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WALD/004: Hambacher Forst - Um jeden Zentimeter ... (SB)


Hambacher Forst - 13. November 2012, 20.00 Uhr

Angespannte Situation zwischen Polizei und Waldbesetzern

Aktionsplakat: Stilisierter Baum mit der Aufschrift 'Hambacher Forst bleibt!' - © www.ausgeco2hlt.de

Aktionsplakat
© www.ausgeco2hlt.de

Am frühen Abend des ersten Räumungstages wird seitens des "Hambacher Forstes", also der Braunkohlegegner und -gegnerinnen, die durch die Waldbesetzung im Hambacher Forst ihren Protest gegen den wegen des Tagebaus bevorstehenden weiteren Kahlschlag konkret gemacht haben, erste Bilanz gezogen. Die Polizei sei, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist, mit den "akribisch vorbereiteten Blockadeaktionen sichtbar überfordert". Dies gelte insbesondere für den unterirdisch angelegten Tunnel, in dem sich etliche Aktivisten befinden. Oberirdisch jedoch, in den Bäumen wie auch direkt am Boden, sei die Polizei "gut beschäftigt" [1].

Die Polizei habe bereits angekündigt, keine Beamten in den Tunnel hinein zu schicken. Somit ist zur Zeit unklar, ob und ggf. wie es hier zu einer Räumung kommen könnte; offensichtlich, so die Einschätzung der Kohlegegner, hoffe die Polizei, daß die im Tunnel befindlichen Menschen sich selbst "befreien" würden. Tatsächlich sind die Aktivisten dort jedoch entschlossen, die Blockade über viele Tage hinweg aufrechtzuerhalten.

In den Bäumen wie auch am Boden haben sich, wie berichtet, Kohlegegner und -gegnerinnen an Betonklötzen angekettet. Die ersten von ihnen wurden nach mehrstündiger Arbeit der Polizei bereits wieder losgemacht. Peter, der sich in einem Baumhaus hatte festketten lassen, kommentierte die Blockadeaktion folgendermaßen: "Sich bei dieser Kälte festzuketten, stundenlang Polizisten um einen herum zu haben, um dann in Polizeigewahrsam zu kommen, ist zwar nicht angenehm, aber was ist das gegen die globalen Auswirkungen der Braunkohleverstromung? Immerhin ist der Klimawandel dafür verantwortlich, dass Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren." [1]

Unterdessen kommt es im ganzen Bundesgebiet zu Protesten gegen den Eigentümer RWE. Baum für Baum wird durch die Polizei das Interesse des Energiekonzerns an der Braunkohleverstromung durchgesetzt. Heute wurden über tausendjährige Bäume in dem alten Forst durch polizeiliche Kettensägen gefällt. Svenja, die die Informationen über die Aktion bzw. die Räumung koordiniert, erklärte dazu: "Offensichtlich ist ein Kapitalismus ohne Welt leichter vorstellbar als ein Welt ohne Kapitalismus." [1]

Die Waldbesetzer und -besetzerinnen und ihre Unterstützer gehen aufgrund der bisherigen Erfahrungen nicht davon aus, daß die Polizei die Räumung unverrichteterdinge abbrechen wird. Allerdings, so der Tenor unter den Aktivisten, wird dies angesichts ihrer Entschlossenheit, die Blockaden aufrechtzuerhalten, sicherlich noch mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Im Vordergrund Wald, im Hintergrund Braunkohletagebau mit Fördergerätschaften - Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]

Braunkohletagebau Hambach (bei Köln), 6. August 2006
Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]

[1] Bildquelle:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/06/Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg/120px- Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg

Fußnote:

[1]Quelle: Pressemitteilung vom 13.11.2012, 20.24 Uhr
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/kontakt/

13. November 2012