BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 1114, vom 24. Aug. 2017, 36. Jahrgang
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)
Wasser 4.0 - energieeffiziente Pumpwerke und Belüftungsaggregate
"Wasser 4.0" ist DAS Schlagwort, wenn es um die Digitalisierung und um
die intelligente Vernetzung in der Wasserwirtschaft geht. Was Wasser-
und Abwasserwerker schon immer gemacht haben, bekommt jetzt mit "Smart
Water" und "Wasser 4.0" ein neues und hippes Label. Pumpwerke und
Belüftungsaggregate möglichst energieeffizient auszulegen, war schon
immer angesagt. Mit Hilfe der Digitalisierung gelingt das vielleicht
ein bisschen besser und systematischer als ohne Digitalisierung. Wie
man Belüftungsaggregate auf höchste Energieeffizienz trimmen kann,
beschreibt der Pumpenhersteller Aerzener Maschinenfabrik GmbH unter
der Überschrift "Ganzheitliche Lösung auf dem Weg zu Wasser 4.0" in
der WASSERWIRTSCHAFT-WASSERTECHNIK 6/2017, Seite 38. Am Anfang steht
der Energiecheck, bei dem nicht nur die Energieverbräuche, sondern
auch Arbeitsdrücke und Betriebstemperaturen ausgelesen werden:
"Oftmals stellt sich bei der Erfassung der Daten heraus, dass die
eingesetzten Maschinen zu groß ausgelegt sind und in energetisch
ungünstigen Betriebspunkten laufen. Auch die eingesetzte
Gebläsetechnik ist in die Jahre gekommen."
Aufgrund der dokumentierten Lastgänge kann anschließend "die energetisch sinnvollste Maschinenkombination" ermittelt werden. Aerzner weist darauf hin, dass für die Konzepterstellung in manchen Bundesländern ein Zuschuss von bis zu 50 Prozent der Kosten winkt. Für die Investkosten kann sogar ein Zuschuss von bis zu 90 Prozent beantragt werden. Weitere Auskunft zu den länderspezifischen Zuschussprogrammen und wie man den installierten Maschinenpark "ganz nah am theoretisch höchsten Wirkungsgrad" fahren kann, gibt es auf www.aerzen.com
Die modernistische Begrifflichkeit "Wasser 4.0" wird derzeit auch
inflationär allen Anstrengungen übergestülpt, mit denen versucht wird,
im Kanalnetz einer Großstadt eine integrierte Abflusssteuerung
hinzubekommen. Damit soll prioritär das Anspringen der
Mischwasserentlastungen minimiert werden. Wie man das macht, schildert
PAUL ENGELKE unter der Überschrift "Echtzeitgesteuerte Bewirtschaftung
der Gewässer in A˚rhus" in der WASSERWIRTSCHAFT-WASSERTECHNIK
6/2017, S. 27-31. In der drittgrößten dänischen Kommune (300.000
EinwohnerInnen), die im Jahr 2017 auch als europäische
Kulturhauptstadt fungiert, haben bislang die Mischwasserentlastungen
aus der Kanalisation und die Regenwassereinleitungen das Baden in den
städtischen Gewässern zu einer mikrobiologischen Herausforderung
werden lassen. Mittels einer Vielzahl von Sensoren und einer
intelligenten Bewirtschaftung des Speicherraums in der Kanalisation
sowie durch die Prognose der zu erwartenden Niederschläge und
Regenwasserabflüsse hat man jetzt erreicht, dass die
Mischwasserkanalisation höchstens noch alle zwei Jahre entlastet. Die
Simulation der Kanalabflüsse hat es ermöglicht, "die zu bauenden
Rückhaltevolumina möglichst minimal" auszuführen, aber "maximal"
auszulasten. Zudem wird durch die smarte Steuerung der Abflüsse in der
Kanalisation gewährleistet,
"dass über einen statistischen Durchschnittszeitraum von 4 Jahren in
95% der Zeit eine ausreichende Badewasserqualität erreicht wird." Dazu
trägt auch bei, dass das gereinigte Abwasser aus den beiden
städtischen Kläranlagen vor der Einleitung in Fluss A˚rhus
desinfiziert wird.
Weitere Auskunft zur echtzeitgesteuerten
Bewirtschaftung des Kanalystems
in A˚rhus gibt es bei
Dr. Ing. Paul Engelke
DHI WASY GmbH, Berlin
E-Mail: peng[at]dhigroup.com
Der praktisch identische Aufsatz findet sich - trotz des Exklusivitätsanspruchs der Fachzeitschriften - unter der Überschrift "Gute Badegewässerqualität durch Echtzeitsteuerung von Kanalnetz, Oberflächengewässern und Kläranlagen in A˚rhus (Dänemark)" auch in der gwf/Wasser-Abwasser 6/2017, S. 26-31.
Der US-Wassersektor wird bis 2026 über 20 Mrd. Dollar in IT-Lösungen investieren. 82 Prozent dieser Investmittel sollen in die Anschaffung von "intelligenten Wasserzählern" fließen, berichtete EUWID WASSER UND ABWASSER in seiner Ausgabe 20-2017 auf S. 16. Referiert wird eine Studie des US-Marktforschungsunternehmens Bluefild Research zur Entwicklung von Smart Water in den USA. Smart Meter können dabei behilflich sein, Leckagen und sonstige Auffälligkeiten im Netz frühzeitig zu erkennen (s. zur Installierung von "intelligenten Zählern" in Lyon durch VEOLIA im RUNDBR. 1031/4).
Soweit "schlaue Wasserzähler" aber nicht nur im Versorgungsnetz, sondern auch in den einzelnen Haushalten eingebaut werden, sind sie Grundlage dafür, dass Wasserversorger und/oder Ablesedienste ("Submetering-Dienstleister" - s. 1099/1) in das Big Data-Geschäft einsteigen können. Lt. Euwid sollen sich bereits "Start-up-Unternehmen in Position gebracht" haben, die bei der Auswertung der Wasserverbrauchsdaten "ihre Datenkompetenz aus anderen Branchenanwendungen nutzen können".
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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1114
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU
veröffentlicht im Schattenblick zum 12. September 2017
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