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ATOM/125: Halbwertzeit - Kontrolle tut not ... (Initiative Brokdorf-akut)


Initiative Brokdorf-akut - 22. August 2017

Freimessen ja oder nein - das radioaktive Material muss vor Ort bleiben


Heute [22. August 2017] wird von der Fa. Vattenfall der Presse die sog. Freimessanlage vorgestellt, mit der die beim Rückbau des AKW Brunsbüttel anfallenden strahlenden Materialien auf ihre Strahlungsintensität geprüft werden. Die enthaltenen Nuklide werden nicht gemessen, sondern über Abschätzungen ermittelt.

Mit diesem Gerät erfolgt die Entscheidung, ob radioaktiv belastete Materialien bei Unterschreitung der nach Strahlenschutzverordnung festgelegten Grenzwerte aus dem Atomgesetz entlassen werden dürfen und fortan als normaler Müll behandelt werden können.

Dann dürfen die Materialien völlig unkontrolliert in der Umgebung verteilt werden (z. B. als Sand für die Sandkiste) oder - bei höherer Strahlung - auf Deponien verbracht, in Müllverbrennungsanlagen "verbrannt" (richtiger: über das Abgas in der Luft verteilt und als Rigips zum Hausbau verwendet) oder als Schrott recycelt werden (als Zahnspangen und Heizkörper kämen die Nuklide zum Verbraucher zurück). Beispiele für die Höhe der Strahlungswerte freigemessener Stoffe liegen der Initiative Brokdorf-akut vor.

Bei dem Messgerät müssen Parameter wie die Masse, Volumen, Materialart, Befüllung des Containers, PER HAND von einem Mitarbeiter eingestellt werden. (So ist es bei der Freimessanlage im HZG in Geesthacht.) Daraus ergeben sich "Fehler"möglichkeiten durch Unachtsamkeit u. ä., die das Messergebnis verfälschen können. Auch das Vorgehen, falls die Freimessgrenze nicht unterschritten wird, unterliegt der Entscheidung des Betreibers und evtl. anwesender Sachverständiger: erneut dekontaminieren, vermischen mit geringer belastetem Material usw.

Die Masse an freizumessenden Stoffen wird vom MELUD mit 20.000 bis 30.000 Tonnen angegeben. Es kann doch nicht so teuer sein, wenn dieses Material zusätzlich zu den nicht freizumessenden Stoffen im LasmA oder einem entkernten Gebäude gelagert würde. Anti-AKW-Initiativen, BUND, der Deutsche Ärztebund und Bürgerinitiativen, die sich an den infrage kommenden Deponiestandorten gebildet haben, fordern, dass das freigemessene Material vor Ort verbleibt. Der BUND hält auch eine Lagerung auf extra dafür hergerichteten Deponien für akzeptabel.

Noch immer ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, nach welchen übergeordneten Kriterien die Freimessung erfolgt. Dazu ist seit 2 Jahren eine Klage beim OVG Schleswig anhängig. Ziel ist die Bekanntgabe der entsprechenden internen Anweisung der Fa. Vattenfall.

i. A. Karsten Hinrichsen, Initiative Brokdorf-akut

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Quelle:
Initiative Brokdorf-akut
c/o Karsten Hinrichsen


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. August 2017

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