Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → TICKER


WALD/413: Hambacher Forst - steter Gang am Wald entlang ... (Michael Zobel)


10. Mai 2020 - für Mutter Erde - 6 Jahre Waldspaziergang im und am Hambacher Wald

von Michael Zobel, 29. April 2020


Liebe Wald- und Naturschützer*innen, Pressevertreter*innen, Mitmenschen...

Sonntag, 10. Mai 2020, Muttertag, Wald statt Kohle, 73 Monate Sonntagsspaziergang im und am Hambacher Wald - das Jubiläum... natürlich corona-kompatibel

Seit sechs Jahren unterwegs, 73 Monate, knapp 60000 Menschen...

Wir machen weiter, es ist nötiger denn je.

Auch in den Dörfern, die immer noch von der Zerstörung bedroht sind.
https://twitter.com/AlleDoerfer

Die Corona-Krise ist bald vorbei, die Klimakrise nicht.

Wir werden am 10. Mai am Hambacher Wald sein, ein Zeichen setzen, vor Ort demonstrieren. Für den Schutz der Lebensgrundlagen weltweit. Gegen ein "weiter so" nach Corona.

Virtuell geht nicht noch einmal, die dramatische Dürre ist nicht virtuell, auch nicht die Wald- und Moorbrände, die Klimakatastrophe, die Zerstörung von Wald und Dörfern, die Vertreibung von Menschen und das Ausradieren von Heimat. All das geht täglich weiter, gegen jede Vernunft.

Die Bagger stehen vor Keyenberg, es wird um den Hambacher Wald herum gebaggert, es werden weiterhin unumkehrbare Tatsachen geschaffen, obwohl Kraftwerke und Wirtschaft heruntergefahren werden und eine neue Leitentscheidung angekündigt ist.

Für den 10. Mai ist eine Veranstaltung bei den zuständigen Behörden angemeldet, eine erste Antwort ist da. Man wartet noch ab, wie die genehmigungsrechtliche Lage im Mai sein wird:

Bis zum 03.05.2020 sind Versammlungen nach § 11 Abs. 1 der Coronaschutzverordnung generell untersagt, soweit nicht eine Ausnahmegenehmigung der zuständigen Kommune nach § 11 Abs. 3 der Coronaschutzverordnung erteilt wird. Derzeit ist nicht absehbar, wie die Rechtslage diesbezüglich am 10.05.2020 ausgestaltet sein wird. Daher bitte ich um Verständnis, dass hier derzeit noch keine abschließende Entscheidung getroffen werden kann.

Mehr zu den aktuellen Entwicklungen rund um den 10. Mai auf meiner Webseite www.naturfuehrung.com

Nein, wir werden nicht stillschweigend zusehen, wie unsere Lebensgrundlagen weiter rücksichtslos zerstört werden, einzig und allein für die kurzfristigen Profitinteressen eines Konzerns, der immer noch nicht die Zeichen der Zeit und den Ernst der Lage verstanden hat.

• Gegen alle Beteuerungen stirbt der Hambacher Wald, ihm wird im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser abgegraben. Unter den Augen und mit stillschweigender Billigung von Landesregierung und Behörden wird der Bürgewald zerstört, trockengelegt und stirbt einen langsamen Tod. Etwas anderes zu behaupten, siehe Herr Schmitz oder Herr Laschet, zeugt nicht von besonderer Sachkenntnis.

• Not tut ein sofortiger Stopp der Bagger auf den oberen Sohlen, eine massive Bewässerung des Waldes, eine umgehende Aufforstung der verbliebenen Flächen rund um den Hambacher Wald und auf der ehemaligen A4-Trasse, ein konsequenter Rückbau der verdichteten Fahrwege im Restwald, eine Vernetzung der noch verbliebenen Waldgebiete in der Umgebung, Merzenicher Erbwald, Steinheide, Dickbusch...

• Wer es wirklich ernst meint mit der Erhaltung des Hambacher Waldes muss dafür sorgen, dass die Flächen umgehend in Besitz der öffentlichen Hand kommen.

• Wer es wirklich ernst meint mit dem Schutz des Klimas und dem Kohleausstieg, muss die Bagger von RWE stoppen. Und muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass es keinen überzeugenden Grund mehr gibt, Wald und Dörfer und wertvollste landwirtschaftliche Flächen unwiderbringlich zu vernichten. Die angeblich noch benötigten Kohlemengen könnten gefördert werden, ohne ein einziges weiteres Dorf auszuradieren.

• Wer all das nicht tut und stattdessen weiter den jahrzehntealten NRWE-Klüngel pflegt und die aberwitzigen Tagebauplanungen und Berechnungen von RWE willfährig abnickt, der hat von der Dramatik der Lage nichts verstanden.

Herr Laschet, Herr Schmitz, Herr Pinkwart, Herr Altmeier, wir werden nicht ruhen, bis der letzte Kohlebagger steht, bis das letzte Kohlekraftwerk abgeschaltet ist.

Vielleicht ist die momentane Krise eine Chance, die so schnell nicht wiederkommt. Die Chance, unsere wirklichen Bedürfnisse zu spüren, die Chance für ein grundsätzlich anderes Wirtschaften, die Chance für einen anderen Umgang miteinander, für weltweite Solidarität...

Lasst uns diese Chance nutzen, raus aus der Sackgasse Wirtschaftswachstum um jeden Preis...

Und deshalb: hinaus zum 10. Mai, hinaus zum Muttertag, natürlich corona-kompatibel...

Sonntag, 10. Mai 2020, Muttertag, Wald statt Kohle, 73 Monate Sonntagsspaziergang im und am Hambacher Wald - das Jubiläum...

wann, wo, wie, all das entscheidet sich in Kürze, wir halten alle Interessenten und die Presse auf dem Laufenden.

Mehr Informationen zu aktuellen und kommenden Terminen auf meiner Webseite www.naturfuehrung.com

Zum Schluss noch ein paar kluge Sätze von Wolfgang Schäuble:

"Wir werden mit den klassischen Mitteln umso weniger anfangen können, je länger die Krise dauert". Es werde zu strukturellen Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik kommen. "Noch immer ist nicht nur die Pandemie das größte Problem, sondern der Klimawandel, der Verlust an Artenvielfalt - all die Schäden, die wir Menschen und vor allem wir Europäer durch Übermaß der Natur antun", betonte der Parlamentspräsident und warnte: "Hoffentlich werden uns nicht wieder nur Abwrackprämien einfallen, die es der Industrie ermöglichen, weiterzumachen wie bisher."

Bis bald im Wald, in den Dörfern oder wo auch immer,

Eva Töller, Michael Zobel, Antje Grothus, Todde Kemmerich und viele Unterstützer*innen

*

Quelle:
Michael Zobel, 29. April 2020
Naturführer und Waldpädagoge
E-Mail: info@zobel-natur.de
Internet: www.naturfuehrung.com


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2020

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang