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ATOM/255: Strahlende Wege - gegen jede Not und Vernunft ... (BBU)


Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau
Arbeitskreis Umwelt (AKU) Schüttorf
SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster
Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm
Bürgerinitiative "Kein Atommüll in Ahaus"
Bündnis AgiEL - AtomkraftgegnerInnen im Emsland
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
IPPNW - Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzte in sozialer Verantwortung

Gronau/Münster/Bonn/Berlin, 3. April 2020

Montag 6. April: Uranmülltransport von Gronau geplant
- Stadt Münster fordert von Urenco Transport-Absage
- Transportschiff Mikhail Dudin auf Weg nach Amsterdam
- Erste Proteste an den Bahnstrecken bereits angemeldet


Nach Informationen regionaler Anti-Atomkraft-Initiativen, des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und der Ärzteorganisation IPPNW plant der Gronauer Urananreicherer Urenco für kommenden Montag, 6. April, einen zweiten Anlauf für einen neuen Uranmülltransport. Dieser soll mit einem Sonderzug von der Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau zur russischen Atomfabrik Novouralsk starten. Das russische Transportschiff Mikhail Dudin befindet sich aktuell auf dem Weg zum Transporthafen Amsterdam, wo es am Montag eintreffen soll.

Unterdessen formiert sich immer breiterer Protest gegen den Urantransport. So forderte am gestrigen Donnerstag der für die Gefahrenabwehr in der Stadt Münster zuständige Ordnungsdezernent, Wolfgang Heuer, den Urenco-Konzern schriftlich auf, den Atommülltransport abzusagen. Dies teilte Heuer auf Nachfrage der Initiative SOFA (Sofortiger Atomausstieg) Münster mit. Die Forderung der Stadt Münster ist ein Novum und eine klare Botschaft an Urenco, die von den Initiativen und Verbänden ausdrücklich begrüßt wird.

Die Uranmüllzüge fuhren seit Frühjahr 2019 immer von Gronau über Steinfurt durch Münster und dann weiter via Drensteinfurt, Hamm, den Kreis Unna, das Ruhrgebiet, Duisburg, Viersen, Mönchengladbach, Venlo und viele niederländische Orte bis zum Hafen Amsterdam. Dort erfolgte die Verladung nach St. Petersburg.

Die Anti-Atomkraft-Initiativen und Verbände rufen nochmals eindringlich Urenco sowie die NRW-Landesregierung und das Bundesinnenministerium auf, in den schwierigen Corona-Zeiten auf diese zusätzliche und vollkommen vermeidbare Belastung der Öffentlichkeit und Notfalldienste zu verzichten. Atommüll-Exporte dienen nicht der Energieversorgung und sind besonders in diesen Tagen eine verantwortungslose Luxus-Aktivität.

In einem Schreiben des Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen vom gestrigen Donnerstag an die nordrhein-westfälische Atomaufsicht im Wirtschaftsministerium und an den Polizeibeauftragten der NRW-Landesregierung heißt es dazu: "Nachdem sich das Bundesinnenministerium bereits in der letzten Woche zu Wort gemeldet hat, ist das Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen mehr als erstaunt darüber, dass es von der NRW-Atomaufsicht keinerlei öffentliche Stellungnahme zur Thematik "Urantransporte während der Corona-Krise" gibt. Geboten wäre, auch im Interesse der Polizistinnen und Polizisten, eine strikte Untersagung der Transporte - auch und gerade zur Entlastung der beteiligten Polizei sowie der medizinischen Fachkräfte, die im Falle eines Unfalls mit Uranhexafluorid-Freisetzungen extrem stark gefordert wären."

Udo Buchholz vom örtlichen Arbeitskreis Umwelt Gronau erklärte dazu: "Die Bevölkerung und viele Betriebe müssen derzeit wegen der Corona-Krise massive Einschränkungen hinnehmen. Für Urenco dürfen keine Sonderregeln gelten. Es kann nicht sein, dass der Konzern mit seinen deutschen Anteilseignern RWE und EON jetzt wieder mehrere Hundert Tonnen Atommüll auf die Reise schickt. Urenco muss dringend öffentlich Verantwortung zeigen und den Transport verbindlich absagen."

Protestaktionen am Montag und Online-Petition

Bei den letzten Uranmülltransporten hatten AtomkraftgegnerInnen Ende 2019 zwei Uranmüllzüge zwischen Gronau und Münster mit Abseilaktionen für mehrere Stunden blockiert. Die Proteste richten sich auch gegen die häufigen Urantransporte mit LKW, die mit dem Betrieb der Gronauer Uranfabrik verbunden sind. Auch in Russland kam es in St. Petersburg, Moskau und sogar am Zielort in der abgeschotteten Atomstadt Novouralsk zu Protesten gegen die Uranmüllexporte.

Da Urenco jetzt wider aller Vernunft den neuen Uranmülltransport für Montag vorbereitet, haben AtomkraftgegnerInnen im Münsterland bereits erste Protestaktionen entlang der Bahnstrecken angemeldet. Konkret gibt es eine Anmeldung für den Bereich des Güterbahnhofs in Münster (Alfred-Krupp-Weg). Geplant ist eine "Menschenkette" mit jeweils 2 m Abstand zwischen den einzelnen Personen. Gegebenenfalls wird auch ein Gang vor die Verwaltungsgerichte vorbereitet zur Durchsetzung dieser Corona-kompatiblen Proteste.

Mitte März hatte das Bundesinnenministerium einen für Anfang April geplanten Atommüll-Transport vom britischen Sellafield zum stillgelegten AKW Biblis in Hessen aufgrund der Corona-Gefahrensituation abgesagt.

Gegen den Weiterbetrieb der Urananreicherungsanlage Gronau richtet sich aktuell auch ein Ostermarsch-Appell, für den derzeit rund 20 Initiativen und Verbände mittels einer Online-Petition Unterschriften sammeln. Die Petition findet sich unter:
www.openpetition.de/!cfbxn


Weitere Infos:
www.bbu-online.de
www.sofa-ms.de
ww.urantransport.de
www.ippnw.de

*

Quelle:
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e.V.
Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn
Internet: www.bbu-online.de
Facebook: www.facebook.com/BBU72


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2020

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