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NUTZUNG/194: "Der Griff zur Flasche" - Warum ist Flaschenwasser hip? (BBU AK Wasser)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 902 vom 26. Oktober 2008 28. Jahrgang

Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

"Der Griff zur Flasche" - Warum ist Flaschenwasser hip?


Flaschenwasser ist auf Wachstumskurs. Wer eine Wasserflasche bei sich trägt, tut das meist nicht nur aus praktischem Grund (man könnte ja annehmen eine Fahrt mit der Straßenbahn sei ohne Trinkwasserration durchaus machbar). Nein, Wasser ist mittlerweile ein Lifestyleprodukt. Die Zeiten in denen Cola, Apfelschorle & Co. hippe Jugendlichkeit ausstrahlten sind vorbei. Leute "die Qualm, Schnaps, Pfunden und dem Altwerden den Kampf angesagt haben" greifen mittlerweile zur Wasserflasche. Frisch, fit, gesund, glücklich und jung seien Ihre Trinker, vermittelt die PET-Flasche die aus ihrer Tasche lugt. Favorisieren die meisten Konsumenten immer noch die sprudelige Variante, sind stille und aromatisierte Wässer im Kommen. Aber was macht den Griff zur Flasche unter Deutschen so beliebt? Man könnte annehmen, dass Leute sich mit dem Wasser aus dem Hahn bedienen, welches im Bundesdurchschnitt 2007 1,80 Euro pro 1.000 Liter kostete und das am gründlichsten überwachte Lebensmittel im Land ist. Im selben Jahr importierte Deutschland 1,1 Milliarden Liter Mineralwasser, aus Frankreich, den Niederlanden, Italien und Luxemburg. Aber auch Exoten wie Iran, Taiwan, Saudi-Arabien, Südafrika und Brasilien verkaufen das teure Nass nach Deutschland. Global gesehen ist das Trendgetränk ebenfalls auf dem Vormarsch: Coca-Cola, Danone, Nestlé, PepsiCo, Unilever und andere Global Player kämpfen um Marktanteile auf internationaler Ebene. Einen gesundheitlichen Mehrwert von Mineralwasser gäbe es nicht, so ein Mitglied des wissenschaftlichen Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, da der tägliche Mineralstoffbedarf vor allem durch feste Nahrung gedeckt würde. Auch Wässer mit hohem Sauerstoffgehalt seien überflüssig "Wir brauchen nicht den Darm, um uns mit Sauerstoff zu versorgen. Das schafft die Lunge ohne Probleme allein", so der Experte. Betrachtet man das Ganze von einem ökologischen Standpunkt macht der Konsum von abgepacktem Wasser noch weniger Sinn: Der Energieaufwand ist enorm. Die 31 Milliarden Liter Flaschenwasser, die 2006 in den USA konsumiert wurden, waren meist in Plastikflaschen abgefüllt. Allein für die Produktion der PET-Flaschen wurden 17 Millionen Barrel Öl verbraucht. 2,5 Millionen Tonnen CO2 wurden durch Flaschenwasser in die Atmosphäre gepustet und pro Liter Nass aus der Flasche werden 3 Liter Wasser zur Produktion verbraucht. Dazu kommt noch die zusätzliche Umweltbelastung durch den Transport der Flaschen. Es bleibt die Frage, was eine gekaufte Flasche Wasser nun attraktiver als eine Karaffe mit Wasser aus dem Hahn macht. - Vielleicht ist die Werbung einfach besser. -er-


"Das Parlament" mit lesenswerter Schwerpunktausgabe zum Wasser

"Flaschenwasser" ist nur eines von vielen Themen, das in der "Wasserausgabe" der Zeitung "Das Parlament" Nr. 32/2008 zu finden ist. Den Artikel "Der Griff zur Flasche" sowie der nachfolgend zusammengefasste Aufsatz "Ein Meer aus Plastik" jeweils in ganzer Länge und zahlreiche weitere Aufsätze von der "Wasserprivatisierung" bis zum Bau fragwürdiger Großstaudämme findet Ihr auch im Internet unter: http://www.das-parlament.de/2008/32/index.html


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 902/2008
Herausgeber:
Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband
Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2009