Schattenblick →INFOPOOL →UNTERHALTUNG → KOCHEN

MÄRCHENKOCH - EIER/001: Pilztorte mit Schlagsahne (SB)


DAS WICHTELSÄCKLEIN


Es war einmal ein kleiner Junge mit Namen Peter, dem war die Mutter gestorben. Sein Vater hatte im Jahr darauf eine andere zur Frau genommen, so daß er eine Stiefmutter bekam. Die Stiefmutter aber brachte einen Sohn mit in die Ehe, den sie vorzog, wo sich nur die Gelegenheit bot. Damit es ihr Gemahl nicht merken sollte, legte sie Peter bei Tisch immer die besten Bissen auf den Teller. Aber wenn der Vater sich abwandte, pickte sie mit der Gabel wieselflink alles wieder von Peters Teller herunter und gab es ihrem eigenen Sohn. So kam es, daß Peter des Abends oftmals hungrig in seinem Bett lag und ihm vor Verzweiflung dicke Tränen über die Wangen auf das Kopfkissen rollten.


*


Eines Nachts, als er wieder vor Hunger keinen Schlaf finden konnte, gewahrte er plötzlich im geöffneten Fenster ein kleines Lichtlein, das munter auf und niederschwebte. Das wird ein Glühwürmchen sein, dachte Peter und freute sich, weil er nun nicht mehr so allein war. Da vernahm er eine feine Stimme, die zu ihm sprach: "Kleiner Peter, steh geschwind auf, wirf dir dein Jäckchen um und folge mir geschwind. Du sollst es nicht bereuen!" Peter tat, wie ihm geheißen und folgte dem Glühwürmchen hinaus und immer tiefer in den nahen Wald hinein.

Als sie endlich an einen Hügel gelangt waren, verschwand das Glühwürmchen in einem Mauseloch und Peter meinte schon, nun ganz allein im finsteren Wald zu stehen. Doch da öffnete sich in dem Hügel eine Tür und ein Wichtelmann winkte ihm zu, er möge eintreten. Drinnen war es wohlig warm wie in einer geheizten Stube und ein gedeckter Tisch stand in der Mitte, an dem sollte Peter sich niederlassen.

Bald hernach kam die Wichtelköchin mit einer riesigen Pilztorte herein, von der frisch geschlagene Sahne nach allen Seiten heruntertroff. Sie stellte die Torte vor Peter hin, dem das Wasser im Munde zusammenlief. Aber er erkundigte sich zuerst nach dem Glühwürmchen, ob es auch seinen Teil bekäme, denn schließlich war es ja sein Weggefährte und verdiente nicht, daß man es vergaß. Nachdem die Wichtel ihm versichert hatten, daß das Glühwürmchen gut versorgt war, rückte der kleine Peter der Pilztorte tüchtig zu Leibe. Auch wenn er nicht gar so hungrig gewesen wäre, hätte er bestimmt alles aufgegessen, denn noch nie im Leben hatte ihm etwas so gut geschmeckt. Als er fertig war, bedankte er sich herzlich bei den Wichtelleuten und vergaß auch nicht, die Kunst der Wichtelköchin zu loben.

Weil das kleine Volk ihn gut leiden konnte, schenkte es ihm zum Abschied ein Säcklein, mit dem es seine besondere Bewandtnis hatte. Sobald er die Hand in das Säckchen steckte, lag etwas zu Essen darin, so daß er nie mehr Hunger zu leiden brauchte, solange er es bei sich trug. Er wurde aber ermahnt, niemals einen anderen in das Säcklein greifen zu lassen, denn manch einem konnte das zum Unglück gereichen. Peter versprach es und bald darauf erschien das Glühwürmchen und brachte ihn nach Hause zurück.


*


Tags darauf, als Peter wieder hungrig war, ging er hinaus in den Garten, setzte sich unter einen Kirschbaum, zog das Wichtelsäcklein hervor und griff hinein. Zuerst holte er einen Kanten frisch gebackenes Brot, dann ein Stück Käse und zuletzt eine Handvoll Haselnüsse hervor. Er ließ es sich schmecken, doch als er beinahe fertig war, stand plötzlich die Stiefmutter vor ihm, die ihn vom Fenster aus beobachtet hatte. "Wer hat dir zu Essen gegeben, du nichtsnutziger Lümmel?" herrschte sie ihn zornig an, packte mit ihrer derben Hand das Säcklein und noch ehe Peter sie davon abbringen konnte, hatte sie auch schon hineingegriffen.

Da wurde ihr Gesicht so bleich wie Wachs, denn das Wichtelsäcklein enthielt für jeden gerade das, was er verdient. Und weil sie so schlecht und garstig von Herzen war, hielt das Säcklein auch etwas Schlechtes für sie bereit.

Da ward sie von einer Krankheit befallen, gegen die kein Kraut ihr helfen konnte. Als die herbeigeholten Ärzte sich keinen Rat mehr wußten und Gevatter Tod schon neben ihrem Lager stand, um sie mit sich fortzuholen, ließ sie Peter zu sich rufen und sprach zu ihm mit matter Stimme: "Weil ich nun bald dahinscheiden muß, will ich zuvor noch mein Gewissen erleichtern, denn ich habe dir böse zu schaffen gemacht. Auch wenn ich nicht wieder gutzumachen vermag, was ich dir angetan habe, so möchte ich doch deine Verzeihung erbitten, damit ich in Frieden sterben kann."

Als Peter sie so liegen sah, dauerte sie ihn so sehr, daß er sich wünschte, er könne ihr wieder aufhelfen. In seiner Not griff er in das Wichtelsäcklein hinein, das er immer bei sich trug, und als er die Hand wieder hervorzog, lag ein silberner Rosenzweig darin. Damit berührte er die Stirn der kranken Frau und sie wurde in ein paar Tagen wieder gesund. Und weil sie ihre Taten ehrlich bereute, wurde sie Peter eine gute Mutter und alle lebten glücklich zusammen und leben vielleicht noch heut.


*


PILZTORTE MIT SCHLAGSAHNE
Zutaten für 2 Pilztorten (2 Personen)

6 Eier
1 große Dose Mischpilze
(besser: 3-4 Tassen geputzte, frische Pilze)
200 g gekochten Schinken
200 ml Schlagsahne
1 kleines Bund Schnittlauch
Pfeffer
Salz
Margarine zum Braten


*


Die Eier in eine Schüssel schlagen, 4 EL von der Schlagsahne dazugeben, leicht salzen und alles mit dem Schneebesen schaumig schlagen.

In einer kleinen Bratpfanne etwas Margarine zerlassen und aus den Eiern 4 Omeletts backen. Im Backofen warmstellen.

Die Pilze auf einem Sieb gut abtropfen lassen. Den gekochten Schinken würfeln. Den Schnittlauch in Röllchen schneiden.

In einer Bratpfanne etwas Margarine erhitzen. Die Pilze hineingeben, nach Geschmack pfeffern und salzen und kräftig braten, bis sie sich leicht zu bräunen beginnen. Die Schinkenwürfel dazugeben, eine weitere Minute braten und die Pfanne auf kleinster Flamme warmhalten.

Die restliche Sahne steifschlagen (nicht süßen!).

Nun ein Omelett auf einen Teller legen, die Hälfte der Pilzmischung darauf verteilen und das Ganze mit einem zweiten Omelett bedecken. Wenn beide Pilztorten fertig sind, die Schlagsahne darauf verteilen, mit dem Schnittlauch bestreuen und unbedingt sofort servieren, weil die Sahne sonst zu sehr zerläuft. (Man kann die Schnittlauch- Schlagsahne aber auch in einer Schüssel dazureichen und erst bei Tisch auf die Torte geben.)

1. Februar 2007