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MESSUNG/056: Ergebnisse der Oder-Messfahrt bestätigen, Auen verringern Nitratbelastung (VSR)


VSR-Gewässerschutz e.V. - 10. Februar 2011

Ergebnisse der Oder - Messfahrt bestätigen: Auen führen zur Verringerung der Nitratbelastung


Im Oktober 2010 führte der VSR-Gewässerschutz eine Messfahrt an der Oder von Polecko bis Gryfino (Greifenhagen) durch. Bis Hohenwutzen lag die Nitratkonzentration weitgehend unverändert im Bereich um 11 Milligramm pro Liter. Erst ab Schwedt kam es zu einer Verringerung der Nitratkonzentration. Dies überrascht im ersten Moment, da der VSR-Gewässerschutz im Schwedter Raum sehr hohe Nitratkonzentrationen im Grundwasser festgestellt hat. So lag die Nitratbelastung im oberflächennahen Grundwasser in einem Drittel der untersuchten Proben oberhalb von 50 Milligramm pro Liter. Spitzenwerte in Criewen und Schwedt lagen sogar über 120 Milligramm. Dieses stark belastete Grundwasser sickert der Oder und ihren Nebenbächen zu und verursacht einen hohen Nitrateintrag. Dass die Nitratwerte im Oderwasser trotzdem sinken, liegt am Nationalpark Unteres Odertal. Hier wurde ein hoher Anteil der ursprünglichen Auen erhalten. Diese wirken als natürliche biologische Kläranlagen, die die Nährstoffe dem Oderwasser entnehmen. Die teilweise noch intakten Auen führen dazu, dass das Stettiner Haff durch die Oder mit weniger Nährstoffen belastet wird.

Trotzdem transportiert die Oder mit 9,3 Milligramm Nitrat pro Liter in Gryfino noch zu viel Nitrat in Richtung Stettiner Haff. Da es bis auf drei schmale Arme vollständig von Land umschlossen ist, kommt es durch die Belastung der Oder zur starken Eutrophierung. Während das Oderwasser sich durch das Haff bewegt werden ihm Nährstoffe entzogen. Ausgeprägte Algenblüten, abnehmende Sichttiefe und zeitweisen Sauerstoffmangelsituationen sind in so einem inneren Küstengewässer die Folge. Auch belastet das Oderwasser trotz der Verzögerung und des Nährstoffentzuges im Haff letztendlich immer noch die Pommersche Bucht. Erst letztes Sommer bedeckte ein riesiger Algenteppich zwischen Finnland und der Pommerschen Bucht einen Teil der Ostsee. Sterben die Algen ab, wird besonders viel Sauerstoff verbraucht und giftiger Schwefelwasserstoff gebildet, der allen Organismen am Ostseegrund schadet. Die Oder trägt zusammen mit den anderen Flüssen die in der Ostsee münden erheblich dazu bei.

Ursache für die hohe Nährstofffracht der Oder sind letztendllich die Einträge im gesamten Odereinzugsgebiet. Hier muss dringend der Nitrateintrag aus der Landwirtschaft über das Grund- und Drainwasser reduziert werden. Gerade in Gebieten, die künstlich trocken gelegt werden und in denen die Auen weichen mussten, wird durch das Drainagewasser viel Nitrat in die Oder eingetragen. Hierbei handelt es sich oft um Sickerwasser aus landwirtschaftlichen Flächen, die zum Teil sehr intensiv bewirtschaftet werden und dadurch eine hohe Auswaschung von Nitraten zur Folge haben. Im deutschen Odereinzugsgebiet macht der Nitrateintrag über die Drainagen ca. 30% aus.

Der VSR-Gewässerschutz fordert daher, dass die Auengebiete an der Oder ausgedehnt werden. Gerade im Bereich des Oderbruches müssen Teilbereiche wieder reaktiviert werden. Dies würde nicht nur die Nährstoffbelastung des Stettiner Haffs und der Ostsee verringern, sondern auch dem Hochwasserschutz dienen.

Geldern, im Februar 2011

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Pressesprecher

Weitere Infos über unsere Arbeit können Sie auch unserer Web.Seite www.VSR-Gewaesserschutz.de entnehmen.

Messergebnisse der Oder im Oktober 2010
Ort
Nitratkonzentration
Poleck
Frankfurt
Küstrin
Hohenwutzen
Schwedt
Gryfino
11,1 mg/l
10,7 mg/l
11,7 mg/l
11,8 mg/l
10,2 mg/l
9,3 mg/l

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Quelle:
Pressemitteilung vom 10.02.2011
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
www.vsr-gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2011