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WALD/174: Hambacher Forst - wie im Krieg ... (Michael Zobel)


Führungen im Hambacher Wald - wir machen weiter - jetzt erst recht

von Michael Zobel, 16. November 2016


Guten Tag zusammen,

untenstehende Mail habe ich vor zwei Tagen an die vielen Menschen geschickt, die beim Waldspaziergang am vergangenen Sonntag im Hambacher Wald dabei waren.

36 Stunden nach der erneut eindrucksvollen und bewegenden Aktion brannten Barrikaden und flogen Steine. Und der Wald wird weiter abgeholzt. Es gibt Menschen auf beiden Seiten, die keine friedliche gewaltfreie Lösung wollen.

Gerade deshalb machen wir weiter, mobilisieren für die nächsten Waldspaziergänge, zeigen, dass sich am Ende der kreative Widerstand vieler Menschen aus allen Teilen der Gesellschaft durchsetzen wird. Kommt in den Hambacher Wald, seht Euch an, wie dort wesentliche Teile unserer gemeinsamen Lebensgrundlagen zerstört werden, bringt Gespräche in Gang, stellt Fragen, informiert Euch...!

mit freundlichen Grüßen, Michael Zobel und Eva Töller aus Aachen

*

Guten Abend zusammen,

gestern Abend um diese Zeit haben wir die letzten roten Grableuchten eingesammelt. Sie haben über mehrere Stunden gebrannt, aufgestellt von 337 kleinen und großen Menschen auf den Stämmen der vielen Bäume, die in den letzten 10 Tagen dem IrRWEg der aktuellen Rodungssaison zum Opfer gefallen sind.

Was für ein beeindruckender Spaziergang, die 32. monatliche Führung im immer noch wunderbaren Hambacher Wald, der jetzt kurz vor der endgültigen Vernichtung steht. Rodungsarbeiten in Höchstgeschwindigkeit. Während der Klimakonferenz in Marrakesch. Wie passt das zusammen? Das fragen sich immer mehr Menschen im Rheinland und weit darüber hinaus.

Und wir machen weiter mit den monatlichen Führungen. Dazu all die Exkursionen, die privat gebucht werden, Schulklassen, Lehrerkollegien, Betriebe, kirchliche Einrichtungen, Umweltverbände, Kindergärten...

Sagenhafte 5209 Menschen waren bisher mit uns im Hambacher Wald unterwegs. Und es werden immer mehr, die Bilder des Infernos sind beste Werbung, die Lügen der RWE-Pressestelle und der Security-Dienste tun das Übrige...

Danke an alle Besucher. Danke auch für das Unterschreiben der online-Petition [1]. Bitte weiterleiten, bekannt machen, über alle denkbaren Verteiler in die Welt tragen...

Danke an die Aktiven im Wald und auf der Wiese. Die durch ihre Offenheit, ihre Konsequenz, ihren persönlichen Einsatz für das gemeinsame Ziel kämpfen.

Danke an Alle, die beim Organisieren der immer größeren Führung helfen, die Buirer, Antje, Andreas, Eva, Sebastian, Kolja..., viele mehr, Ihr seid ein tolles Team.

Danke an die Sängerinnen von Charivari aus Aachen, die an der Rodungskante berührend für und mit uns gesungen haben.

Danke an ExtraTours aus Köln, die mit einem komplett gefüllten Bus zur Führung kamen. In den kommenden Monaten auch? Bitte...

Danke an die Presse, die heute ganz anders berichtet, als es noch vor Jahren denkbar gewesen wäre und nicht mehr nur kritiklos alles kopiert, was von RWE und Teilen der Politik und der Gewerkschaften kommt.

Danke an Gudrun und Verena und all die PolitikerInnen, die gegen viele Widerstände oft auch in den eigenen Parteien für ein Umdenken und für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen kämpfen.

Danke auch an die Grünen, die am vergangenen Wochenende einen Kohleausstieg bis 2025(!) in das kommende Wahlprogramm aufgenommen haben.

Danke an die Freunde vom Motorradclub Kuhle Wampe, die angekündigt haben, jetzt öfter zu kommen.

Danke an Karin de Miguel für ihren Film, der von nun an 5 Jahre lang in der WDR-Mediathek [2] zu finden sein wird.

Und nicht zuletzt Danke auch an RWE. Was wir oft vermutet hatten, aber nicht beweisen konnten, haben wir nun live und mit mehr als 300 Zeugen erlebt. Es wurde während der Führung von RWE bzw. der beauftragten Security-Firma die Falschmeldung verbreitet, ca. 50 Menschen würden das Tagebau-Gelände stürmen. Meine Frage dazu: RWE, geht es Euch wirklich so schlecht und habt Ihr so wenige stichhaltige Argumente, dass Ihr meint, dass es nur noch mit solchen Horror-Meldungen geht? Braucht Ihr zum Überleben das ewige Bild von Gewalt, vom kriminellen Widerstand? Und es stellt sich die Frage: Was ist eigentlich an den vermeldeten Vorfällen, Gewaltakten, vermeintlichen Anschlägen aus den letzten Monaten? Auch zum Teil erfundene Geschichten, Falschmeldungen, Fakes? Wer einmal lügt... Das Gute daran, bessere Werbung für die nächsten Waldspaziergänge kann es gar nicht geben.

So machen wir also weiter, am 11. Dezember, 15. Januar, 19. Februar, 19. März, 23. April, 14. Mai... bis zum Ende der Rodungssaison immer in ROT, mit dem Appell STOPPT DIE RODUNGSSAISON 2016/2017. Nehmt die alte A4 als Rote Linie. Rettet den Rest des Hambacher Waldes!

Danke für die Unterstützung, wir werden immer mehr,

mit kämpferischen Grüßen aus Aachen,
Eva und Michael



Anmerkungen:
[1] https://weact.campact.de/petitions/hambacher-wald-retten-klimaziele-realisieren-1
[2] http://www1.wdr.de/fernsehen/tag-sieben/sendungen/hambacher-forst-protest-rwe-braunkohle-100.html

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Quelle:
Michael Zobel, 16. November 2016
E-Mail: info@zobel-natur.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2016

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