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SCHADSTOFFE/049: Umweltgängiges Gestagen verursacht Sterilität von Fröschen (Universität Uppsala)


Universität Uppsala - Pressemitteilung vom 16. Februar 2011

Unfruchtbarkeit bei Fröschen kann durch in die Umwelt eingetragenes Arzneimittel Gestagen verursacht werden


Auf Gestagen, eine Art Arzneiwirkstoff, der in die Umwelt gelangt, scheinen Frösche besonders empfindlich zu reagieren. Weibliche Kaulquappen, die in Wasser leben, in dem sich ein bestimmtes Gestagen, das Levonorgestrel, befindet, entwickeln deformierte Eierstöcke und Eileiter bis hin zur Unfruchtbarkeit im erwachsenen Stadium. Dies beschreibt eine neue Studie der Universität Uppsala, die heute in dem Wissenschaftsjournal "Aquatic Toxicology" veröffentlicht wurde.

Viele der Arzneistoffe, die Menschen zu sich nehmen, werden über die Abwassersysteme wieder in die Umwelt entlassen. Gestagene sind Hormonpräparate, die in Kontrazeptiva [Verhütungsmitteln Amm. d. Übers.], in Krebstherapeutika wie in Hormonersatztherapeutika bei Wechseljahrsbeschwerden vorkommen können. Verschiedene Gestagene konnten schon in den Fließgewässern von mehreren Ländern identifiziert werden. Die Lehrbeauftragte im Range eines "Associate Professor", Cecilia Berg, und die Doktorandin Moa Kvarnryd vom Department of Environmental Toxicology [Institut für Umwelttoxikologie Amm. d. Übers.] an der Universität Uppsala konnten zeigen, daß weibliche Frösche durch Levonorgestrel in kaum höheren Konzentrationen, als sie in der Umwelt nachweisbar sind, steril werden. Die Forschungsgruppe gehört zu MistraPharma, einem der weltweit größten Forschungs-Netzwerke, die sich auf pharmazeutische Wirkstoffe in der Umwelt konzentrieren.

"Diese Ergebnisse sind ein erster relevanter Beweis dafür, daß Gestagen in der Umwelt eine schädigende Wirkung auf Frösche hat," sagt Cecilia Berg.

Von weiblichen Kaulquappen, die sich in Wasser aufhielten, das niedrige Konzentrationen von Levonorgestrel enthielt, wiesen anschließend ein größerer Anteil unausgereifte Eizellen in den Eierstöcken sowie fehlende Eileiter auf, was in beiden Fällen Unfruchtbarkeit zur Folge hat. Der Afrikanische Krallenfrosch (Xenopus tropicalis) [hierzulande meist Tropischer Krallenfrosch genannt, Anm. d. Übers.] wurde dabei als Beispiel-Organismus verwendet. Schon in der Kaulquappenphase beginnt die Entwicklung der Geschlechtsorgane des Frosches. Dieser Prozeß wird durch das Hormonsystem gesteuert. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, wie wichtig es ist, die Wirkung von Arzneimitteln auf die Tiere unserer Umwelt zu untersuchen, und das ist auch ein Ziel des MistraPharma-Networks.

"Unsere Untersuchungen haben gezeigt, daß auch andere Arzneimittel als Östrogen Wassertiere dauerhaft schädigen können, wenn diese damit in frühen Phasen ihrer Entwicklung in Berührung kommen", erklärt Cecila Berg.

Anneli Waara


Für weitere Informationen und Rückfragen:

Cecilia Berg (associate professor)
Tel.: 0046-18-471 26 21 oder 0046-73-045 92 46
E-Mail: Cecilia.Berg@ebc.uu.se

Link zum Abstract des Original-Artikels in Aquatic Toxicology: doi:10.1016/j.aquatox.2011.02.003

http://www.sciencedirect.com/science?_ob=ArticleURL&_udi=B6T4G-525YP0W-2&_user=651519&_coverDate=02%2F15%2F2011&_alid=1643507973&_rdoc=6&_fmt=high&_orig=search&_origin=search&_zone=rslt_list_item&_cdi=4974&_sort=r&_st=13&_docanchor=&view=c&_ct=6&_acct=C000035158&_version=1&_urlVersion=0&_userid=651519&md5=feb3f81f8721bfa9ebb76f70b4c98eba&searchtype=a

Link zur Original-Pressemitteilung
http://www.uu.se/news/news_item.php?typ=pm&id=1302


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Quelle:
Pressemitteilung, 16.02.2011
Universität Uppsala
Olofsgatan 10B, Box 256
751 05 Uppsala, Schweden
Internet: www.pcr.uu.se
mit freundlicher Genehmigung der Universität Uppsala
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Februar 2010