem sicherem Abstand zu beobachten und gleichzeitig mittendrin in einem vom Klimawandel jetzt schon betroffenen Kontinent zu sein. Am 15. Oktober ging in Ruanda eine Konferenz über ein Folgeabkommen zum Verbot klimaschädlicher Treibhausgase zuende, in der die tausendmal stärker als Kohlendioxid wirkenden Frigene oder Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs) schrittweise aus Kühlschränken und Klimaanlagen verbannt werden sollen. "Der größte Erfolg seit dem Pariser Klimaabkommen 2015" umfaßt gerade mal, den Einsatz der Ozon schonenden, dafür aber brisanten Atmosphärenaufheizer auf 10 Prozent bis 2019 herabzusetzen. Bis 2036 sollen es dann 85 Prozent sein, wobei nicht gewiß ist, inwieweit und an welchen neuralgischen Punkten die dafür notwendigen Austauschstoffe oder alternativen Technologien ebenfalls Gesundheit, Klima oder Umwelt schädigen. Inwieweit sich das tatsächlich als Erfolg rechnet, ist eine Standpunktfrage.

Auch die vier Ziele, die sich Dr. Zniber zufolge die marokkanische Präsidentschaft der COP 22 als Prioritäten auf die Fahnen gesetzt hat, verbindliche Abschlüsse zu Linderung, Anpassung und vor allem Finanzierung wie die Chance zu technologischer Entwicklung zu schaffen, sind allerdings im Hinblick darauf, daß Afrika nach Einschätzung des Weltklimarates (IPCC) der durch den Klimawandel am meisten bedrohte Kontinent ist, noch fast bescheiden zu nennen.

Tatsächlich ist es in Afrika schon später als fünf vor zwölf, was die bereits spürbaren Folgen des Klimawandels für die Menschen angeht. Forschungsergebnisse zeigen, daß sich die veränderten Temperaturen auf die Gesundheit, Existenzgrundlage, Nahrungsmittelerzeugung, Wasserverfügbarkeit und vor allem auch auf die allgemeine Sicherheit der afrikanischen Bevölkerung ausgewirkt haben. Auch die Kettenreaktionen und Risikokaskaden, die aus den Problemfeldern Armut und Hunger, Unterdrückung und Ausbeutung, Krankheit und Seuchen, Gewalt und Kriminalität, Migration und Flucht erwachsen, hängen vielfach und komplex mit den Folgen der Erwärmung zusammen. Eine Schlüsselfunktion kommt laut IPCC der großen Abhängigkeit der Bevölkerung von der Landwirtschaft zu, einem Sektor, der wie kein anderer vom Wetter abhängig ist und der immer noch für 70 Prozent der Afrikaner die einzige Lebensgrundlage darstellt.

Während Nordeuropa oder die USA sogar von besseren Anbaubedingungen dank des Klimawandels profitieren könnten, sinkt danach im südlichen Afrika die durchschnittliche Produktivität der Agrarwirtschaft bis 2080 um 14 Prozent - und würde sogar noch sinken, wenn die weitere Erwärmung gegenüber vorindustriellen Verhältnissen schließlich doch nicht - wie in Paris vereinbart - unter den anzustrebenden zwei Grad bleiben sollte. Dabei ist Afrikas eigener Beitrag zum Klimawandel mit gerade mal 3 Prozent der weltweiten Treibhausgasemission geradezu marginal.

In Deutschland werden pro Kopf jährlich etwa zehnmal so viele Treibhausgase ausgestoßen wie im subsaharischen Afrika. Aber auch in Afrika selbst ist der CO2-Ausstoß ungleich verteilt. Nur 15 Länder produzieren dort rund 95 Prozent der afrikanischen CO2-Emissionen. Hierunter finden sich die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder)-Staaten Nigeria und Angola genauso wie die überwiegend agrarischen Volkswirtschaften Äthiopiens, Ghanas oder der Elfenbeinküste.


Deutlich zu erkennen sind im Vergleich zur übrigen lichterüberfluteten Welt die beinahe schwarzen Konturen des afrikanischen Kontinents. - Foto: 2014 by NASA

Einen Einblick in die CO2-intensive Stromerzeugung einzelner Länder bietet ein Bild der Erde bei Nacht.
Foto: 2014 by NASA

Laut dem "Climate Change Vulnerability Index for 2015" (Verwundbarkeitsindex zum Klimawandel) [2] befinden sich allein sieben der zehn durch den Klimawandel meistgefährdeten Staaten in Afrika. In den letzten 25 Jahren hat sich die Anzahl wetterbedingter Katastrophen wie Überschwemmungen und Dürren verdoppelt. So sind in großen Bereichen der Sahelzone und im Süden Afrikas die Niederschlagsmengen drastisch zurückgegangen, während sie in Teilen West-, Ost-, Süd- und Zentralafrikas unverhältnismäßig angestiegen sind. In Nordafrika führten die katastrophalen Überschwemmungen von 2001 in Nordalgerien zu etwa 800 Toten und einem wirtschaftlichen Verlust von etwa 400 Millionen US-Dollar. Mosambik hatte in Folge der Überschwemmungen im Jahr 2000, die durch zwei Zyklone noch verschlimmert wurden, 800 Tote zu beklagen. Fast zwei Millionen Menschen waren betroffen. Einer Million davon fehlte es an Lebensmitteln, 329.000 Menschen wurden obdachlos und landwirtschaftliche Anbauflächen wurden zerstört. [3]

Parallel dazu ist Afrika die Region mit der höchsten durch Dürren verursachten Sterblichkeitsrate. Nach Eritrea, Äthiopien, Nigeria, Süd Sudan, Sierra Leone, Tschad (den verwundbarsten afrikanischen Staaten) gehören inzwischen auch andere afrikanische Länder wie Mosambik (Rang 27) zu denen mit einem besonders hohen Risiko für landwirtschaftliche Ernterückgänge, von den noch nicht genannten Staaten schließen sich zudem die Demokratische Republik Kongo, Burundi und Sudan der Reihe an.

Auch der bereits spürbare Rückgang der Gletscher des Kilimandscharo hat bereits dramatische Konsequenzen. Sie fallen sowohl als Wasserspeicher aus und als Zuflüsse für zahlreiche Wasserläufe, von denen die afrikanische Wirtschaft abhängig ist. Ghana ist beispielsweise auf das Akosomba-Damm-Wasserkraftwerk am Fluss Volta angewiesen. Mali braucht den Niger für Nahrungsmittel, Wasser und als Transportweg und kämpft zudem mit der Wasserverschmutzung. Gerade afrikanischen Ländern fällt es nach Einschätzung der Klimawissenschaftler schwer, sich aus eigener Kraft auf die neuen Verhältnisse umzustellen. Laut S.E. Dr. Omar Zniber sei daher eine der vorrangigsten Themen der Konferenz in Marakkesch, den Zugang zu Informationen, Kapital, Technologie und Märkten zu erleichtern.

Sich selbst sieht der Maghrebstaat als einen der wenigen privilegierten, die sich vom Kampf gegen den Klimawandel bereits jetzt einen Aufschwung der eigenen Wirtschaft versprechen können. In den nächsten vier Jahren will er den Anteil an erneuerbaren Energien am Strombedarf auf über 42 Prozent erhöhen, mit weiter steigender Tendenz. Ein Solarwärmekraftwerk und ein Windkraftsystem gehören zu den ersten Investitionen. Ersteres wurde bereits im Februar von König Mohammed VI eingeweiht. Wenn die Anlage in den nächsten Jahren nach drei weiteren Baustufen ihre geplante Gesamtleistung von 580 Megawatt erreicht, können mit dem Strom 1,3 Millionen Menschen versorgt werden.

Umweltschützer sehen das mit gemischten Gefühlen. Denn die "Concentrated Solar Power" (CSP), mit der hier Energie erzeugt wird, bedeutet nichts anderes, als daß Sonnenstrahlen mittels Parabolspiegel in einem Brennpunkt gebündelt und darüber Öl auf 400 Grad erhitzt wird. Wie bei einem konventionellen Kraftwerk muß auf irgendeine Weise Wasser verdampft werden, um die Turbinen anzutreiben, die daraus schließlich Strom erzeugen. Neben dem Wasserverbrauch läßt somit auch der austretende Wasserdampf (870.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr, etwa 8 Liter für jede erzeugte Kilowattstunde), der ebenfalls ein nicht zu verachtendes Treibhausgas darstellt, deutliche Mängel am Konzept erkennen, was die Klimafreundlichkeit angeht. Zudem werden gewaltige Flächen benötigt. Ende 2017 sollen bereits 3.300 Hektar mit Spiegeln zugestellt sein. Einige Kritiker befürchten, der enorme Kühlwasserverbrauch würde die Kapazitäten der Wüste überfordern. Neben dem weltweiten Run auf landwirtschaftliche Flächen, "Landgrabbing", mit denen Spekulanten durch Nahrungsmittelproduktion vom Klimawandel profitieren wollen, könnten sich Investoren von der wachsenden Nachfrage nach transformierten Energien lukrative Geschäfte versprechen und das erfordert noch mehr "gegrabbtes" Land. Was aber dies für die Umwelt wie die Menschen bedeutet, die bisher darauf angewiesen waren, gehört offenbar nicht auf die Agenda der nächsten COP 22.

Der Schattenblick fragte S.E. Dr. Omar Zniber, Botschafter des Königreichs Marokko, nach seiner Sicht:


Der Botschafter von Marokko im Interview - Foto: © 2016 by Schattenblick

'Die Folgen für Marokko haben überaus ernste Ausmaße angenommen.' (S.E. Dr. Omar Zniber)
Foto: © 2016 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Exzellenz, im November findet in Marrakesch die 22. Auflage der UN-Klimakonferenz (UNFCCC) statt. Sind die Folgen der globalen Erwärmung in Ihrem Land bereits für die dort lebenden Menschen spürbar?

S.E. Dr. Omar Zniber (OZ): Auf jeden Fall. Die Folgen für Marokko haben überaus ernste Ausmaße angenommen. Schon zu Beginn des Jahres, im Februar 2016, hatten wir es mit einer langanhaltenden, schweren Dürre zu tun. Die langanhaltenden Trockenperioden führen immer wieder zu Missernten und gefährden die Landwirtschaft, die sehr wichtig für die Nahrungsmittel- und Futtermittelversorgung des Landes ist. Vor allem im Süden gibt es einige Regionen, die bereits unter der sogenannten Desertifikation, also Wüstenbildung, leiden. Inzwischen haben wir uns natürlich mit einem nationalen Notfallplan auf diese Probleme eingestellt.

Darüber hinaus stellen wir - wie meines Erachtens vermutlich überall auf diesem Planeten - in der heutigen Zeit fest, dass die Jahreszeiten nicht mehr so regelmäßig verlaufen wie früher, sondern sich tendenziell verschoben haben. Das ist zweifelsfrei etwas, das alle Marokkaner ohne jede Ausnahme wahrnehmen können und das uns Sorgen macht.

SB: Welche Schwerpunkte hat sich die marokkanische Regierung für die COP 22 gesetzt, und verfolgen Sie damit ein strategisches Ziel?

OZ: Das erste und prinzipiell wichtigste Ziel ist auf jeden Fall, die COP 22 in Marrakesch zu einer Konferenz des Zupackens und des Handelns zu machen. Denn die diplomatischen Verhandlungen endeten in Paris. Es gab eine Vereinbarung, die man das Pariser Abkommen genannt hat. Doch das muss nun endlich auch in die Tat umgesetzt werden. Das ist keine einfache Aufgabe. Zunächst muß das Abkommen überhaupt erst einmal in Kraft treten. Das heißt, wir müssen die erforderlichen und verfügbaren Länder-Ratifizierungen zusammenbekommen. [4] Doch wir brauchen weit mehr als die vereinbarten Voraussetzungen, dass der Vertrag von mindestens 55 Ländern ratifiziert wird, auf die zusammen mindestens 55 Prozent der weltweiten Emissionen entfallen. Wir brauchen aber im Grunde die Unterstützung und somit die Ratifizierung von allen Ländern, die das Abkommen in Paris angenommen oder in New York bereits unterzeichnet haben. Das wäre dann der erste Schritt.

Zweitens müssen wir die nationalen Verpflichtungen, die sogenannten national geplanten Treibhausgasminderungsbeiträge oder auch iNDCs (intended nationally determined contributions) jedes dieser Länder auf eine Weise anpassen, dass wir dem Ziel, die globale Erwärmung nicht stärker als zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit anwachsen zu lassen, gerecht werden können. Dafür müssen schließlich zahlreiche verschiedene Maßnahmen ergriffen werden.

Zuvor noch müssen aber die für die Kostenabdeckung notwendigen Finanzierungsvorhaben und -programme in die Tat umgesetzt werden. Denn es ist doch klar, dass die Konfrontation mit den Problemen und die Bekämpfung der Klimawandelfolgen, das heißt, die notwendigen Anpassungsmaßnahmen, nicht kostenlos sein werden. Die Ausgaben müssen vor allem für die Entwicklungsländer, die am wenigsten entwickelten Länder und schließlich für die am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder bestritten werden - und zwar für das gesamte, für jedes Land maßzuschneidernde Paket an Schutzprogrammen, angefangen von den Schulungs- und Ausbildungszentren auf allen damit verbundenen Gebieten wie Wohnungsbau, städtebauliche Anpassungen, infrastrukturelle Maßnahmen im Transport- und Logistiksektor, Verkehrswesen, Energie, notwendige Einschränkungsmaßnahmen usw. Diese praktischen und pragmatischen Themen sollen den Fokus bei den Verhandlungen in Marrakesch bilden neben der Entwicklung von Strategien, um diese Maßnahmen durchzuführen. Mehr noch soll dies nicht nur eine Konferenz für Staaten und Regierungen werden, sondern wir möchten damit sämtliche Akteure ansprechen und mobilisieren, das heißt, sowohl die Vertreter der Zivilgesellschaft, NGOs, als auch den Privatsektor und die Unternehmen, die hierbei eine fundamentale Rolle spielen könnten und dazu auch bereit sind. Beispielsweise wurde in der Diskussion heute morgen mehrfach darauf hingeweisen, dass die Infrastruktur für weltweite Projekte heutzutage schon fast ausschließlich von der Privatwirtschaft finanziert wird. Das muß berücksichtigt werden, wenn wir künftig eine Infrastruktur aufbauen wollen, die entsprechende Anforderungen und Normen im Hinblick auf den Klimawandel respektiert.

SB: Wurde Marrakesch als Gastgeber für die Weltklimakonferenz ausgewählt, weil Marokko bereits dabei ist, sich in Nordafrika mit einigen Projekten den Ruf als Vorreiter für erneuerbare Energien zu erarbeiten?

OZ: Ja so könnte man es durchaus sehen, das ist aber nicht der einzige Grund. Marokko ist, je nachdem, aus welchem Blickwinkel man es betrachtet, auch ein afrikanisches Land oder ein Mittelmeeranrainerstaat. Doch vor allem wird es höchste Zeit, Afrika zu besuchen und mit eigenen Augen zu sehen, dass dieser Kontinent bereits mit massiven Herausforderungen konfrontiert ist, die mit dem Klimawandel zu tun haben. Der Standort der Konferenz könnte somit auch zur Einsicht der Teilnehmer beitragen, dass größere internationale Anstrengungen als bisher notwendig geworden sind, um dem Klimawandel zu begegnen.


Kulaley, Ostafrika, nach Jahren der Dürre wächst hier nichts mehr, ohne Weideland müssen die Einwohner auf ihre Lebensgrundlage, die Viehhaltung verzichten. - Foto: 2011 by Oxfam East Africa (Flickr: The barren landscape of Kulaley village) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

'Es wird höchste Zeit, Afrika zu besuchen und mit eigenen Augen zu sehen, dass dieser Kontinent bereits mit massiven Herausforderungen konfrontiert ist, die mit dem Klimawandel zu tun haben' (S.E. Dr. Omar Zniber)
Foto: 2011 by Oxfam East Africa (Flickr: The barren landscape of Kulaley village) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Zudem spielt Marokko auch eine gewisse historische Rolle für die Weltklimaverhandlungen, da es bereits 2001, wie ich heute morgen in meiner Ansprache erwähnt habe, bei den COP 7-Verhandlungen das Gastgeberland gewesen ist. Das heißt, unser Land ist also ein sehr konstantes und - ich würde sogar wagen zu behaupten - ein sehr wichtiges Element in diesem Verhandlungsprozess. Denn Marokko ist auf der globalen Ebene nicht nur stark in Verhandlungen bezüglich des Klimawandels involviert, sondern auch an vielen anderen Fragen und Diskursen der multilateralen Diplomatie beteiligt. Wir leben in einem Zeitalter des Multilateralismus, denn wir können die Probleme der Welt nicht mehr allein lösen. Wir brauchen dazu multilaterale Ansätze und Konzepte. Fragen, die die Umwelt berühren, sind das beste Beispiel dafür. Denn dazu brauchen wir die internationale Zusammenarbeit, das heißt, hochentwickelte Staaten müssen Hand in Hand gemeinsam mit den am wenigsten entwickelten Ländern, und Länder der nördlichen Hemisphäre mit den Ländern des armen Südens zusammen arbeiten.

SB: Ich würde gerne das Augenmerk noch einmal auf eines der Projekte richten, mit denen in Marokko bereits erneuerbare Energie produziert wird. Das im Februar von König Mohammed VI eingeweihte, gewaltige Sonnenwärmekraftwerk Noor 1 hat, obwohl damit 240.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden sollen, durchaus auch schon Widerspruch hervorgerufen. Was halten Sie persönlich von den Kritikpunkten gegen die Anlage und ist Ihrer Ansicht nach der Bau dieser Anlage am Rande der Wüste gerechtfertigt, beziehungsweise rechnet sich der hohe Aufwand an Wartung, den der Standort mit sich bringt, abgesehen von dem Verbrauch an Wasser und Salz in einer nicht gerade wasserreichen Region, um den Betrieb der Anlage aufrecht zu erhalten?

OZ: Die Kritik ist nicht gerechtfertigt. Zunächst einmal musste Marokko vor der Einführung unserer nationalen Strategie für den Ausbau von erneuerbaren Energien 98 Prozent an Energieträgern in Form von fossilen Rohstoffen importieren, also Kohle, Öl, Gas und so weiter. In Marokko gibt es keine eigene Produktion oder Förderung dieser Ressourcen. Zweitens ist dieses spezielle Projekt, das Sie gerade ansprachen, ausgesprochen umweltfreundlich konzipiert.

Es wurde mit größter Vorsicht und unter Berücksichtigung sämtlicher Umweltauflagen für den Standort in der Provinz Quarzazate gebaut. Quarzazate und die Region Drâa-Tafilalet im Süden Marokkos sind keine Wüstengebiete, nicht wie die Südsahara jedenfalls. Wir haben hier Städte und Einwohner und meines Erachtens sind die Wasserressourcen vor Ort von dem Bau und dem Betrieb der Anlage auch gar nicht so betroffen. Ich bin allerdings kein Wissenschaftler und auch kein ausgesprochener Experte, was das betrifft, aber ich meine mich zu erinnern, dass sich die Kritik daran in Grenzen hält. In Marokko haben wir bis jetzt nicht gehört, das jemand die Anlage in Frage stellt oder das Projekt insgesamt ablehnt. Wir sind übrigens bereits dabei, weitere Anlagen dieser Art zu bauen.

Darüber hinaus nutzen wir in der Regel, wenn wir etwa in anderen Projekten oder Anlagen Wasser benötigen, aufbereitetes Brauchwasser. Das ist eine in Marokko weitverbreitete, ja geradezu traditionelle, technologische Wassersparmaßnahme und für uns als semiarides Land geradezu lebenswichtig. Natürlich sind wir kritischen Kommentaren oder Einschätzungen gegenüber immer offen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass dieses Projekt, wie auch andere, die für die Erzeugung erneuerbarer Energien gedacht sind, gleichzeitig auch helfen, sauberes Wasser wieder aufzubereiten oder bereitzustellen. Der sinnvolle und achtsame Umgang mit dieser wertvollen Ressource ist in vielen Bereichen und vor allem für die Landwirtschaft essentiell notwendig.

SB: Nun hat sich Marokko schon vor längerer Zeit entschlossen, zwei Kernkraftwerke zu bauen. Diese Projekte wollte man sich vor sechs Jahren zudem als freiwilligen Beitrag zur Reduktion seiner CO2-Emissionen im Rahmen der Bestimmungen der Vereinbarungen von Kopenhagen und im Kontext der Globalen Allianz gegen den Klimawandel als National Appropriate Mitigation Action (NAMA) anrechnen lassen, wie die Website "world-nuclear-news.org" berichtete. [5] Schadet so ein Vorhaben nicht dem guten Ruf Marokkos als Pionier in Sachen grüner Energie?

OZ: Da muß ich Ihnen leider gestehen, Madame, dass sie falsch informiert sind. Bis heute gibt es keine offizielle Erklärung seitens der Regierung, dass ein Kernkraftwerk geplant ist. Ich spreche hier auch Kraft der Verantwortung, die mir meine Regierung als Botschafter von Marokko gegeben hat und erkläre Ihnen, dass es von dieser bisher keine Entscheidung diesbezüglich gibt. Gut, wir haben einen kleinen Versuchsreaktor für die wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, der weniger als zwei Megawatt erzeugen kann, wenn ich mich nicht irre. Er steht auch nur Universitäten und für Ausbildungszwecke, also Nuklearexperten, zur Verfügung. Und er wird ausschließlich für zivile, friedliche Aufgaben verwendet, etwa in der Medizin, in der Landwirtschaft oder für andere naturwissenschaftliche Fragestellungen. Doch für die Stromerzeugung ist kein Projekt dieser Art geplant, das möchte ich nochmal ganz deutlich machen.

SB: Nun da kann man sich nur entsetzt fragen, wie solch eine Meldung vor einigen Jahren durch die Medien gehen und immer weiter kolportiert werden konnte ...

OZ: Ich kenne die Behauptungen auch, sie werden immer wieder einmal in den Medien veröffentlicht. Aber sie haben bisher keinen Bezug zu den tatsächlichen Aktivitäten der marokkanischen Regierung.

SB: Ich wage es mal an dieser Stelle, eine etwas ketzerische Frage zu stellen: Wie kommt es, dass angesichts der bereits absehbaren, gewaltigen Klimawandelkatastrophen weltweit und vor allem auch für die afrikanischen Länder doch alle internationalen und multilateralen Lösungsansätze immer nur verschiedene, hellgrüne Schattierungen des gleichen Wirtschaftswachstumskonzepts sind, das zu dem Desaster geführt hat? Selbst wenn es sich um ein sogenanntes nachhaltiges Wachstum handelt, beruht es doch auf Mangel, Bedarf und schließlich Konsum? Gibt es keine Alternative?

OZ: Das ist richtig. Wenn Sie sich aber auf Afrika im Besonderen beziehen, dann sollten Sie auch fragen, was denn eigentlich die größten Probleme in diesem Land sind. Zunächst einmal haben wir es in vielen afrikanischen Ländern mit einer massiven Unterentwicklung zu tun. Wir haben große soziale Probleme. Im Zusammenhang mit Umweltfragen sollte man immer auch bedenken, dass die afrikanische Bevölkerung ein gewaltiges Defizit bei der Versorgung mit Elektrizität hat. Dabei geht es nicht nur um die Stromversorgung der einzelnen Haushalte, sondern auch um die Energie, die ansonsten für Entwicklungsaktivitäten aller Art dringend gebraucht wird, vor allem aber auch dafür, irgendeine Form von wirtschaftlicher Entwicklung zustande zu bringen. Wir sind also von der von Ihnen angesprochenen Problematik noch weit entfernt.

Natürlich sollten wir bei diesen Schritten von den Erfahrungen profitieren, die andere Länder, insbesondere die hochentwickelten Gesellschaften, gemacht haben, die sich nun mit einem exzessiven Konsumverhalten konfrontiert sehen, und den damit einhergehenden Problemen von Müllbeseitigung, Umweltverschmutzung und Überproduktion. Wir sollten davon lernen und das tun wir auch. Doch wir haben auch eigene Prioritäten. Der Klimawandel ist somit ein wichtiges Thema. Doch nicht nur als Problem, sondern er bietet vor allem auch für die afrikanischen Staaten eine phantastische Möglichkeit, bei der industriellen Entwicklung aufzuholen. Denn Afrika bietet für die erneuerbaren Energien, für Windkraft, Solarkraft oder auch andere Arten von Erneuerbaren wie Biomasse, ideale Ausgangsbedingungen, um die Bedarfslücke zu schließen, wenn es darum geht, die Bedürfnisse der Bevölkerung ohne weitere Folgen für die Umwelt zu befriedigen. Doch dafür brauchen wir vor allem den nötigen Technologietransfer, eine Sicherstellung der Finanzierung, eine entsprechende Ausbildung, wie schon gesagt, und dann kann dies alles natürlich in einem weiteren Schritt dazu beitragen, dass sich in Afrika auch eine Kultur der Achtung und Rücksichtnahme gegenüber dem Klima bildet. Das könnte sich dann auch wieder auf das Verhalten der afrikanischen Bevölkerung auswirken und gar nicht erst so ein exzessives Konsumverhalten hervorrufen, das die Umwelt zerstört.

SB: Angenommen man würde die "Große Transformation" für die Weltgesellschaft einmal ernst nehmen und sie zumindest ansatzweise als eine Chance betrachten, auch bei den bislang von Gier und Gewinn geprägten Werten dieser Gesellschaft einen kompletten Paradigmenwechsel vorzunehmen. Warum werden nicht gerade von afrikanischen Staaten drastischere und gründlichere Maßnahmen für den Rest der Welt und insbesondere für die bereits entwickelten Staaten gefordert, warum gibt es keine mutigeren Konzepte für einen tatsächlichen Neubeginn?

OZ: Die Frage ist durchaus berechtigt. Wir müssen die Einführung neuer Techniken zur Deckung des Energiebedarfs, bei denen wir uns in der zur Verfügung stehenden Lebenspanne vermutlich auf die erneuerbaren Energien beschränken müssen, immer mit den Bedürfnissen und dem Schutz von Umwelt und Natur in Einklang bringen. Das sollte Hand in Hand gehen. Aber noch mehr als das sollte mit diesen technischen Veränderungen und dem dazugehörigen Umweltschutz die Entwicklung eines neuen kulturellen Wertes einhergehen, nämlich der achtsame Umgang mit Umwelt und Natur in Marokko. Allein die Tatsache, dass wir in diesem Jahr Gastgeber für die 22. Weltklimakonferenz COP 22 sind, hat sich bereits positiv auf das Bewußtsein in unserer Bevölkerung ausgewirkt und sie für das Thema Klimawandel mehr sensibilisiert, als etwa die Einweihung der bereits laufenden Anlagen für Erneuerbare das getan haben. Doch, wie ich bereits heute morgen sagte, auch kleinere Initiativen, wie etwa das Verbot von Plastiktüten in den Geschäften, tragen zur Veränderung der Einstellung und zur Schaffung eines Bewusstseins bei. Wo auch immer Sie heute in Marokko einkaufen gehen, im Supermarkt oder in einem kleinen Einzelhandelsgeschäft, werden Ihnen keine Kunststofftüten mehr für Ihre Einkäufe angeboten. Früher bekam man sie geradezu aufgedrängt. All diese Regierungsentscheidungen verändern die Haltung der Bevölkerung gegenüber der Natur. Nur Energie ist etwas ganz Essenzielles. Wir brauchen die Energie für unsere wirtschaftliche Entwicklung. Wir sind ein Entwicklungsland. Und wenn Sie die Höhe des Energiekonsums vergleichen, den ein Marokkaner im Vergleich zu einem Europäer hat, werden Sie überrascht sein. Denn es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nur um ein Zehntel von der Energiemenge, die hierzulande pro Kopf verbraucht wird. Also können wir Marokkaner nicht in den Verdacht geraten, dass unser wachsender Energiebedarf eine Gefahr darstellt. Ebenso würde ich auch Deutschland, ein hochentwickeltes Land, nicht für seinen enormen Energiehunger kritisieren. Deutschland hat eine Vielzahl von vorausschauenden Umweltschutz-Maßnahmen etabliert, um negative Auswirkungen seiner Industrie auf die Umwelt zu verhindern. Deutschland ist auch einer unserer größten Partner in allen diesen Fragen. Diese Kooperation hat bereits eine lange Tradition, die in den Sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts neben anderen Werkzeugen mit den Projekten des GIZ (der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) begonnen hat und die der marokkanischen Gesellschaft bisher schon sehr geholfen hat, ihre Wirtschaft wie auch ihre soziale Infrastruktur aufzubauen - mit größtmöglicher Achtung und Berücksichtigung von Umweltfragen oder einzuhaltenden Klimagrenzen.

SB: Meine Frage zielte weniger auf die spezielle Situation in Marokko ab, als - ganz allgemein gefragt - auf die Chance, die in dem Begriff "Transformation" für die ganze Welt stecken könnte, wenn man ihn denn wörtlich nehmen würde, vielleicht als eine Art philosophische Idee, mit der man von dem Wachstumskonzept grundsätzlich Abschied nehmen könnte, wenn man in Marrakesch pragmatische Konzepte zur Bekämpfung des Klimawandels entwickelt.

OZ: Im Rahmen der nationalen Klimastrategie, die auch die globale Energiefrage, sowohl die Erneuerbaren wie auch andere Formen der Energiegewinnung betrifft, steht die Energieeffizienz an vorderster Stelle. Und natürlich ist ganz klar, dass der beste und effektivste Weg, Energie zu sparen, auf jeden Fall darin besteht, überhaupt keine zu verbrauchen. Aber obwohl ich Ihre Frage für berechtigt halte, Madame, ist für uns in Marokko, wie ich bereits sagte, Entwicklung eine Frage des Überlebens. Wir müssen uns wirtschaftlich weiterentwickeln, denn wir sind noch in vielen Bereichen, wie etwa in der Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung, nicht so weit, wie wir sein möchten. Dafür brauchen wir eine starke Wirtschaft, die uns die Mittel in die Hand gibt, unserer Bevölkerung zu helfen. Das ist ganz fundamental. Darüber hinaus ist auch unser Verkehrs- und auch Kommunikationswesen vergleichsweise wenig entwickelt und wir möchten den Menschen in unserem Land die Möglichkeit geben, miteinander in Kontakt und Verbindung zu treten. Auch hier haben wir im Vergleich zu den stark entwickelten Ländern wie etwa Deutschland ganz große Defizite. Doch für den Ausgleich benötigen wir Energie. Wir können den Energieverbrauch nicht zu Lasten dieser nötigen Entwicklung vermeiden. Das sind Dinge, die einfach zum täglichen Leben der Marokkaner in Marokko dazugehören.

Natürlich halte ich es auch für wichtig, dass wir uns dabei Grenzen setzen. Das ist eine Frage der Organisationen in unserer Gesellschaft und in der Bevölkerung. Wir haben auch bei uns Akteure der Zivilgesellschaft und auch einige politische Parteien, die sich die Forderung eines wachstumskritischen Ansatzes auf die Agenda geschrieben haben. Das heißt, es gibt durchaus einen Diskurs über alternative Ansätze unter den politischen und zivilgesellschaftlichen Akteuren Marokkos, in dem diese Fragen erörtert werden.

SB: Exzellenz, haben Sie recht vielen Dank für Ihre Geduld.


Anmerkungen:

[1] Bisher im Schattenblick unter UMWELT → REPORT zum Briefing im Auswärtigen Amt erschienen:

BERICHT/122: Klima und Finanzen - den Teufel mit dem Beelzebub ... (1) (SB)
BERICHT/123: Klima und Finanzen - den Teufel mit dem Beelzebub ... (2) (SB)
INTERVIEW/250: Klima und Finanzen - Was wachsen muß, das schwindet nicht ...   Thomas Hermann Meister im Gespräch (SB)
INTERVIEW/251: Klima und Finanzen - Biß in den sauren Apfel ...    Prof. Gernot Klepper im Gespräch (SB)

[2] https://maplecroft.com/portfolio/new-analysis/2014/10/29/climate-change-and-lack-food-security-multiply-risks-conflict-and-civil-unrest-32-countries-maplecroft/

[3] siehe AWDR - African Water Developement Report 2006
http://repository.uneca.org/handle/10855/22091

[4] Das Interview fand am 27. September im Auswärtigen Amt in Berlin statt. Inzwischen steht dem Inkrafttreten des Vertrags nach seiner Ratifizierung durch die Europäische Union und Indien nichts mehr im Weg.

[5] Es gibt mehrere Quellen, die dies immer noch behaupten: Etwa hier: The country's proposal is for two 1000 MWe nuclear power reactors to enter operation between 2025-2030. In combination the two units are expected to avoid the emissions of nearly 15 million tonnes of carbon dioxide (MtCO2) each year, the largest single emissions saving of any of the proposed projects put forward by the Moroccan government.
[Dem von Marokko eingereichten Vorschlag zufolge sollen zwei Reaktoren zu je 1000 MW gebaut werden. Sie sollen zwischen 2025 und 2030 fertiggestellt sein und jährlich zusammen fast 15 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen (MtCO2) einsparen. Damit sind die Kernkraftwerke der größte Einzelposten in Marokkos Vorschlag zur Reduktion von Treibhausgasen. - Übersetzung der SB-Red.]
Quelle: "Nuclear named for Copenhagen reductions", 2. Februar 2010
http://www.world-nuclear-news.org/EE_Nuclear_named_for_Copenhagen_reductions_0202101.html

und auch hier:
In Marokko gibt es seit Längerem Planungen für den Bau eines Atomreaktors. Bereits 2010 hat Marokko in Paris ein Kooperationsabkommen "für die friedliche Nutzung der Kernenergie" unterzeichnet. 2011 haben das marokkanische Centre National de l'énergie, des sciences et techniques nucléaires (CNESTEN), das belgische Institut National des radioéléments (IRE) und das belgische Centre d'étude de l'énergie nucléaire (SCK-CEN) eine Absichtserklärung für eine trilaterale Zusammenarbeit auf den Gebieten Nuklearwissenschaften und Kerntechnik unterzeichnet.
https://www.naturfreunde.de/neue-offensive-der-atomlobbyisten-afrika

19. Oktober 2016


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