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INITIATIVE/128: Aktion "Meeresschutz fängt im Binnenland an" mit Laborschiff Reinwasser (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 20. Juli 2011

Aktion "Meeresschutz fängt im Binnenland an" mit dem Labor- und Informationsschiff REINWASSER


(Geldern, 20.07.2011) Im August wird der VSR-Gewässerschutz mit seinem Laborschiff REINWASSER auf der Ems unterwegs sein. In verschiedenen Städten wollen die Gewässerschützer Bürger, Politiker und Landwirte informieren und mit ihnen diskutieren, wie die Nitratbelastungen der Nordsee, die ihre Quellen im Binnenland haben, reduziert werden können. Die Aktion "Meeresschutz fängt im Binnenland an" des VSR-Gewässerschutz e.V, der Mitglied im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ist, soll den Zusammenhang zwischen der industriellen Landwirtschaft im Einzugsgebiet der Ems und ihre Auswirkungen auf die Nordsee verdeutlichen. Um die Belastung zu Reduzieren ist dringend ein Umdenken notwendig.

Die Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der Europäischen Union von 2008 (MSRL) sieht unter anderem vor, dass bis 2020 die Stoffeinträge schrittweise vermindert werden, die zu einer nachteiligen Auswirkung auf die Meeressysteme und die biologische Vielfalt führen. Das Gesetz zur Umsetzung dieser Richtlinie wurde Anfang Juli endlich im deutschen Bundestag verabschiedet. Nun müssen die zuständigen Bundesländer Maßnahmen ergreifen, um die gesetzlichen Vorgaben zeitgerecht umzusetzen. Für die Ems betrifft dies Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Vor allem der küstennahe Bereich der Nordsee ist eutrophiert. Die Hauptursache ist die Stickstofffracht der deutschen Flüssen. Die hohen Nährstoffeinträge in die Nordsee verursachen an den Stränden starke Algenentwicklungen, Wassertrübung und Schaumbildung. Die Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz im Dezember 2009 bestätigte, dass die Ems die Übergangs- und Küstengewässer im niederländisch-deutschen Grenzgebiet mit erheblichen Mengen Stickstoffen belastet. Um eine Abnahme der Eutrophierung zu erreichen, ist vor allem eine weitere Reduktion der Einträge anzustreben. Seit 1987 haben sich die Belastungen aus den kommunalen Kläranlagen in die Flüsse stark verringert, bei den diffusen Einträgen hat sich dagegen nur eine sehr geringfügige Reduktion ergeben.

Im Emseinzugsgebiet kommen nach Angaben des Umweltbundesamt 90% der Stickstoffeinträge aus diffusen Quellen wie z.B Grundwasser, Drainagewasser, Erosion, Oberflächenabfluss. Diese Nährstoffzuflüsse sind besonders hoch wo große Tierbestände gehalten werden. Insbesondere die Nitratauswaschung durch zu hohe Güllemengen bzw. durch Gülleaufbringung zu Zeiten, in denen diese Nährstoffe von den Pflanzen nicht aufgenommen werden, belastet das Grundwasser extrem. Die Messungen des VSR-Gewässerschutzes bestätigten regelmäßig die hohen Belastungen gerade in den Regionen mit vielen Massentierhaltungen. Umso kritischer wird die Situation, wenn weitere Betriebe in der Region genehmigt werden. Dadurch ist mit einer Steigerung der Nitratauswaschung ins Grundwasser und somit höheren Belastung der Ems zu rechnen. Auf diese Weise können die Forderungen der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie nicht umgesetzt werden.

Massentierhaltungen verfügen über viel Gülle aber zu wenig eigene Flächen. Der Zukauf von billigem Importfuttermittel führt zu einer Vergrößerung der Tierbestände. Es werden Stickstoffe aus aller Welt importiert, die dann aber auf den landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland entsorgt werden müssen und unser Grundwasser belasten. Diese Betriebe kostet die ordnungsgemäße Verwertung überschüssiger Gülle daher viel Geld. In Regionen mit hoher Viehdichte und teuren Pachtpreisen wird diese oft bereits über Güllebörsen abgeben. Doch auch der Transport über große Entfernungen ist sehr teuer und betriebswirtschaftlich unsinnig. So besteht immer die Gefahr, dass auf den eigenen Flächen eine zu große Güllemenge entsorgt wird. Der Ausbau der Biogasanlagen wird dieses Problem auch nicht lösen. Da Gülle nur einen geringen Energiewert besitzt, wird es in Biogasanlagen nur ungern zur Energiegewinnung herangezogen. Energiepflanzen wie Mais werden vorgezogen. Aus diesem Grunde ist der Anbau von Energiepflanzen in den letzten Jahren extrem in die Höhe geschossen. Es wird immer mehr Grünland in Ackerflächen verwandelt, um diese anzubauen. Nach einem Grünlandumbruch werden innerhalb weniger Jahre große Mengen des in der Grasnarbe gespeicherten Bodenstickstoffes mineralisiert und ausgewaschen, da die Nitratfreisetzung in der Regel weit über dem Stickstoffentzug der angebauten Pflanzen liegt. Auf diese Weise entstehen extrem hohe Nitratkonzentrationen im neu gebildeten Grundwasser. Auf den entstandenen Ackerflächen wird häufig Mais angebaut, der besonders hohe Güllemengen toleriert, aber auch wegen seines späten Wachstums - die Felder liegen lange brach - zu einer extrem hohen Nitratauswaschung ins Grundwasser beiträgt.

Die Stickstoffe fließen dann über die Nebenflüsse via Ems in die Nordsee. Damit der schwierige Weg der Reduzierung der Nitratbelastung glückt, wäre es wünschenswert, dass sich sowohl die Umweltverbände und -initiativen, Bürger, Politiker als auch Landwirte mit einbringen. Hierzu möchte der VSR-Gewässerschutz mit seiner Aktion einen Beitrag liefern.

Geldern, den 20. Juli 2011


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Quelle:
Pressemitteilung vom 20.07.2011
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Tel.: 02831/980281, Fax: 02831/976526
E-Mail: VSR-Information@VSR-Gewaesserschutz.de
Internet: www.VSR-Gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juli 2011