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TIPS/036: Fruchtfliegen und Konsorten ... (SB)


Plagegeister in der Küche: Fruchtfliegen und Konsorten


Jeden Hochsommer tauchen sie in großer Anzahl scheinbar aus dem Nichts auf und nerven gewaltig: Fruchtfliegen, die es auf das (manchmal nicht mehr ganz so frische) Obst abgesehen haben, machen einem das ohnehin bei Hitze schon erschwerte Leben noch schwerer.

Was also tun? Muß man eine Frucht, auf dem diese Insekten saßen, etwa wegschmeißen? Nicht unbedingt. Da sie aber Pilze und Bakterien und damit Schimmel und Krankheiten übertragen könnten, ist ein gründliches Waschen allemal angebracht.

Statt bei der Abwehr dieser nur wenige Millimeter großen Insekten aber gleich zur Chemie-Keule zu greifen oder ihnen mit Hausmitteln den Garaus zu machen, ist der kürzeste Weg, ihnen gar nicht erst ein solch behagliches Umfeld zu schaffen, welches sie geradezu zur Fortpflanzung anregt. Dafür muß man sie erst einmal besser kennenlernen, um ihre Vorlieben, vor allem aber ihre Vermehrungsgepflogenheiten zu verstehen.

Sogenannte Frucht- oder Essigfliegen leben nur einige Wochen und vermehren sich in dieser Zeit sehr schnell, was einen raschen Generationenwechsel zur Folge hat. Ein Weibchen legt bis zu 400 Eier, aus denen dann Larven schlüpfen. Diese findet man nicht nur in gärendem Obst oder faulenden Pflanzenstoffen, sondern auch in Blättern und sogar in Bienennestern.

Frisches Obst interessiert sie weniger, sie reizt das Weiche, stark Riechende, Verfallende an der Pflanze, wobei die größte Verlockung von der darin enthaltenen Hefe ausgeht. Praktisch alle Obst- und Gemüsesorten können befallen werden inklusive Kartoffeln, mit Essig angemachte Lebensmittel, Fruchtsäfte, Bier und Wein. Sogar in Milch ist ihre Entwicklung möglich. Kaufen Sie also besser keine großen Vorräte, falls doch, verstauen Sie diese im Kühlschrank.

Auch das weitere Umfeld läßt sich für die Fruchtfliege ungemütlich machen: Die Biotonne etwa sollte regelmäßig geleert und gereinigt, der Hausmüllsack gut verschlossen werden. Abfallbehälter plaziert man am besten nicht in der Nähe von Hauseingängen oder Fenstern, denn von dort aus finden die Insekten den Weg in die Wohnung bald.

Einmal abgesehen von der Lästigkeit für den Menschen sind die "Drosophila", so ihr lateinischer Name, interessante kleine Wesen, die uns in punco Überlebenskunst sogar einiges voraus haben. An den Universitäten in Barcelona, Washington und Williamsburg hat man alte Erbmaterialproben von Fruchtfliegen mit heutigen Proben verglichen und im Zusammenhang mit dem Klimawandel erstaunliche Erkenntnisse gewonnen. Die Fliegen passen sich dem Klimawandel an. Durch Mutation ihrer Erbmasse überleben sie deutlich länger. Die Forscher gehen davon aus, daß nicht nur bei den Fruchtfliegen auf lange Sicht eine evolutionäre Anpassung an den Treibhauseffekt stattfinden wird.

Beim Menschen ist ein solcher Evolutionssprung allerdings schwer festzustellen, da unsere Reproduktionsrate im Vergleich zu anderen Lebewesen weitaus niedriger und der Generationenwechsel daher wesentlich langsamer ist.


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Quelle:
Pressemitteilung der Stadt Bonn

7. August 2010